Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
nicht etwas, was ich nicht tun kann.«
»Sag mir, was mit deinen Eltern geschehen ist, Wren.«
Seine Augen verbrannten sie mit ihrer Hitze. Es lag so viel gequälter Schmerz darin, dass es sie überraschte, als er schließlich sprach. »Sie haben einander bei einem Streit umgebracht. Begreifst du jetzt?«
Marguerite war schockiert von diesen Worten. Einen Moment lang konnte sie nicht einmal mehr atmen.
»Ich habe den Charakter und die Wut von allen beiden geerbt, und jetzt weißt du auch, warum ich keinem anderen nahekommen kann. Ich will dich nicht verletzen, Maggie. Ich will es nicht, aber wenn ich mit dir zusammenbleiben würde, weiß ich, dass ich irgendwann etwas falsch machen würde.«
Noch immer glaubte sie es nicht. »Ich glaube nicht, dass du mich jemals verletzen könntest.«
»Ich glaube es auch nicht, Maggie, sondern ich weiß es. Vertrau mir. Ich muss dir fernbleiben.«
Ihr brach das Herz, und doch war irgendwo in ihr ein Körnchen Hoffnung. Vielleicht brauchte er nur etwas Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. Sie hatten beide gesagt, dass sie einander nicht wiedersehen würden, und doch standen sie beide, nackt, ganz nahe beieinander.
Das Unmögliche konnte passieren, und vielleicht würde er seine Meinung ändern.
Aber wenn es nicht passierte, würde sie ihn nicht festhalten. Sie weigerte sich, eine dieser Frauen zu sein, die klammerten und die einem Mann nachjagten. Sie war stärker.
Plötzlich ging ihr der dumme alte Spruch durch den Kopf: »Wenn du etwas liebst, lass es frei. Wenn es zurückkehrt, war und ist es für alle Zeiten deins. Wenn es nicht zurückkehrt, war es nicht für dich gedacht.« Das stimmte tatsächlich.
Natürlich folgte diesem Gedanken bald der Lieblingszusatz von Tammy: Wenn es in deinem Wohnzimmer sitzt, dein Essen isst, deine Sachen durcheinanderbringt, dein Telefon benutzt und dein Geld ausgibt und sich ganz und gar nicht so benimmt, als hättest du es je freigelassen … dann bist du entweder mit ihm verheiratet oder hast es zur Welt gebracht.
Tammy sah das Leben manchmal aus einem sehr interessanten Blickwinkel.
Wenn sie versuchte, ihn an sich zu binden, würde daraus nichts Gutes erwachsen.
»In Ordnung, Wren. Aber wenn du je einen Freund brauchst, dann weißt du, wo du mich findest.«
Er lächelte und schnupperte an ihrer Wange. Sein Atem erhitzte ihre Haut und ließ sie heiß und schwach werden. Sie schaffte es gerade noch, ihn nicht zurück in ihr Bett zu ziehen.
»Wenn du je jemanden brauchst, der dich beschützt, dann weißt du, wo du mich findest.«
Sie lachte darüber, obwohl ihr Herz bei dem Gedanken daran, ihn nie wiederzusehen, erstarrte.
»Geh«, sagte er und schob sie zurück. »Steig unter die Dusche. Ich warte nebenan.«
Marguerite nickte und sah ihm zu, als er sie verließ. Sie vermisste ihn bereits jetzt. Sie duschte, zog sich an und brachte Wren zurück zum Sanctuary.
Er öffnete die Wagentür und drehte sich zu ihr um. »Danke, Maggie.«
»Wofür?«
»Dafür, dass du mit mir zusammen warst.«
Bei seinen merkwürdigen Worten machte sie ein finsteres Gesicht. Warum sollte er sich dafür bedanken? »Es hat mich keine Überwindung gekostet.«
»Ich werde dich nie vergessen.« Er nahm ihre Hand und küsste ihre Handfläche.
Dann stieg er aus dem Auto.
Marguerite ließ das Fenster herunter. »Wren?«
Er drehte sich um. »Es ist vorbei, Maggie. Es muss so sein.«
Ehe sie noch ein Wort sagen konnte, verschwand er im Gebäude, ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen. Sie hörte im Radio das ruhige Lied I’ll be me von Edwin McCain, das die Leere zu füllen versuchte, die durch Wrens Abwesenheit entstanden war.
Doch tief im Herzen wusste sie, dass nichts die Leere in ihr füllen könnte. Nichts außer Wren, und er war entschlossen, sich von ihr fernzuhalten.
Aber vielleicht war es so am besten. Es war etwas sehr Dunkles und Ernstes um Wren. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht stimmte etwas nicht mit ihm.
Die Zeitungen waren jeden Tag voll mit Geschichten von Frauen, die bei der Wahl ihres Freundes oder Ehemanns einen Fehler gemacht hatten. Viele dieser Frauen lebten nicht einmal lange genug, um ihre Wahl zu bedauern.
Aber Wren würde sie nicht verletzen. Das wusste sie instinktiv.
»Ja, aber wenn du nicht dazu bereit bist, mir zu vertrauen, dann ist es hoffnungslos.«
Wren wollte seine Freiheit, und sie weigerte sich, ihm hinterherzurennen.
Sie war Marguerite Goudeau. Und wenn sie schon sonst nicht viel im Leben hatte, dann
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