Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Unterdrückte Gefühle brachen sich in ihm Bahn: Trauer, Zorn. Aber allem zugrunde lag der Teil von ihm, der seinen Vater hatte lieben wollen.
Der Teil von ihm, der gewollt hatte, dass sein Vater ihn liebte.
Wrens Vater kam näher, einen mürrischen Ausdruck auf dem Gesicht. »Bist du das, kommst du … aus der Zukunft?«
Wren hatte keinen Grund, zu lügen. Sein Vater war nicht dumm, und es gab keine andere Erklärung, warum diese beiden in seinem Haus sein sollten.
Verdammt. Das war gegen jede Regel, die Wren je über Zeitreisen gehört hatte … nicht dass er viel darüber gewusst hätte. Weil er keine Zeitreisen machte, war er mit den Regeln nicht besonders gut vertraut.
Wren atmete tief ein, ehe er die Frage seines Vaters beantwortete. »Ja.«
»Warum bist du jetzt hier?« Wrens Vater runzelte die Stirn und sah zwischen den beiden hin und her. »Du solltest nicht hier sein, oder?«
Als Sekunden vergingen und nichts Merkwürdiges passierte – er existierte noch immer –, war Wren überrascht. »Nein … doch … vielleicht? Weil ich jetzt nicht tot bin, bin ich nicht mehr so sicher. Wenn ich nicht hier sein sollte, wäre ich dann nicht jetzt gestorben, als du durch diese Tür gekommen bist?«
Wrens Vater seufzte ärgerlich. »Hast du deine Kräfte immer noch nicht im Griff?«
Wut blitzte tief in Wren auf. Wie konnte sein Vater es wagen, ihn zu beurteilen, als ob er dumm wäre! Er war kein unreifer Junge mehr. Er war ein Erwachsener, der ausgezeichnet auf sich selbst aufpassen konnte, und er ärgerte sich darüber, dass sein Vater offenbar anders darüber dachte. »Ich kann es jederzeit mit dir aufnehmen, alter Mann, ohne mit der Wimper zu zucken.«
Wrens Vater sah ihn stolz an. Langsam verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Aber Zeitreisen machst du nicht?«
»Nein«, antwortete Wren ehrlich. »Ich habe vor langer Zeit gelernt, dass es nicht gerade in meinem Interesse läge, es zu lernen.«
»Warum?«
»Er ist in einem Sanctuary groß geworden«, sagte Maggie. »Es gibt eine Menge Leute, die Wren lieber tot sähen.«
Wren kniff die Augen zusammen und sah seinen Vater an, für den Fall, dass er Maggies Worte missverstanden hatte. »Nicht dass ich mich je vor einem Kampf gefürchtet hätte oder einem ausgewichen wäre …«
»Das ist wahr«, warf Maggie ein. »Ich schwöre, er ist ein halber siamesischer Kampffisch. Er würde noch mit seinem eigenen Spiegelbild kämpfen, um zu beweisen, dass er recht hat.«
Wren überging ihren Einwurf. »Außerdem bin ich nicht dumm, und ich habe es nie irgendjemandem leicht machen wollen. Schon gar nicht meinen Feinden.«
Den Stolz im Gesicht seines Vaters konnte man nicht missverstehen. »Sehr gut, Junge. Ich freue mich, zu hören, dass sie dich noch nicht erwischt haben.«
»Und das werden sie auch nicht.«
Wrens Vater sah Maggie an. »Ist sie deine Gefährtin?«
Wren nahm Maggies Hand und drückte sie, und Maggie sah ihn erwartungsvoll an. Was würde er antworten? »Nicht ganz … aber wir arbeiten daran.«
Wrens Vater lachte, bis er wieder zu schnuppern begann. »Sie ist ein Mensch.«
Wren schlang die Arme um Marguerite, als ob er sie beschützen wollte. »Stellt das ein Problem für dich dar?«
»Überhaupt nicht«, sagte Wrens Vater mit fester Stimme. Es klang ehrlich. »Meine Mutter war auch ein Mensch.«
Wren schnappte nach Luft, und Maggie begriff, dass sein Vater ihm gerade ein Geheimnis verraten hatte. »Wie bitte?«
Wrens Vater schloss die Tür, als hätte er Angst, dass jemand ihnen zuhören könnte. »Ja, du hast richtig gehört. Wir haben außerhalb unserer engsten Familie nie darüber gesprochen. Aber es stimmt. Meine Mutter war ein arkadischer Tiger.« Seine Züge wurden weich. »Eine Wahnsinnsfrau war sie, voller Geist und Feuer. Ich wünschte bei den Göttern, ich hätte eine Menschenfrau als Gefährtin bekommen statt der Hure, mit der ich dich gezeugt habe.«
Marguerite spürte, wie Wren erstarrte, aber sie wusste nicht genau, warum. Sie rieb seinen Arm, um ihm ihre Unterstützung zu signalisieren. Der Ärmste hatte aber auch einen wirklich schweren Tag.
Aber sie waren hierhergekommen, um Antworten zu finden.
»Du sollst wissen, dass ich es nie bereue, dich als Sohn zu haben«, sagte sein Vater und berührte Wren an der Schulter. »Niemals.« Und dann wurde sein schönes Gesicht traurig und wehmütig. »Ich schließe aus deiner Anwesenheit hier, dass ich in deiner Zukunft nicht zugegen sein werde.«
Wren neigte seinen
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