Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Ihr Haar kitzelte seine Lippen.
Zum ersten Mal, seit er erwachsen war, wünschte er sich fast, dass er sich eine Gefährtin wählen könnte. Aber er wusste es besser. Er war der Letzte seines Geschlechts. Zumindest auf der Seite seiner Mutter.
Auf der Seite seines Vaters …
Kein Tiger, der Respekt vor sich selbst hatte, würde ihn je berühren. Er war für sie etwas Abscheuliches. Es war schlimm genug, ein Mischling zu sein, aber ein weißer Tiger wurde bei seinen Leuten als die schlimmste Art der Deformation angesehen.
Er konnte genauso wenig in die Welt der Katagaria gehören wie in die Welt der Menschen.
Er war allein, und daran konnte er nichts ändern. Das war der Fluch, der auf seiner Art lag, und er hatte sich schon vor langer Zeit mit diesem Schicksal abgefunden.
Er seufzte und zog sich widerstrebend von der einzigen Frau zurück, mit der er wahrscheinlich je etwas zu tun haben würde. Er küsste sie kurz auf die Wange.
Es wäre am besten, sie zu verlassen und nie mehr zurückzublicken. Nun wusste er, was ihm fehlte. Er hatte sie ein Mal geschmeckt … nun gut, eigentlich war es öfter als ein Mal gewesen. Aber damit musste es genug sein. Es war an der Zeit, sie in ihrer Welt zurückzulassen, während er in seine Welt zurückkehrte.
Marguerite fühlte eine Bewegung im Bett, als Wren sie verließ. Sie öffnete die Augen und sah zu, wie er sich nach dem Handtuch bückte, das sie heute Morgen hingeworfen hatte, weil sie es eilig gehabt hatte, zur Uni zu kommen.
Großer Gott, er hatte das schönste Hinterteil, das sie je bei einem Mann gesehen hatte.
»Gehst du schon?«, fragte sie.
Er richtete sich auf und sah sie an. »Ich muss zur Arbeit.«
Sie lachte bei dem Gedanken daran, dass ein so reicher Mann besorgt war, rechtzeitig zu seinem Aushilfsjob zu kommen, der ihm knapp das Existenzminimum sicherte. »Warum meldest du dich nicht krank?«
»Wenn ich nicht rechtzeitig hinkomme, kann Tony nicht zur Uni. Es wäre ihm gegenüber nicht fair.«
Sie fühlte ein merkwürdiges Flattern in ihrem Magen, weil Wren sich Gedanken um einen Kollegen machte. Kein Mann, den sie je kennengelernt hatte, hätte je die Bedürfnisse eines anderen anerkannt und über die eigenen gestellt.
Wren kam zurück zum Bett und küsste sie. Marguerite schmolz dahin, sobald seine Lippen die ihren berührten. Sie wollte ihn bitten, dass er blieb, aber sie verbot es sich, das zu tun. Es würden andere Augenblicke wie dieser kommen, wo sie mehr Zeit mit ihm verbringen würde.
Er schob seine Hand unter die Laken und strich sanft über ihre Hüfte. Sie seufzte, als sie seine heiße Hand auf ihrer Haut spürte und intensivierte ihren Kuss.
Wren zog sich mit einem Knurren zurück. »Wenn wir so weitermachen, dann gehe ich nicht.«
»Wäre das sehr schlimm?«
Es war, als ob ein Schleier über sein Gesicht gezogen wurde. »Ja, Maggie. Das wäre es.« Er verließ sie so schnell, dass sie irritiert war. Es war etwas Merkwürdiges um ihn. Sie begriff es nicht. Es war, als ob er etwas vor ihr verbarg.
»Was ist los, Wren?«
»Nichts«, sagte er kurz angebunden und ging ins Bad.
Marguerite stand auf, zog ihren Morgenmantel über und folgte ihm.
»Wren?«, fragte sie, während er unter der Dusche stand. »Sag mir, was los ist.«
Seine Augen brannten sich wieder in ihre. »Das kann ich nicht. Selbst wenn ich es täte, würdest du mir nicht glauben.«
»Versuch es doch.«
Er schüttelte den Kopf. »Schau, Maggie, dieser Nachmittag war toll … du warst und bist einfach unglaublich. Aber wir können uns nicht mehr treffen.«
»Warum nicht?«
Er stieß einen langen, müden Seufzer aus. »Du bist die Tochter eines Senators.«
»Und du bist der Sohn eines wahnsinnig erfolgreichen Industrie-Magnaten. Leute wie wir gehen doch ständig miteinander aus.«
Er lachte bitter. »Nein, Maggie, das tun sie nicht. In meinem Leben gibt es eine Menge Ärger, den du niemals verstehen könntest.«
»Zum Beispiel?«
Seine Augen wurden dunkel und gequält. Er streckte seine nasse Hand aus und legte sie auf ihre Wange. »Ich wünschte, ich wäre so, wie du es verdienst. Aber dieser Mann kann ich nie sein. Auf mehr als eine Art.«
Sein Blick war voller Bedauern, er ließ die Hand sinken und zog den Duschvorhang zu.
Marguerite stand da und hörte das Wasser rauschen. In Gedanken ging sie alles durch, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, seit sie einander begegnet waren. Und eine gewisse Zeit an diesem Nachmittag hatte sie gedacht, dass sie etwas
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