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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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das mit dunkelblauem Samt bezogen war. Ich öffnete es und zog ein schweres goldenes Medaillon in Form eines Herzens mit einer funkelnden Goldkette heraus. Ich drückte auf den Verschluß, und in dem Medaillon fand ich ein winziges Bild von Daddy und mir auf der Jillian vor. Wir waren beide braungebrannt und sahen glücklich aus. Ich konnte mich noch erinnern, warum ich so glücklich gewesen war. Wir waren auf dem Heimweg, und ich hatte geglaubt, ich würde Mama vorfinden, die mich im Hafen erwartete.
    »Darf ich es sehen?« fragte Troy. Ich hielt ihm das Medaillon hin, und er nahm es mir behutsam aus der Hand, um sich das Bild anzusehen. Ich sah, wie seine Augen erst ganz groß und dann kleiner wurden. »Ich habe ein großes Bild von meinem Daddy«, sagte er. »Aber er lächelt nicht. Das habe ich Tony gesagt, und er hat gemeint, daß Daddy im Himmel lächelt und immer lächeln wird, solange ich brav bin.«
    »Dann bin ich sicher, daß er immer lächeln wird«, sagte ich.
    Ich ließ mir von ihm helfen, das Medaillon umzulegen, und dann wandten wir uns wieder dem Auspacken unserer Geschenke zu.
    Ich verbrachte den Tag damit, Troy beim Aufbauen seiner Geschenke und beim Wegräumen seiner Kleider zu helfen. Am späten Nachmittag sahen wir uns in seinem neuen Fernsehgerät einen Film an. Zum Abendessen gab es einen köstlichen Truthahn, und Rye Whisky bereitete Gemüse mit Saucen zu, die ich noch nie gegessen hatte.
    Troy hielt mich derart auf Trab, daß ich froh war, als es Zeit für ihn wurde, schlafen zu gehen. An jenem Abend legte ich mich selbst früh schlafen. Ich hatte ihm versprochen, daß wir am Morgen auf seinem Pony reiten würden, und das taten wir auch. Es gab wirklich so viel zu tun auf Farthy – wir schwammen im überdachten, beheizten Schwimmbad, wir zogen mit Langlaufskiern los, wir machten Spaziergänge zum Meer, wir ritten und fuhren Schlitten –, daß die erste Woche schnell herumging.
    Tony hatte eine enorme Bibliothek, und mein Lieblingsbuch aus seinen gutbestückten Regalen war Lolita, die Geschichte der Liebe eines älteren Mannes zu einem zwölfjährigen Mädchen, einem Mädchen in meinem Alter! Ich konnte einfach nicht glauben, was sie alles tat und sagte! Es gab Stellen, die ich wieder und immer wieder las, Stellen, die mich erröten und mein Herz schneller schlagen ließen. Ich versteckte den Roman unter anderen Büchern, damit die Hausangestellten nicht merkten, daß ich ihn gelesen hatte, denn es hätte ja sein können, daß einer von ihnen wußte, worum es in dem Buch ging.
    Ich versprach Troy, daß wir Silvester in seinem Zimmer verbringen und fernsehen würden. Er war entschlossen, bis zwölf Uhr aufzubleiben und sich im Fernsehen anzusehen, wie die Leute auf dem Times Square in New York City feierten. Er hielt bis kurz vor elf durch, doch dann hatten sich seine Augen geschlossen, und seine kleine Brust hob und senkte sich in ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen.
    Kurz nach halb zwölf rief Daddy aus Florida an. Seine Stimme klang so leise und fern. Die Leitung rauschte.
    »Dein Weihnachtsgeschenk hat mir große Freude gemacht, Daddy. Für dich liegt eins zu Hause auf deinem Schreibtisch.«
    »Ich bin nächste Woche da, und wenn ich es aufgemacht habe, rufe ich dich an«, sagte er. »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, Daddy, aber du fehlst mir so.«
    »Und du fehlst mir auch. In ein paar Wochen komme ich zurück, und dann verbringen wir zusammen einen Tag in Boston.«
    »Bis dahin bin ich schon in der Schule, Daddy. Du wirst nach Winterhaven kommen müssen. Aber das ist nicht weit von hier.« Ich erzählte ihm von den vielen Dingen, die ich unternommen hatte.
    »Das klingt ja, als sei es ganz prima dort«, sagte er betrübt.
    »Ich wäre lieber zu Hause mit dir, Daddy.«
    »Ich weiß, mein Liebling. Wir werden bald Zusammensein, das verspreche ich dir. Und jetzt laß dir ein gutes Neues Jahr von mir wünschen. Ich weiß, daß dieses letzte Jahr kein gutes Jahr gewesen ist, aber hoffentlich wird das nächste besser.«
    »Ein frohes Neues Jahr, Daddy. Ich hab’ dich lieb.«
    »Und ich dich auch, Prinzessin. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Daddy.«
    Ich preßte den Hörer an meine Brust, nachdem er aufgelegt hatte, und ich preßte ihn so fest dagegen, daß es weh tat. Ich legte ihn erst auf die Gabel, als ich hörte, wie die Fernsehsprecher zu zählen begannen: »Zehn, neun, acht…«
    Troy stöhnte im Schlaf und drehte sich dann auf die Seite.
    »Sieben, sechs, fünf…«
    Ich sah, daß es

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