Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
nicht gezögert, mich anzugreifen. Denk mal darüber nach.« Wren lief an Aimee vorbei zurück in die Bar.
Doch er hatte Aimees Worte im Ohr.
Hoffnung. Er schnaubte bitter bei dem Gedanken daran. Hoffnung war etwas für Menschen, nicht für Tiere oder Missgeburten.
»Hallo.«
Er sah hoch und sah eine junge Frau mit sehr kurzem Rock und engem taillierten Oberteil auf sich zukommen.
Sie legte den Kopf zurück und trank ihr Glas leer. »Ich dachte, ich spare dir ein bisschen Zeit und bringe dir mein Glas selber«, sagte sie und betrachtete ihn begehrlich von Kopf bis Fuß. Sie ließ ihr leeres Glas an ihren Brüsten entlanggleiten, ehe sie es ihm gab.
Er war überrascht, dass er überhaupt nichts für sie empfand. Wren neigte den Kopf, nahm ihr das Glas ab und trat zum nächsten Tisch.
Die Frau zog einen Schmollmund und ging zu ihrem Platz zurück.
»Was, zum Teufel, ist los mit dir, Tiger?«, fragte Justin, als er zu Wren kam. »Welches Tier würde das ablehnen?«
»Schnapp sie dir, Panther«, sagte Wren ruhig. »Sie gehört dir.«
»Ja, ich denke, das werde ich tun.«
Wren sah zu, wie Justin geradewegs auf die Frau zuging und sie in ein Gespräch verwickelte. Einige Minuten später verschwanden die beiden in Richtung des Lagerraums bei der Bühne, den einer der Bären schalldicht umgebaut hatte, damit man willige Menschenfrauen dorthin auf einen oder zwei Quickies mitnehmen konnte.
Komisch, aber Wren empfand absolut nichts für diese Frau. Nicht einmal eine leichte Erregung. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er geschworen, er sei gebunden. Aber auf seiner Hand war kein Zeichen, und selbst, wenn eines da gewesen wäre, hätte er sich nie mit einer Menschenfrau verbunden. Insbesondere nicht mit Maggie. Ihr Vater war zu bekannt.
Es ging darum, ihre Welt vor den Menschen geheim zu halten. Sich mit einem Mitglied einer Politikerfamilie zu verbinden war Selbstmord.
Marvin kam angerannt, stellte ein Glas in die Schüssel und lief wieder davon.
Nicolette blieb kurz vor der Tür zu ihrem Büro stehen und sah Wren zu, wie er die Tische sauber machte. Ihr tierischer Instinkt sagte ihr, dass es an der Zeit war, dass er das Sanctuary verließ. Nicht dass sie ihn überhaupt jemals hier gewollt hätte.
Wäre es nach ihr gegangen, wäre außer ihrer eigenen Familie überhaupt niemand im Sanctuary. Aber so waren ihre Gesetze nicht. Es war die Notwendigkeit, die es ihr befahl: Sie erlaubte anderen Were-Huntern, zu kommen und zu gehen und sogar in ihrem geliebten Heim zu leben.
Das hieß noch lange nicht, dass es ihr auch gefiel.
Ihr Blick wurde sanfter, als er zu ihrem Sohn Dev wanderte, der mit seinem Bruder Cherif sprach. Sie hatte zwei Söhne an die arkadischen Were-Hunter verloren, die sie einmal bis ans Ende der Welt und darüber hinaus verfolgt hatten, aus keinem anderen Grund, weil sie und ihre Art Tiere waren. Sie weigerte sich, noch mehr Kinder an diesen blutrünstigen Krieg der Arkadier gegen die Katagaria zu verlieren.
Sie würde alles tun, um ihre Familie zu beschützen.
»Lo?«
Sie drehte sich um, als sie die Stimme ihres Mannes hörte. Aubert starrte sie besorgt an. » Oui, Aubert?«
Er sah zu Wren hinüber. »Der Tiger verletzt keinen mehr.«
Sie verzog den Mund. »Allein seine Anwesenheit beleidigt mich. Er ist falsch, und das weißt du.«
»Er kann sonst nirgendwo hin.«
»Wir auch nicht.« Sie wies in Richtung des Affen, der gerade wieder auf die Schulter des Tigers sprang. »Das ist auch unnatürlich. Ich hasse diesen verdammten Affen. Er ist dreckig. Solche Tiere wie der da sind Futter und keine Haustiere.«
»Marvin ist kein Haustier«, sagte Aubert ruhig. »Wren besitzt ihn nicht. Sie sind Freunde, und der Affe beruhigt den Tiger. Deshalb erlauben wir, dass er hier ist.«
Sie lachte angewidert. »Warum müssen wir ihn versorgen? Wir sind Bären. Wir sind die Stärkeren. Ein Schlag, und wir könnten den Tiger töten.«
Aubert nickte zustimmend. »In der Wildnis, Tier gegen Tier, da schon. Aber Wren ist zum Teil Mensch genau wie wir. Er weiß, dass er uns nicht von vorn angreifen kann, von hinten aber schon. Was ihm an Kraft fehlt, das macht er durch Schnelligkeit und Wendigkeit wett. Er könnte uns töten, daran zweifle ich nicht.«
Sie schaute ihren Gefährten grollend an. »Fürchtest du ihn?«
»Nein«, versetzte er scharf. »Aber ich bin kein Dummkopf. Lass dich nicht von deinem Hass blind machen, ma petite . Wir nutzen seine Stärke besser, indem er für uns kämpft, und
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