Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Kopf zur Seite. Seine Spannung stieg, bevor er antwortete. »Nein.«
Wrens Vater zuckte zusammen, ließ die Hand sinken und seufzte. »Mache ich … habe ich mich letztlich dir gegenüber anständig verhalten?«
Wren antwortete nicht. Stattdessen fragte er: »Welchen Tag haben wir heute?«
»Den fünften August 1981.«
Marguerite schnappte nach Luft, und ein Schauder überlief sie.
»Was ist los?«, fragten die beiden Männer.
»Morgen Mittag werde ich zur Welt kommen«, sagte sie ungläubig. »Das ist doch ganz schön unheimlich, oder?«
Wrens Vater schnaubte. »In unserer Welt nicht. An solche merkwürdigen Dinge gewöhnt man sich.«
Wren holte tief Luft und hielt Maggie weiter fest an sich gedrückt. »In drei Tagen sitze ich hinten in einem Auto, das mich nach New Orleans bringt.«
Wrens Vater öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, und schloss ihn dann wieder. Auf seinem Gesicht spiegelten sich verschiedene Gefühle, als er begriff, dass sein Tod kurz bevorstand.
Marguerite konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als zu wissen, wie wenig Zeit einem noch blieb. Das Bedauern. Die Angst.
Aristoteles seufzte schwer. »Ich nehme einmal an, dass ich nicht derjenige bin, der euch hierhergeschickt hat.«
»Nein.«
Wrens Vater setzte sich auf die Bettkante. Er hatte einen traurigen, entrückten Blick. Sie konnte sehen, dass er mit den Neuigkeiten zu kämpfen hatte.
»Ich habe nur noch drei Tage zu leben.« Er atmete schwer.
»Das solltest du nicht wissen«, sagte Wren.
»Doch.« Wrens Vater sah zu ihnen herauf. »Wenn du hier bist, dann sollte es so sein.«
Ein merkwürdiges Gefühl beschlich Marguerite, als sie darüber nachdachte. »Ich glaube, er hat recht, Wren. Überleg doch, was du erzählt hast: Wie du dem Mann im Wald in die Arme gelaufen bist, der dich ins Sanctuary gebracht hat? Er wusste, wer und was du warst. Er wusste, wo er sein musste. Aber woher?«
Wren sah überrascht aus.
Aristoteles runzelte die Stirn. »Wieso bist du nicht zu Grayson gegangen, damit er dich beschützt? Er ist dein Vormund.«
Wren schüttelte den Kopf. »Bill Laurens war mein Vormund, bis ich volljährig wurde.«
Aristoteles schnaubte. »Bill ist noch ein Kind.«
»Nein, er ist jetzt einundzwanzig, und aus Gründen, die ich nie verstanden habe, hast du ihn zu meinem Vormund gemacht. Bill ist derjenige, der sich darum gekümmert hat, dass ich in meinen Kräften geschult wurde und in Sicherheit war, bis ich mich selbst schützen konnte.«
»Grayson ist derjenige, der Sie umbringt«, sagte Marguerite zu Aristoteles. »Er hätte auch Wren umgebracht, wenn Bill nicht sein Vormund gewesen wäre.«
Wrens Vater knurrte, als er vom Bett aufstand. »Der verdammte Dreckskerl. Ich hab doch schon immer gewusst, dass er ein Bastard ist.« Hass und Wut blitzten in seinen blauen Augen auf, als er im Raum hin und her lief. »Ich hätte ihn umbringen sollen. Ich hätte ihn …« Seine Stimme verlor sich.
Aristoteles blieb stehen und sah die beiden an. »Deine Gefährtin hat recht. Du bist zuvor schon einmal hier gewesen. Du musst hier gewesen sein. Denn wenn du nicht hier gewesen wärst, hätte Grayson über dich verfügen können. Ich hätte das Schicksal meines einzigen Sohnes niemals in die Hände eines Menschenkindes gelegt.«
Aristoteles knurrte und fluchte … und lief noch schneller im Zimmer auf und ab. Er erinnerte sie ganz an einen Tiger im Käfig, der bereit war, jedem den Arm abzureißen, der ihm zu nahe kam. »Wer übernimmt nach meinem Tod die Leitung der Geschäfte?«
»Aloysius Grant.«
Er verzog angewidert das Gesicht. »Ein unfähiger Trottel.«
»Ja, aber ein Visionär«, sagte Wren ruhig. »In den nächsten zwanzig Jahren wird er die Firma zur zweitgrößten auf dem Markt machen, hinter Microsoft.«
Der angewiderte Ausdruck wich Ungläubigkeit, und Aristoteles blieb stehen und starrte sie mit offenem Mund an. »Microsoft? Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass der Junge von der Westküste es wirklich geschafft hat?«
»Und ob«, sagte Marguerite lachend. »Bill Gates herrscht mehr oder weniger über die Welt, so wie wir sie heute kennen.«
Wrens Vater knurrte erneut. »Verdammt, da seht ihr, was passiert, wenn man zu früh stirbt, weil man umgebracht wird. Jemand anders erringt die Vorherrschaft über den Markt, den du dein ganzes Leben lang aufgebaut hast. Es ist einfach nicht gerecht.«
»Das geht schon in Ordnung, Dad. Deine Firma ist sowieso eher im Bereich der Hardware engagiert,
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