Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Dank. Fang war ein Wolf, der vor etwa anderthalb Jahren ins Sanctuary gekommen war. Die ersten Monate hatte er im Koma gelegen, in das er gefallen war, nachdem ihn einige Daimons bei einem brutalen Angriff zusammengeschlagen und völlig hilflos zurückgelassen hatten. Anders als die Vampire aus Hollywood-Legenden tranken die Daimons nicht nur Blut, sondern saugten auch lebendige Seelen in ihre Körper, um ihre eigene Lebenszeit zu verlängern. Weil Were-Hunter magische Kräfte hatten, wurden sie besonders gern von Daimons ausgewählt, die diese Zauberkräfte für sich selbst verwenden konnten, wenn sie den Were-Hunter getötet hatten.
Für Were-Hunter war es sehr hart, von Daimons angegriffen zu werden, und Wren wunderte sich nicht, dass Fang ins Koma gefallen war. Der Wolf hatte großes Glück gehabt, dass er überlebt hatte.
Seit dem merkwürdigen Thanksgiving, an dem Fang es geschafft hatte, zum ersten Mal aufzustehen, war er langsam wieder zu Kräften gekommen, aber der Wolf war von diesem Angriff noch immer stark gezeichnet.
»Was ist mit deinem Haar passiert, Tiger?«, fragte Fang.
»Es ist abgefallen.«
Fang schüttelte den Kopf, als Wren an ihm vorbei in die Küche ging. Er trat zur Spüle, und Marvin sprang von seiner Schulter auf das Regalbrett darüber, während Wren das Geschirr aus der Schüssel in den Geschirrspüler räumte.
»Wie ist es heute Nachmittag gelaufen?«
Er wandte den Kopf und sah Aimee hinter sich stehen. Wie immer war sie außerordentlich schön, sie trug ein enges rotes T-Shirt und Jeans. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie sah hoffnungsvoll aus.
Wren zuckte die Achseln. »Es lief ganz gut.«
Ihr Lächeln verblasste. »Sind die Blumen nicht gut angekommen?«
»Doch.«
»Warum bist du dann nicht glücklich?«
Er zuckt erneut die Achseln.
Aimee packte ihn am Arm und zog ihn außer Hörweite der anderen in eine Ecke. »Wren, rede mit mir.«
Sie war die einzige Person, mit der er überhaupt je geredet hatte – was nicht viel zu bedeuten hatte, weil er selten mehr als ein paar Wörter zu ihr sagte. »Ich gehöre nicht mit einem Menschen zusammen.«
Sie schaute zur Tür, die zur Bar führte, wo Fang arbeitete. »Ja, es ist schmerzlich, etwas zu wollen, von dem man weiß, dass man es eigentlich nicht sollte. Aber …«
»Es gibt hier kein Aber, Aimee«, sagte Wren zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Katagaria haben keine menschlichen Gefährtinnen, das weißt du doch. Wann hat sich einer von uns das letzte Mal mit einem Menschen verbunden?«
»Es ist aber vorgekommen.«
Er wusste es besser. »Selbst wenn, wären wir unfruchtbar. Ein Tier kann keine Nachkommen mit einem Menschen zeugen.« Was vielleicht nicht so schlecht war. Noch mehr solche Missgeburten wie ihn zeugen, das war das Letzte, was er wollte. Und das wussten auch die Götter. Der springende Punkt aber war, dass Maggie weit über ihm stand. Sie verkörperte alles, was schön war in der Welt, und er war all das, was den Menschen Albträume bereitete.
Es war unmöglich.
Wren seufzte resigniert. »Ich hab sie mir aus dem Kopf geschlagen. Und jetzt muss ich weiterarbeiten.«
Aber das Problem lag darin, dass Maggie ihm nicht aus dem Sinn ging. Im Gegenteil, seine Gedanken kreisten ständig um sie. Er konnte das Bedürfnis nicht begreifen, das er nach ihr hatte. Das Verlangen.
Das wilde Tier in ihm wollte sie suchen. Er lechzte nach ihr, und in ihm kochte es. Es war nur gut, dass er wusste, wie er das Tier unter Kontrolle halten konnte, sonst hätte er unvorstellbare Dinge getan.
Er ließ Aimee stehen und ging zurück zu dem Geschirr.
»Wren?«, sagte sie und hielt ihn zurück.
Wren warf einen bedeutungsvollen Blick Richtung Bar, wo Fang auf sie wartete. »Hör auf zu träumen, Aimee. Unsere Wirklichkeit ist zu hart dafür.«
Er sah den Zweifel in ihren blauen Augen. »Aber die Hoffnung auf etwas Besseres ist es, die uns weitermachen lässt.«
Über ihren blinden Optimismus konnte er nur spotten. »Ich habe die Hoffnung an dem Tag aufgegeben, an dem meine eigene Mutter mich an der Kehle gepackt hat, um mich zu töten.« Er starrte Aimee streng an. »Und wenn ich du wäre, Aimee, würde ich auf diese Warnung hören. Keiner von uns hat eine menschliche Mutter. Wenn du auch nur einen Augenblick lang denkst, Nicolette würde sich nicht gegen dich stellen, dann bist du verrückt.«
»Ich bin ihre einzige Tochter.«
»Und ich war das einzige Kind – das letzte aus der Art meiner Mutter –, und doch hat sie
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