Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
man darf sie nie anstoßen. So, ich denke, das reicht fürs Erste, die Trainerin wird euch morgen mehr darüber erzählen.“
    Er machte eine kleine Pause und sah sie forschend an. „Wie ich gehört habe, habt ihr einen aufregenden Tag hinter euch. Habt ihr schon gegessen?“
    „Seit Stunden keinen Bissen“, sagte Kyle.
    „Draußen auf der Veranda ist ein Buffet aufgebaut. Es gibt auch Musik, man kann tanzen. Und während ihr esst, lasse ich euer Zimmer herrichten.“
    Kyle dankte ihm und ging mit Madison nach draußen. Die Hotelanlage war traumhaft schön, ein weitläufiges weißes Gebäude aus Holz mit einer riesigen Veranda, auf der weiße Korbstühle und Tische standen, und überall hingen bunte Lampions. Eine Band entlockte ihren Instrumenten weiche Inselklänge, und Kellnerinnen in Sarongs bewegten sich geschmeidig zwischen den Tischen hin und her. An einer langen Tafel an der Seite war ein Buffet aufgebaut.
    Kyle winkte eine der Kellnerinnen an ihren Tisch und bestellte zwei
Rum Swizzlers
. Er sprach Französisch, wobei Madison erst jetzt zu Bewusstsein kam, dass Französisch die offizielle Landessprache war. Dann führte er Madison ans Buffet. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie am Verhungern war. Die Atmosphäre war so angenehm fremd und der Alltag so weit weg. Sie lud sich ihren Teller mit gegrillten Rippchen, Ananaskasserolle, irgendeiner Mischung, die sich Gartenfreuden nannte, und Maisbrot voll. Als sie an ihren Tisch zurückkehrten, waren ihre Cocktails bereits da, ein erdbeerfarbener Zaubertrank in hohen, mit einer feinen Eisschicht überzogenen Gläsern, gekrönt mit Orangenscheiben und Maraschinokirschen.
    „Mmmh, das sieht ja vielleicht lecker aus“, sagte Madison.
    „Ist es auch“, versicherte er ihr.
    Und es war wirklich lecker. Süß, ohne zu süß zu sein, und fruchtig. Und den Rum, der darin war, konnte sie nicht einmal rausschmecken.
    Nachdem sie ihre Gläser ausgetrunken hatten, bestellte Kyle für beide das Gleiche noch mal.
    „Ist Gene wirklich ein Ex-CIA-Mann?“
    „Ja. Er hat fünfundzwanzig Jahre für die Regierung gearbeitet, dann hat er beschlossen, dass es genug ist. Er liebt das Wasser, deshalb hat er dieses Hotel hier eröffnet. Jetzt lässt er sich die tropische Brise um die Nase wehen und versucht, den Rest seines Lebens zu genießen.“
    „Versucht?“
    „Für jeden, der mal in unserem Geschäft gearbeitet hat, gibt es ein paar Dinge, die er nie vergessen kann.“
    Sie nickte.
    Er streckte seine Hand aus und legte sie über ihre. „Aber man lernt, damit zu leben. Ebenso wie man lernt, dass das Leben ein kostbares Gut ist und wert, es bis zum letzten Atemzug zu verteidigen.“
    „Ich weiß.“
    Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck von seinem Drink. „Nach Fallons Tod wusste ich das lange Zeit nicht.“
    „Es war hart für dich“, sagte Madison leise.
    „Man kann nicht vergessen. Man kann nur weitermachen.“
    Sie nickte und trank ihr zweites Glas leer. Wie von Zauberhand serviert, stand einen Moment später das dritte vor ihr.
    „Du weißt, dass ich keinen Alkohol vertrage“, erinnerte sie ihn.
    „Ja.“
    „Womöglich kippe ich noch um.“
    „Ich würde die günstige Gelegenheit beim Schopf ergreifen.“ „Du weißt, dass du mich nicht betrunken machen musst, um mit mir zu schlafen.“
    Er lächelte. „Ja, auch das weiß ich.“
    Sie betastete ihre Wangen. Die Cocktails waren wirklich trügerisch. Sie konnte ihr Gesicht gar nicht mehr fühlen.
    „Trink aus, dann machen wir einen kleinen Spaziergang. Den Weg ein Stück weiter runter ist eine wirklich hübsche kleine Kirche, die Piraten vor rund dreihundert Jahren erbaut haben.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich laufen kann.“
    „Falls nicht, helfe ich dir.“
    Ihre Welt fing an, sich zu drehen. Aber es war ein herrliches Gefühl. Die Lampions schienen alles in Flammen zu setzen. Die Natur um sie herum fing an zu leuchten. Die leichte Brise fühlte sich an wie Balsam auf ihrer Haut. Es erschien ihr unmöglich, dass sie heute Nachmittag fast getötet worden wäre. Es war so weit weg.
    Sie merkte, dass sie total beschwipst war. Und es war gut, beschwipst zu sein. Sie hatte keine einzige Sorge auf der Welt. Heute Nacht würde sie ohne Alpträume schlafen.
    Ich bin gar nicht beschwipst, erkannte sie einen Augenblick später, ich bin total berauscht.
    Sternhagelblau.
    Sie gab sich alle Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. „Wie wunderschön es hier ist“, sagte sie zu Kyle, während sie den

Weitere Kostenlose Bücher