Dunkle Visionen
sind keine guten Gründe für eine Heirat.“ Sie gab ihm die Kaffeetasse zurück und ließ sich in die Kissen fallen. Die Augen fielen ihr zu. „Was soll das? Warum willst du mich heiraten? Nur damit ich in Sicherheit bin? Du hast mich eine Hexe genannt. Du hast geglaubt, ich sei irgendwie verantwortlich für Fallons Tod.“
„Das ist nicht wahr.“
„Natürlich ist es wahr.“
„Madison, ich habe gesehen, wie du gelitten hast. Ich weiß, dass ich dich damals verletzt habe. Was ich gesagt habe, tut mir Leid.“
„Es tut dir Leid? Herrgottnochmal, Kyle, du kannst doch nicht einfach jemanden heiraten, nur weil …“ Das Ende ihres Satzes blieb in der Luft hängen.
Kyle setzte sich neben sie, strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht und lächelte.
Sie war ihm entwischt. Sie hatte sich in Abrahams Schoß geflüchtet.
„Hör zu, du kleines Dummchen, ich habe dich geheiratet, weil ich dich schon mein halbes Leben lang liebe, nur war ich zu vernagelt, um es zu merken. Und ich werde dafür sorgen, dass du am Leben bleibst“, sagte er.
Sie hörte natürlich kein Wort von dem, was er sagte, aber das spielte keine Rolle. Er legte sich neben sie und zog sie eng an sich.
Sie seufzte wohlig auf im Schlaf.
Vielleicht seinetwegen.
Wahrscheinlicher jedoch war, dass ihr der Rum diese wohligen Gefühle bescherte.
Auf jeden Fall schlief sie tief und fest, ohne Alpträume.
16. KAPITEL
M adison erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen, sodass sie es nicht einmal wagte, die Lider zu heben. Ihr Mund war trocken, ihre Kehle brannte, und sie konnte nicht einmal krächzen, um herauszufinden, ob da jemand war, den sie um ein Glas Wasser bitten konnte.
Schließlich öffnete sie die Augen. Das Zimmer drehte sich immer noch. Nie, nie mehr im Leben würde sie einen
Rum Swizzler
anrühren. Schon allein beim Gedanken daran stieg erneut Übelkeit in ihr auf. Sie versuchte, sich aufzusetzen. Das Zimmer kippte aus den Angeln, es war, als säße sie in einer Überschlagschaukel.
Mit einem lauten Aufstöhnen fiel sie in die Kissen zurück.
„Oh, wie ich sehe, sind deine Lebensgeister wieder zurückgekehrt.“
Kyle war da. Wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte, hätte sie ihm jetzt kurzerhand eine gescheuert. „Was ich ganz bestimmt nicht dir zu verdanken habe“, krächzte sie.
Dann schaffte sie es trotz ihres Schwindels und des unglaublichen Schwächegefühls, sich in eine sitzende Position zu hieven, um gleich darauf erst ihre Hand und anschließend Kyle anzuschauen.
An ihrem Ringfinger steckte ein schmaler Goldreif.
Kyle saß mit einer Zeitung und einer Tasse Kaffee in einer kleinen Frühstücksnische am Tisch, von dem aus man einen mit Palmen bestandenen Strand übersehen konnte, der zum Meer hinunterführte. Kyle war frisch rasiert und geduscht und hatte offensichtlich bereits einen Einkaufsbummel hinter sich. Er trug ein T-Shirt, auf dem ein Surfer prangte, sowie abgeschnittene Jeans und neue Sandalen. Er wirkte zufrieden und entspannt.
„Ist dir eigentlich klar, was du gemacht hast?“ brachte sie mühsam heraus. Für sie hörte es sich wie Schreien an. Sie würde dazu übergehen müssen zu flüstern.
„Ich habe mich über die gestrigen Ereignisse informiert“, erwiderte Kyle. Jetzt sah sie, dass er doch nicht ganz so entspannt war. Irgendetwas, das er in der Zeitung gelesen hatte, schien ihn zu beunruhigen.
Aber die Zeitung war ihr im Augenblick total egal. Das Einzige, was sie beschäftigte, war ihre persönliche Situation. „Du hast mich ausgetrickst. Du hast mich absichtlich betrunken gemacht. Sag mir auf der Stelle, dass alles, was letzte Nacht passiert ist, nur ein blöder Jux war.“
„Nein, war es nicht.“
„Ich bin amerikanische Staatsbürgerin.“
„Und du glaubst, unsere Ehe ist ungültig, nur weil sie im Ausland geschlossen wurde?“
„Ich weiß nicht genau, was gültig oder ungültig ist, aber ich werde es herausfinden. Ich habe einen Schwager, der Staatsanwalt ist.“
„So?“ fragte er höflich.
„Kyle, sag mir jetzt endlich, was der ganze Quatsch soll. Du kannst mich nicht jede Minute meines Lebens beschützen.“
Er goss ihr Kaffee ein und brachte ihn ihr, schwarz und zusammen mit einem Glas Wasser und zwei Aspirin, ans Bett.
Sie schaute von den Tabletten, die er ihr in die Hand gedrückt hatte, auf in seine Augen. „Du hast die ganze Sache generalstabsmäßig geplant, sogar an Aspirin hast du gedacht“, grollte sie.
„Madison“, sagte er, sich auf der Bettkante
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