Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
Vorschlag: Ich bringe ihn und den Mutanten um, und du gibst mir einen Anteil am Nachlass.«
»Und wenn ich ablehne?«
»Dann probiere ich, welche Chancen ich bei dem Mutanten habe.«
Ja, dachte Wren ärgerlich. Das wäre ein noch schlimmerer Fehler. Sogar als Jungtier hatte er seine Mutter gehasst. Zu dumm, dass sie es nicht bei ihm probiert hatte.
Grayson schwieg, als er über ihre Worte nachdachte. »In Ordnung, ich mache mit.«
Er hatte von seinem Onkel nichts anderes erwartet. Aber er sah ja auch einer Geschichte zu, deren Ausgang er kannte.
»Gut, aber ich kenne dich, Grayson. Ich traue dir nicht. Ich will einige Sicherheiten.«
Wow, Karina war tatsächlich klug gewesen. Zumindest in diesem Augenblick. Zu dumm, dass ihre Sicherheiten letztlich wertlos gewesen waren, aber vielleicht würden sie Wren eine Gelegenheit geben, zu beweisen, dass Grayson schuldig war.
»Und was sollte das sein?«, fragte Grayson.
»Ich will, dass du mich als Hauptaktionärin in deiner eigenen Firma einsetzt, und ich will eine Million Dollar vorab, von deinem Konto auf meines überwiesen, ehe ich irgendetwas gegen den Tiger unternehme.«
Sogar Wren konnte erkennen, dass diese Forderung seinen Onkel traf wie eine Kanonenkugel. Graysons Gesichtszüge sahen verkniffen und abgehärmt aus. Wren erwartete fast, der Tiger würde ihr sagen, sie solle es bleiben lassen.
Er tat es nicht. »Wie viel Zeit habe ich?«
»Nicht viel. Ich kenne Aristoteles. Inzwischen wird er mich völlig aus dem Haus verbannt haben. Aber er hat gesagt, ich sollte mir den Mutanten anschauen. Ich täusche Interesse vor. Ich sage ihm, ich hätte mich beruhigt und würde es gerne sehen. Wenn er dann die Tür öffnet, kann ich sie beide umbringen.«
Das gefiel seinem Onkel. Seine Augen wurden sofort heller und freudiger. »Ich brauche Zeit, um ein paar Dinge zu regeln, damit ich das Geld für dich habe.«
»Du bekommst achtundvierzig Stunden.« Sie zog eine Visitenkarte aus dem Portemonnaie. »Hier ist meine Kontonummer. Sobald das Geld eingeht, wirst du ein viel reicherer Mann werden.«
Wren sah zu, wie sie aufstand und davonging. Das war der schlimmste Moment seines Lebens, dort zu stehen und die Geschichte laufen zu lassen, obwohl alles, was er tun müsste, darin bestand, sich auf die beiden zu stürzen und sie zu töten.
Ich könnte meinem Vater das Leben retten …
Aber sein Vater sollte sterben. Wenn er das nicht tat, würde Wren nicht nach New Orleans gelangen und Maggie nie begegnen.
Sie ist nicht deine Gefährtin.
Das war richtig. Wie seine Mutter Grayson gegenüber betont hatte, lag es nicht in seinem Volk, zu lieben. Nicht so, wie es die Menschen taten, trotzdem empfand Wren etwas für Maggie, das jeder Erklärung widersprach.
Er wollte nur mit ihr zusammen sein, und doch wusste er, dass er ihr nichts bieten konnte.
Aber jetzt in diesem Moment konnte er seinem Vater das Leben retten …
Und Maggie für immer verlieren.
Sein Vater oder Maggie. Aber eigentlich hatte er keine Wahl. Wenn Wren seinen Vater rettete, dann würde er noch viel mehr Schicksale ändern als nur sein eigenes.
Er erinnerte sich zurück an die Zeit, als Vane im Sanctuary gelebt hatte. Einer von Vanes Genossen war gekommen, um ihn zu töten. Wren allein hatte ihn davon abgehalten, Vane zu verfolgen.
Wenn Wren nicht da gewesen wäre …
Vane könnte jetzt tot sein. Und das war nur eine Sache, von der Wren wusste. Ein Leben berührt Hunderte andere, entweder direkt oder indirekt.
Der leiseste Lufthauch kann Tausende Kilometer entfernt einen Hurrikan verursachen.
Chaostheorie. Der Dark-Hunter Acheron war derjenige gewesen, der das Wren vor Jahren beigebracht hatte. Auch nur das kleinste Detail zu verändern, konnte extrem schwerwiegende Folgen haben.
Nein, er musste die Geschichte laufen lassen.
Er biss die Zähne zusammen, drehte sich um und ging an einen abgelegenen Ort, damit er sich in das Haus seines Vaters zurückversetzen konnte.
»Ihr beide könnt hier drin bleiben, wenn Wren zurückkommt«, sagte Aristoteles, als er die Tür zumachte und sich mit Maggie in einem Gästezimmer einschloss.
Marguerite runzelte die Stirn, als sie sah, was er tat, und etwas in ihr begann sich zu fürchten. Sie wollte nicht mit Wrens Vater allein sein. Aber bisher war Aristoteles zu ihr sehr freundlich gewesen.
Und doch fühlte sie sich sehr unbehaglich.
Aristoteles holte tief Luft, während er an einer kleinen Schatulle aus Porzellan herumspielte, die auf der Kirschholzkommode
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