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Dunkle Verführung: Roman (German Edition)

Dunkle Verführung: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Verführung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sicherheitshalber das Telefon, schob den Vorhang zur Seite und sah ihn völlig nackt im Hof stehen. Aber nicht nur das, er war auch voller Blut. Sein Atem ging stoßweise, sein Gesicht war voller Kratzer und Prellungen. Es sah aus, als hätte er irgendeinen Unfall gehabt.
    »O mein Gott, Wren«, keuchte sie, als sie die Tür öffnete und ihn hereinließ. »Was ist denn passiert?«
    Er sagte nichts und taumelte in ihre Küche.
    »Wren?«
    Er fiel auf die Knie und sah zu ihr auf, während er nach Luft schnappte. »Tut mir leid, Maggie. Ich wusste nicht, wo ich hinsollte.«
    Ihr Herz hämmerte vor Panik, sie kniete sich neben ihn. »Ich rufe …«
    »Keine Polizei«, sagte er stöhnend. »Keinen Arzt.«
    »Aber du bist …«
    »Nein!«, fuhr er sie an und schlug das Telefon aus ihren Händen. »Sie bringen mich um.«
    »Wer bringt dich um?«
    Hilflos sah sie zu, wie sich seine Augen verdrehten und er die Besinnung verlor. Einen Moment später lag statt eines Menschen ein …
    Etwas.
    Sie wankte zurück, fort von der Kreatur. Es sah aus, als wäre es eine merkwürdige Mischung aus Schneeleopard und weißem Tiger, und es war riesig.
    Marguerite hatte so etwas noch nie gesehen. Ein Teil von ihr wollte schreien, und ein anderer Teil war von dem, was sie sah, völlig fasziniert.
    »Das hier passiert nicht wirklich …«
    Sie musste träumen.
    Aber es war kein Irrtum möglich bei dem, was da bei ihr auf dem Fußboden lag. Sie betrachtete die blutigen Fußspuren, die in ihr Haus führten. Es waren die eines Menschen.
    Es waren die von Wren.
    Und sie hörten dort auf, wo der Tiger lag …
    »Ich habe einen Nervenzusammenbruch. Ich habe Wahnvorstellungen.« Das musste es sein. Sie erlebte einen Flashback.
    Du nimmst keine Drogen.
    »Also gut, lieber Verstand, dann erklär mir das hier bitte.«
    Aber es kam keine Erklärung. Zumindest keine logische. Wren hatte ihr Haus betreten, er sah aus, als hätte ihn jemand zusammengeschlagen, und jetzt lag ein blutendes Tier auf ihrem Fußboden.
    Ein riesiges blutendes Tier auf ihrem Fußboden.
    »Okay, Marguerite, du lebst in New Orleans. Du hast Anne Rice und Jim Butcher gelesen. Du hast Der Werwolf von Tarker Mills gesehen … Aber er ist kein Werwolf.«
    Nein, er war etwas anderes.
    Und nun begriff sie, was er ihr zu sagen versucht hatte, ohne es mit diesen Worten zu sagen. Er hatte ihr erklärt, was er war, und sie hatte es nicht begriffen. Jetzt verstand sie, warum er in der Lage gewesen war, in den Tigerkäfig zu springen und nicht verletzt zu werden. Wie er so rasch von der Schussverletzung genesen war.
    Er war kein Mensch.
    Zumindest nicht ganz.
    Ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte.
    Seine Worte kamen ihr in den Sinn. Sehr wahrscheinlich hatte er gewusst, was in dem Moment passieren würde, in dem er die Besinnung verlor – deshalb hatte er sich wahrscheinlich geweigert, zuvor die Nacht mit ihr zu verbringen. Und doch hatte er ihr genug vertraut, um in der Stunde der Not zu ihr zu kommen.
    Sein Leben lag nun in ihren Händen. Wenn sie die Polizei oder den Notarzt oder auch nur den Tierschutzverein rief, würden sie ihn in einen Käfig sperren und ihn nie wieder herauslassen.
    Oder schlimmer noch: Sie würden ihn töten.
    Ihr Herz hämmerte, als sie sich näher zu der großen Katze auf ihrem Boden wagte. Mit zitternder Hand berührte sie sein weiches Fell. Es war, als streichle man eine dicke, seidige Katze. Nie hatte sie etwas Weicheres gefühlt. Impulsiv verbarg sie ihr Gesicht in dem Fell.
    »Bist das wirklich du, Wren?«
    Er reagierte nicht.
    Und er blutete noch immer.
    Sie hatte Angst, dass er dort auf dem Boden sterben könnte, und so versuchte sie, ihn zu bewegen, aber er schien ungefähr so schwer zu sein wie ihr Auto. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, also ging sie ins Bad und holte Alkohol, antibiotische Salbe und Verbände.
    »Zum Teufel«, sagte sie, als sie die Dinge zusammensuchte. »Nach dem Pistolenschuss ist er auch schnell wieder gesund geworden. Alle diese merkwürdigen Were-Leute heilen schnell, oder?« Wenn sie ihn anständig versorgte, würde er bald wieder auf die Beine kommen.
    Das hoffte sie zumindest.
    Aber als sie zu ihm zurückkehrte und begann, seine Wunden zu säubern, konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, wer oder was ihn aus welchem Grund verletzt hatte. Und am wichtigsten: Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob derjenige, der das getan hatte, ihn finden könnte.
    Und sie auch.

9
    Wren kam langsam zu sich und spürte

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