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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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– welches Mädchen wollte schon etwas von »Zufriedenheit« hören, wenn es von himmelhohem Glück und schillernder Leidenschaft träumte?
    Diese Sehnsucht war nicht direkt abgestorben, sondern vielmehr unter dem Gewicht der Realität erdrückt worden. Als sie älter wurde, hatte sie erkannt, dass sie durchaus einen Liebhaber finden könnte, wenn sie wollte. Jemanden, der sie in die Geheimnisse einweihen würde, die sie in den Augen und auf den Lippen der anderen Frauen sah. Aber sie hatte auch gelernt, dass jede solche Beziehung – selbst wenn sie aus echtem Begehren entstand – nur vorübergehend sein konnte. Sie würde in dem Augenblick ein Ende finden, in dem ihr Liebhaber begriff, dass sie an die Zufluchtsstätte gefesselt war.
    Im Gegensatz zu ihm würde sie nie über die Berge hinwegfliegen und nie in der Welt da draußen leben können, denn Engel durften niemals schwach erscheinen. Die Sterblichen empfanden Ehrfurcht vor allen Engeln, und das hielt sie davon ab, einen Aufstand zu wagen, der Tausende das Leben kosten würde. Ein so unvollkommener Engel wie Jessamy würde diese Ehrfurcht in ihren Grundfesten erschüttern. Das könnte zu Blutvergießen führen, denn die Menschen würden durch sie ihre Sichtweise über die Engel ein für alle Mal verändern. Jessamy war ein Unikat.
    Aus dieser Sorge heraus hatte sie vor langer Zeit beschlossen, ihre schmerzliche Sehnsucht dadurch zu stillen, dass sie die Welt hauptsächlich durch die Bücher kennenlernte. Denn das war besser, als Sterbliche dazu zu verleiten, mit einem Tumult oder Aufstand den Erdboden tiefrot zu färben. Was Intimität anging … Sie grub die Hand in die Bettlaken dieses Engels, der so anders war als die anderen, der an Dinge in ihr rührte, an die man nicht rühren durfte – wenn sie die nächsten Millennien überleben wollte.
    Und sie war sicher, dass auch ihr schöner Barbar eines Tages davonfliegen und sie zurücklassen würde. Trotzdem stand sie auf, schob den Vorhang beiseite und tapste auf bloßen Füßen in den Wohnbereich hinüber … wo Galen, der nichts außer seiner Hose aus kräftigem, braunem Stoff am Leib trug, mit eng an den Rücken angelegten Flügeln flach auf dem Boden lag. Sein Körper bildete eine vollkommen gerade Linie. Als er sich ihrer Blicke bewusst wurde, stemmte er sich hoch, sodass die Muskeln seiner Oberarme sich spannten und die Adern hervortraten. Dann senkte er die Arme wieder und begann seine Liegestütze von vorn.
    »Du bist schon stark genug«, bemerkte sie. Ihr Blick ruhte auf seinem unverschämt kraftvollen Körper, der sich spannte und entspannte und ihr Schmetterlinge im Bauch bescherte. »Warum machst du das?«
    »Ein Krieger, der sich selbst für den Besten hält«, sagte er, ohne seine Übungen zu unterbrechen, »ist ein Narr und bald tot.«
    Eine direkte Antwort von einem direkten Mann. Er war nicht wie die Gelehrten, mit denen sie den Großteil ihrer Zeit verbrachte, und auch nicht wie die tödlichen Erzengel. Raphael, der seine Macht zu einer grausamen Klinge geschliffen hatte, war von diesem Mann so verschieden wie Jessamy von Michaela. Diese intrigante, intelligente Engelsfrau herrschte über ein kleines Territorium, aber ihre Kraft war so intensiv geworden, dass die atemberaubende Unsterbliche gewiss schon sehr bald in den Kader aufgenommen werden würde.
    »Du solltest dich ausruhen«, sagte er, als sie nichts mehr erwiderte.
    Sie schaute ihn finster an. »Ich bin älter als du, Galen.« Obwohl sie zerbrechlich wirkte, konnte sie lange ohne Schlaf auskommen. »Vielleicht bist du derjenige, der sich nach diesen Strapazen ausruhen sollte.«
    Ein Ruck ging durch den gleichmäßigen Rhythmus der Muskeln und Sehnen, eine kurze Pause, in der er ihren Blick auffing. Seine Augen wirkten wie seltene, kostbare Juwelen und schienen direkt in ihre Seele zu blicken. »Möchtest du, dass ich das Bett mit dir teile, Jessamy?«

5
    »Nein!« Das kam wie ein Krächzen raus, und weil sie sich ärgerte, dass er sie so aus dem Konzept gebracht hatte, behauptete sie: »Ich habe keine fleischlichen Gelüste.« Doch dieses träge innere Feuer, das sie in genau diesem Moment erhitzte, strafte ihre Worte Lügen.
    Galen stemmte sich hoch, kam mit einer geschmeidigen Bewegung, die man seinem massigen Körper kaum zugetraut hätte, auf die Füße und strich sich das Haar zurück. Dann trat er einen Schritt auf sie zu. Noch einen. Und noch einen. Bis sie glaubte, er wollte sie gegen die Wand drängen. Doch als nur noch

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