Dunkle Visionen
mir das antun?“ fragte sie verärgert.
„Was denn antun? Ich habe dir doch nur ein Geschenk geschickt, an dem wir beide unseren Spaß haben können.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte, es wäre von Dan.“
Sein Gesicht wurde hart. „Was? Wie kommst du denn darauf? Du hast dich doch beklagt, dass er es nicht mal schafft, pünktlich nach Hause zu kommen. Warum sollte er dir dann jetzt plötzlich so ein Geschenk machen?“
„Ich … ich weiß nicht. Hör zu, das mit uns muss aufhören. Ich habe mich geirrt, ich habe uns beiden etwas vorgemacht … oder … ach, ich weiß auch nicht, vielleicht war ich ja wirklich ein bisschen in dich verliebt, aber … aber Dan ist der Vater meiner Kinder, verstehst du das nicht? Wir sind verheiratet, und wir hatten ein paar Probleme, doch wir werden sie lösen. Du hast mir immer sehr geholfen, wenn ich niedergeschlagen war, und das vergesse ich dir nie, aber …“
„Aber was, Kaila?“
„Bitte, keine Geschenke mehr. Zwischen uns kann nichts sein. Außer dem, was schon immer zwischen uns war.“
Er schüttelte den Kopf. „Du irrst dich“, sagte er sehr sanft, sehr zärtlich. „Du liebst mich. Irgendwann wird dir das schon noch klar werden. Bis dahin bums von mir aus mit Dan.“
„Du verstehst mich nicht“, versuchte Kaila zu erklären.
„Doch, ich verstehe sehr gut.“ Seine Stimme klang noch immer sehr sanft, aber seine Augen blitzten zornig. „Du bist nur ein mieses Stück Dreck, nicht anders als die meisten Frauen. Genau wie deine Mutter.“
„Mein Gott, wie kannst du nur … wie kannst du es wagen …“
„Entschuldige“, sagte er. „Nun gut, du liebst also deinen Ehemann jetzt wieder von ganzem Herzen. Gib her, ich trage dir deine Tüte zum Auto.“ Er nahm ihr kurzerhand die Tüte aus dem Arm und ging damit zu ihrem Wagen. Sie hatte plötzlich Angst, dass er womöglich die Absicht hätte mit einzusteigen.
Er tat es nicht. Er stellte die Tüte auf den Rücksitz und machte die Tür zu. „Hör zu, Kaila, es tut mir Leid. Ich habe mich eben vergessen. Was ich gesagt habe, war schrecklich. Trotzdem hast du mich an der Nase herumgeführt. Aber egal, ich bin mir jedenfalls sicher, dass du bald wieder Probleme mit Dan bekommen wirst. Und dann wirst du schon wieder angekrochen kommen.“
„Nein … bitte, ich wollte dich nicht verletzen. Ich hatte nur eine schlimme Zeit. Und Dan ist außer sich. Ich habe alles abgestritten, aber er ist entschlossen herauszufinden, von wem dieses Höschen stammt. Bitte … du musst vorsichtig sein. Wir müssen aufhören, uns …“
„Zu küssen?“
„Richtig. Wir müssen aufhören, uns zu küssen. Bitte, sei nicht böse auf mich. Du bedeutest mir viel. Bitte sei mir nicht böse.“
„Ich bin dir nicht böse.“ Er lächelte sie an. „Weil du zurückkommen wirst.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht.“
„Bekomme ich wenigstens noch ein freundschaftliches Küsschen zum Abschied?“ fragte er.
„Ja, sicher.“
Es war kein keuscher Kuss. Er wollte mehr, und weil sie völlig zermürbt war, wehrte sie sich anfangs nicht. Doch dann fand sie die Kraft, den Kuss zu beenden und sich aus seiner Umarmung zu lösen.
Er wandte den Kopf ab. „Ich liebe dich immer noch.“
„Wir werden die besten Freunde werden“, murmelte sie.
„Abwarten.“
„Sei nicht böse.“
„Ich bin nicht böse. Kein bisschen.“
Er wandte sich um und ging davon. Sie erschauerte heftig. Sie fragte sich, ob sie Dan erzählen sollte, was sie um ein Haar getan hätte.
Oh Gott, nein, sie konnte es nicht. Zu viele Menschen waren beteiligt; sie könnte durch ihr Geständnis alles kaputtmachen.
Kaila fuhr schnell nach Hause, rief Dan zu, dass sie zurück sei, und räumte ihre wenigen Einkäufe weg. Dan war bereits im Bett und sah fern, als sie ins Schlafzimmer kam. Er klopfte neben sich aufs Bett und lächelte hoffnungsvoll.
„Eine Sekunde – ich will nur noch schnell duschen.“
Sie duschte, dann putzte sie sich die Zähne und spülte ihren Mund mit Mundwasser aus, wobei sie sich sagte, dass der Geschmack des anderen Mannes unmöglich noch ihren eigenen überlagern könnte.
14. KAPITEL
„H errgottnochmal! Das kommt davon, wenn du dir unbedingt verdammte Mordopfer anschauen musst“, fluchte Kyle.
Das Licht brannte, und er rannte aufgeregt vor Madisons Bett auf und ab. Er trug schwarze Baumwollboxershorts und sah hart und geschmeidig aus wie ein Panther und ebenso gefährlich. Madison saß – erleichtert, oh
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