Dunkle Umarmung
daß wir ihn lange genug von den Geschenken loseisen können, damit er überhaupt etwas ißt.« Ich kniete mich neben Troy und half ihm, zuerst seine Geschenke auszupacken.
Sein größtes Geschenk war ein eigenes Fernsehgerät. Es gab, eins im Wohnzimmer, aber jetzt würde er ein eigenes für sein Zimmer haben.
»Ich muß es in mein Zimmer bringen«, sagte er aufgeregt.
»Warte. Das hat noch Zeit, Troy. Sieh dir vorher noch die anderen Geschenke an.«
»Gut. Und schau dir deine auch an. Von mir ist auch etwas dabei.«
»Wirklich?« Mama und ich hatten die Weihnachtseinkäufe erledigt und fast unsere ganze Zeit damit verbracht, etwas
»Passendes« für Tony zu finden, weil er schön so viel hatte.
Sie hatte sich für eine massivgoldene Krawattennadel entschieden, mit Diamanten an den Enden. Dann hatte sie auf der Rückseite: »In Liebe, Jillian« eingravieren lassen. Ich hatte Mühe damit, mir etwas einfallen zu lassen, was gut genug für Daddy war. Fäustlinge und Seidenkrawatten, teure Rasierwasser, Wildlederhandschuhe, einen neuen Pfeifenhalter… nichts war das Richtige für einen Daddy, der das Geschenk nicht auspackte, während ich daneben saß.
Dann sah ich in einem Geschäft etwas, was nicht so kostspielig war wie andere Geschenke, die ich ihm hätte besorgen können, doch Freude und Wärme durchströmten mich, als ich mir vorstellte, wie er es auspackte und es ansah.
Man konnte sich neben einem Weihnachtsbaum fotografieren lassen. Unter dem Bild stand in geprägter Schrift: »Fröhliche Weihnachten«. Man konnte auch seinen Namen und das Datum dazuschreiben lassen. Ich kaufte noch einen hübschen hellen Kiefernrahmen dafür.
Als ich für das Foto posiert hatte, lächelte ich so strahlend und herzlich wie möglich. Ich ließ das gerahmte Foto einpacken und auf Daddys Schreibtisch in unserem Haus in Boston legen, damit er es vorfand, sowie er von seiner Reise zurückkehrte.
Ich entschloß mich, Troy einen Bausatz zu kaufen, weil er so geschickt mit den Händen war. Es war ein Spielzeug, aber er konnte auch etwas Kreatives damit anstellen. Sogar ein kleiner Elektromotor war dabei, und wenn er ein winziges Riesenrad baute, würde es sich wirklich drehen. Er war ganz aufgeregt, als er das Päckchen auspackte und sah, was es war. Zu meinem Erstaunen wußte er genau, was das war. Er sprang schnell auf, drückte mich fest an sich und gab mir einen Kuß.
»Danke, Leigh. Und jetzt sieh dir dein Geschenk von mir an«, sagte er. »Ich habe es selbst gemacht und es auch selbst eingewickelt.«
Ich öffnete das kleine Päckchen und traute meinen Augen nicht. Er hatte das gemacht? Es war ein kleines Keramikpferd mit einer Reiterin darauf. Das Mädchen konnte man abnehmen.
»Das ist Sniffles«, erklärte Troy. »Mein Pferd. Und die Reiterin, die drauf sitzt, bist du.«
»Das hast du selbst gemacht?«
»Das kleine Mädchen nicht«, gestand er. »Tony hat es in seiner Fabrik machen lassen, aber ich habe Sniffles gemacht.
Ich habe sie fotografiert, die Linien durchgepaust, das Pferd danach geformt und es dann gebrannt. Und dann habe ich es selbst angemalt«, erklärte er stolz.
»Das ist wunderschön, Troy. Es ist eins der schönsten Weihnachtsgeschenke, die ich je bekommen habe. Danke.« Ich gab ihm einen Kuß auf die Wange. Er zwinkerte, und dann machte er sich daran, seine restlichen Geschenke auszupacken.
Welche wunderbaren Begabungen dieser kleine Junge doch besaß, dachte ich. Wie konnte es kommen, daß Mama nicht bezaubert von ihm war?
»Du hast noch mehr Geschenke«, sagte Troy und deutete darauf. Es war mindestens ein Dutzend Päckchen, die in buntes Papier eingewickelt waren und auf denen mein Name stand, manche von Mama und manche von Tony, aber ein kleines Päckchen fiel mir zuerst ins Auge, weil ich das Emblem von Daddys Schiffahrtsgesellschaft auf dem Umschlag sah, der daran hing.
Behutsam nahm ich das Päckchen in die Hand und ließ meine Finger liebevoll darübergleiten. Troy war beeindruckt von der ehrfürchtigen Scheu, mit der ich es behandelte. Er legte sein nächstes Geschenk hin und rückte dichter zu mir.
»Was ist das?« fragte er flüsternd.
»Ein Weihnachtsgeschenk von meinem Daddy.«
»Warum machst du es nicht auf?« Troys Blick wanderte von dem kleinen Päckchen zu meinem Gesicht und wieder zurück zu dem Päckchen.
»Das tue ich doch.« Eifrig, aber mit größter Sorgfalt, damit das Papier nicht einriß, wickelte ich das Geschenk aus und fand ein kleines Schächtelchen darin,
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