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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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    Sie zog sich die Handschuhe aus. Sie klagte zwar über die Kälte und die Reise, aber sie wirkte frisch und sah schön aus.
    Sie hatte strahlende rosige Wangen und trug einen neuen schwarzen Zobelpelz mit einer dazu passenden Mütze, schwarze Samthandschuhe und eine Skihose. Sie trat zur Seite, damit Miles ihre Skiausrüstung ins Haus tragen konnte.
    Sie drückte mich kurz an sich und flüsterte: »Man sollte nicht meinen, daß Flitterwochen so anstrengend sein können, Leigh, aber du kannst mir glauben, daß sie es waren. Ich bin absolut erschöpft und ausgelaugt und habe keinen Funken Energie mehr. Ich kann es nicht erwarten, mich endlich in mein weiches Bett zu legen und die Augen zu schließen.«
    »Aber Mama, wo ist Tony? Ihr wißt doch von Troy, oder nicht?«
    »Ja, natürlich. Tony ist direkt zum Krankenhaus gefahren.
    Wir haben ihn dort abgesetzt«, sagte sie. »Warte nur, bis du siehst, was ich in Europa alles gekauft habe, Leigh«, sagte sie im selben Atemzug. »Wenn ich mich erst ausgeruht habe, werde ich dir alles zeigen und dir alles erzählen.« Sie beugte sich wieder zu mir vor und flüsterte: »Und ich meine wirklich alles!« Dann lief sie auf die Treppe zu. »Aber im Moment…
    erst einmal ein heißes Bad… und Ruhe…«
    »Aber Mama, was ist mit dem kleinen Troy?« Sie drehte sich auf dem untersten Treppenabsatz um und schien verwirrt zu sein.
    »Was soll denn sein mit ihm?«
    »Er ist so krank und…«
    »Nun, deshalb liegt er doch im Krankenhaus, Leigh. Was könnten wir denn noch mehr tun?«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Natürlich nicht«, sagte sie kopfschüttelnd. »Solchen Dingen setzt man sich doch nicht aus, wenn es nicht unbedingt sein muß.«
    »Aber…«
    »Du warst doch nicht etwa bei ihm, oder? Es würde uns jetzt gerade noch fehlen«, sagte sie, ehe ich etwas darauf antworten konnte, »daß du auch noch krank wirst. Dafür fehlt mir einfach jede Kraft und Energie. Im Moment jedenfalls.« Sie stieg die Treppe hinauf. »Ich werde dich rufen lassen.«
    Wie konnte sie in einem solchen Moment so unbeteiligt sein und nur an sich selbst denken? War sie immer so egoistisch?
    Und warum waren ihre Flitterwochen so anstrengend gewesen? Sollte das denn nicht die wunderbarste Zeit im ganzen Leben sein, insbesondere, wenn man in einem so luxuriösen Hotel abstieg? Dort konnten sie doch alles tun, was Spaß machte, und sie konnten Tag und Nacht ungestört zusammen sein und romantische Mahlzeiten bei Kerzenlicht und Musik einnehmen.
    Wie konnte sie Tony im Krankenhaus allein lassen, auch wenn sie noch so müde war? Selbst wenn ich zutiefst verabscheute, daß er in mein Leben getreten war, hatte ich doch seinen kleinen Bruder schnell ins Herz geschlossen. Und Troy war jetzt für Mama fast so etwas wie ein Stiefsohn. Tony war sicherlich sehr unruhig und besorgt. War das nicht ein Moment, in dem eine Frau an die Seite ihres Mannes gehörte, um ihn zu trösten und ihm eine Stütze zu sein? Aber sie hatte nur Angst um ihren Schönheitsschlaf. Vielleicht war diese Ehe auch nicht besser als die mit Daddy, denn auch diese neue Ehe war auf einer Lüge aufgebaut.
    Ich ging in mein Zimmer, setzte mich auf mein Bett und sah mir das kleine Pferd an, das Troy mir zu Weihnachten getöpfert hatte. Ganz gleich, wie reich wir sind, ganz gleich, für wie schön oder wie mächtig wir uns halten, in Wirklichkeit sind wir alle ganz genauso zart und zerbrechlich wie diese kleine Keramik, dachte ich. Ich preßte das Pferdchen fest an mich und sprach ein stummes Gebet.
    Ich schlief ein, und als ich aufwachte, war es schon sechs Uhr vorbei. Das Zwielicht ließ mein Schlafzimmer unfreundlich erscheinen und füllte es mit tiefen Schatten. Ich fröstelte, als sei ein Winterwind in das große Haus vorgedrungen und hätte sich einen Weg direkt in mein Schlafzimmer gebahnt. Er schlang sich um mich wie eine Decke, in die Eisfäden eingewebt waren. Ich umklammerte mit den Händen meine Schultern. Es erschien mir wie ein böses Omen.
    Troy, dachte ich und sprang eilig vom Bett. Im Korridor war es finster und still. Mein Herz schlug heftiger. Eine gedämpfte Stille hatte sich über das Haus gelegt, als sei es von jeder Menschenseele verlassen und nur noch von Geistern bewohnt.
    Ich fürchtete das Schlimmste, als ich wie eine Schlafwandlerin durch den Korridor zu Mamas Suite schlich und an der Tür horchte. Auch hier war nichts zu hören. Ich öffnete die Tür zum Flur und lief auf Zehenspitzen durch das Wohnzimmer, um in Mamas

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