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Dunkle Verführung: Roman (German Edition)

Dunkle Verführung: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Verführung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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seiner eigenen Größe zu sonnen?
    Das reichte schon, damit ihr übel wurde, und noch jetzt konnte sie die wütende Stimme ihres Vaters hören.
    Damit bekommt er einen Eintrag ins Vorstrafenregister, den man nie wieder löschen kann, und wofür? Wegen eines wertlosen Penners, mit dem du dich unbedingt anfreunden wolltest? Also wirklich, Marguerite, was ist denn los mit dir? Blaines Vater hat mir geholfen, Zehntausende Dollar für meine Kampagne aufzutreiben, und meine Tochter trägt dazu bei, dass sein Sohn festgenommen wird? Willst du mich umbringen? Willst du, dass ich mit einem Herzinfarkt tot umfalle, damit du früher an dein Erbe kommst? Dann nimm doch gleich eine Pistole und schieß auf mich. Na los doch …
    Und dann hatte er die eine Bemerkung gemacht, die nie ihre Wirkung verfehlte.
    Das habe ich nun davon, dass ich gegen den Willen meiner Familie eine Cajun geheiratet habe. Ich hätte niemals Kinder bekommen sollen. Sie sind eine Belastung, die sich kein Politiker leisten kann.
    Sie hatte es nicht geschafft, während seiner gesamten fünfundvierzigminütigen Schimpftirade auch nur ein Mal zu Wort zu kommen. Nach einer Weile hatte sie es gar nicht mehr versucht. Sie hatte den Hörer zur Seite gelegt, ein paar Chips gegessen und eine Zeitschrift durchgeblättert, während er schimpfte. Als er endlich fertig war, hatte sie sich einfach entschuldigt und aufgelegt.
    Ihr Vater war nie ein Mensch gewesen, der vernünftigen Argumenten zugehört hatte. Natürlich hätte sie ihm erzählen können, wer Wren wirklich war und warum Blaine es nicht geschafft hatte, sich aus der ganzen Sache herauszukaufen, aber es bereitete ihr ein sadistisches Vergnügen, es ihm nicht zu erzählen. Sollte ihr Vater doch an seinen Vorstellungen scheitern.
    Wie sie ihren Vater kannte, würde er eine komplette Kehrtwendung machen, sobald er erfuhr, dass Wren wohlhabend war.
    Aber sie wollte nicht, dass ihr Vater Wren mochte, weil er reich war. Sie wollte, dass er den Menschen in ihm sah und nicht das Geld.
    Sie schüttelte den Kopf, ging den hölzernen Weg zwischen den Käfigen entlang und versuchte, nicht an die ganze Sache zu denken. Aber das war unmöglich. Sie wollte nicht gegen ihren Vater kämpfen.
    Sie wollte, dass ihr Vater stolz auf sie war. Dass er sie akzeptierte. Und dabei war er so unvernünftig. Sie war nie jemandem begegnet, der sich mit so wenig Informationen so rasch eine Meinung bildete und dann bis zum Ende aller Zeiten argumentierte, warum seine Meinung die Richtige war, während alle anderen falsch lagen.
    »Eines Tages werde ich mich gegen dich behaupten, Dad«, flüsterte sie. Zumindest hoffte sie, dass sie es schaffen würde. Aber leicht war dies nicht, denn trotz allem liebte sie ihn. Er war ihr Vater, und es gab zwischen ihnen Momente der Zärtlichkeit …
    Jedenfalls manchmal.
    Er hatte einfach hohe Erwartungen an sie. Er wollte, dass sie war wie Whitney oder Elise, eine perfekte Debütantin. Eine umwerfende Schönheit, die spätere Gattin eines reichen Mannes. Eine, die strategische Partys veranstaltete und so ihrem Mann half, die Erfolgsleiter hinaufzuklettern, egal, welchen Bereich er gewählt hatte.
    Aber das war nicht das Richtige für sie. Sie war unscheinbar und nicht gerade dünn oder zierlich. Und was Partys anging, saß sie lieber allein in einer Ecke und las. Sie konnte es nicht ausstehen, nett zu Leuten zu sein, die sie nicht mochte, weil ihr Vater sie wegen Spendengeldern umwarb. Sie hasste es, Theater zu spielen. Sie wollte einfach nur sie selbst sein.
    Sie wollte ein Zeichen in die Welt setzen, wie ihre Mutter es vor der Hochzeit getan hatte, und nicht die Erfüllungsgehilfin für jemand anders sein. Diese Art von Leben hatte ihre Mutter kaputtgemacht, und sie wusste genau, dass es auch sie umbringen würde.
    »Ich will einfach nur atmen können.« Es war ihr egal, was sie beruflich machte, solange es ein Beruf oder eine Karriere war, die sie wählte. Sie würde nicht in einem Käfig leben wie die Tiere hier. Wie sehr sie ihren Vater auch liebte, sie weigerte sich, sich von ihm so behandeln zu lassen, wie er es mit ihrer Mutter getan hatte.
    Marguerite blieb vor dem Geländer mit den weißen Tigern stehen. Schon als kleines Kind war sie gern in den Zoo gegangen. Es war der Ort gewesen, an dem ihre Mutter sich am liebsten aufhielt.
    Ihre Mutter war hier aufgewachsen. Marguerites Großvater mütterlicherseits hatte in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren eine große Kampagne gestartet, um den

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