Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
hatte sie doch immerhin ihren Stolz.
»Adieu, Wren«, flüsterte sie. »Ich hoffe, wir werden uns eines Tages wiedersehen, wenn du gelernt hast, anderen zu vertrauen.«
6
Wren fühlte sich wie der letzte Dreck, als er durch die Hintertür des Sanctuary ging. Er zwang sich, die Tür anständig zu schließen und sie nicht zuzuknallen. Er wollte nicht hier sein. Der einzige Ort, an dem er sein wollte, war bei Maggie.
Noch immer konnte er ihren Duft auf seiner Haut riechen und ihren Körper spüren, der sich an seinen presste. Er sehnte sich nach ihr mit einem solchen Wahnsinn, dass er sich am liebsten in seine richtige Gestalt verwandelt hätte und ihr nachgesetzt wäre.
Aber das konnte nicht sein.
In seinem Leben war kein Platz für sie.
»Du kommst zu spät, Tiger«, knurrte Remi, als Wren in die Küche kam. »Wo, zum Teufel, bist du gewesen?«
Wren ignorierte ihn, nahm eine weiße Schürze vom Haken an der Tür und band sie sich um. Marvin kam auf ihn zugerannt und schnatterte ärgerlich, als ob er zum Ausdruck bringen wollte, wie aufgeregt er war, dass Wren ihn so lange mit den Bären allein gelassen hatte.
»Tut mir leid, Äffchen«, sagte Wren leise. »Ich hatte heute Nachmittag etwas zu erledigen.«
Marvin zog eine Grimasse, kletterte an Wrens Arm hinauf, hockte sich auf seine Schulter und zerzauste sein Haar. Wren strich es glatt und sagte nichts.
Remi warf ihm einen feindseligen Blick zu und ging hinaus in den Vorratsraum, um ein neues Fass zu holen.
Tony kam aus dem Barbereich und betrat mit einem Stapel Teller die Küche. Er sah Wren erleichtert an, bevor er die Teller in die große Spüle aus rostfreiem Edelstahl stellte. »Mann, heute war vielleicht viel los. Als ob Mardi Gras wäre oder so.«
Wren warf einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hing. Er war fünfzehn Minuten zu spät, und Tony hatte immer noch Gäste zu bedienen.
Tony neigte den Kopf zu Wren. »Kein Problem, das schaff ich noch. Aber pass auf mit Remi, der hat schon den ganzen Tag beschissene Laune.«
Wren schnaubte. Remi hatte immer beschissene Laune. Der junge Bär hatte ständig üble Stimmungsschwankungen.
»Fahr nicht zu schnell«, warnte Wren Tony, der seine Schürze herunterriss und seine Autoschlüssel aus der Gesäßtasche kramte. »Die Straße runter steht ein Polizist.«
»Danke für den Tipp.«
Sobald Tony fort war, hielt Remi an seiner Arbeit mit dem Fass inne und starrte Wren an. »Was denn? Du sprichst jetzt mit anderen Aushilfen?«
Wren ignorierte ihn und ergriff eine leere Schüssel. Remi legte den Kopf schief. »Du Menschenwrack, Tiger. Wo bist du heute Nachmittag gewesen?«
Er konnte spüren, wie angriffslustig der Bär war – das lag in Remis Natur, genauso, wie es in seiner eigenen lag. Aber glücklicherweise hatte der Bär mehr Verstand. Ohne auch nur Notiz von ihm zu nehmen, ging Wren hinaus in die Bar, um die Tische abzuräumen.
Es war ein typischer Abend, an dem sich Touristen und Biker mischten und im Hintergrund Heavy-Metal-Musik aus der Stereoanlage ertönte. Die Howlers würden erst viel später auf die Bühne kommen. Mit Ausnahme von Colt, ihrem Gitarristen, neigten die Bandmitglieder dazu, den Tag über zu schlafen und erst in der Dämmerung aufzustehen. Für ein Tier war es schwierig, den ganzen Tag in Menschengestalt zu bleiben.
Das schafften nur die wirklich Starken.
Es war Essenszeit, und die Tische waren voll mit Leuten, die zu Abend aßen. Es waren nicht viele Were-Hunter da. Wren war einer der Wenigen, die so früh herauskamen. Tageslicht hatte ihm nie besonders viel ausgemacht. Obwohl er in Were-Hunter-Jahren gerechnet noch ziemlich jung war, hatte er nie Probleme damit gehabt, vor Einbruch der Dunkelheit in menschlicher Gestalt zu bleiben. Es wusste nicht, warum das so war.
Vielleicht rührte das von der Tatsache her, dass es genauso viel Anstrengung erforderte, in Gestalt eines Tigers oder eines Leoparden zu bleiben wie in Gestalt eines Menschen. Schon früh in seinem Leben hatte er diese Fähigkeiten vervollkommnet, um sich unter die anderen Tiere mischen zu können.
Unglücklicherweise war das vergeblich gewesen, denn sie konnten riechen, dass er ein Mischling war. Sein Geruch war das Einzige, was er nicht verändern konnte, nicht einmal mit Hilfe der Magie. Und er hasste ihn.
Sobald er seine Schüssel gefüllt hatte, ging er zurück Richtung Bar und zur Küchentür. Hinter der Bar stand Fang und machte einen Schritt zur Seite, um ihm die Tür aufzuhalten.
Wren nickte zum
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