Dunkle Visionen
geheiratet hast.“
„Idiot“, sagte Kyle und legte auf. „Okay, Jake, versuchen wir im Rusty Rumhouse unser Glück.“
In dem Lokal war es dämmrig. Verräuchert und dämmrig. Mitten im Raum stand eine hufeisenförmige Bar, um die herum Tische angeordnet waren. Kyle verlangte den Geschäftsführer zu sprechen, der sich als ein entgegenkommender Mann namens Brad Maxwell herausstellte, und als Kyle das Foto von Holly Tyler herausholte, stieß eine der Kellnerinnen einen spitzen Schrei aus.
„Ja. Ja! Ich habe sie bedient. Es war nicht letztes Wochenende, sondern … äh … der Donnerstag oder Freitag davor“, berichtete die junge Frau aufgeregt.
„Wie heißen Sie, Miss?“ erkundigte sich Kyle.
„Bitsy. Bitsy Larkin.“
„Nun, Bitsy, danke für die Erinnerung und Ihre freundliche Hilfe. Es ist wirklich unglaublich wichtig. Sie muss vorletzten Freitag hier gegessen haben.“
„Ja, Sie haben Recht. Es muss am Freitag gewesen sein, weil sie das Shrimps Étouffée bestellt hat.“
„Richtig.“ Kyle bekam vor Aufregung kaum Luft. Er bebte innerlich. So war die Polizeiarbeit. Es konnten Wochen um Wochen ins Land gehen, ohne dass man den geringsten Ansatzpunkt fand, und dann öffnete sich plötzlich ganz unerwartet eine Tür.
Bitte, Gott, betete er in Gedanken, mach, dass es die richtige Tür ist.
„Können Sie sich erinnern, mit wem Holly hier war?“
„Aber sicher.“
„Glauben Sie, Sie könnten ihn identifizieren?“
„Auf jeden Fall“, erwiderte Betsy überzeugt. „Ganz bestimmt.“
17. KAPITEL
M adison war gerade dabei, sich den Reißverschluss an ihrer Jeans hochzuziehen, als sie die Stimme ihres Vaters hörte. Sie zog sich schnell noch eine Bluse über, dann eilte sie nach unten, um ihn zu begrüßen.
Jordan sah viel besser aus als das letzte Mal, als er sich solche Sorgen um sie gemacht hatte. Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe, und sein langes silbergraues Haar war ordentlich gekämmt – er sah aus wie die anziehende, reife, sexy Berühmtheit, die er war.
Als er sie sah, schüttelte er lächelnd den Kopf. „Mrs. Montgomery.“
„Dad!“ sagte sie, eilte auf ihn zu und ließ sich von ihm umarmen.
„Der Frühstückstisch ist gedeckt. Ich lasse Sie jetzt allein“, sagte Peggy, die es eilig hatte, wieder an ihre Arbeit in irgendeiner entlegenen Ecke des Hauses zu kommen.
Nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatten, schaute Madison ihren Vater besorgt an. „Macht es dir etwas aus?“
„Im Gegenteil. Ich freue mich sehr für dich. Obwohl es eine ziemliche Überraschung war, das will ich gern zugeben.“
„Ich glaube, er hat mich nur geheiratet, um mich zu beschützen.“
Jordan nahm ihre Hand, lehnte sich zurück und musterte sie eindringlich. „Ich glaube, er hat dich geheiratet, weil du eine faszinierende, kluge und warmherzige Frau bist.“
„Danke, Dad. Lieb von dir, dass du das sagst.“
„Ich bin sehr stolz auf dich, Madison. Ich bin auf alle meine Kinder stolz. Und ich bin glücklich, dass Kyle mein Schwiegersohn ist.“
„Wie wär’s mit Frühstück?“ schlug sie, plötzlich verlegen, vor. „Ich sterbe vor Hunger.“
„Hattest du eine anstrengende Nacht?“ scherzte ihr Vater.
„Dad!“ protestierte sie.
Sie aßen ein paar Minuten schweigend, dann räusperte er sich. „Hast du es schon gehört?“
„Gehört? Was?“
„Harry Nore hat sich in seiner Zelle erhängt.“
Madison legte ihre Gabel hin. „Großer Gott. Ich weiß nicht, ob es mir Leid tun soll oder nicht.“
„Er hat deine Mutter getötet, und er hat versucht, dich zu töten. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass er mir sonderlich Leid tut.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß zwar nicht, warum, denn immerhin hat man ja die Mordwaffe und alles bei ihm gefunden, aber trotzdem … Ich habe nie wirklich geglaubt, dass er meine Mutter getötet hat.“
„Madison! Wie kannst du so etwas sagen! Ich werde wohl mein ganzes Leben seine wahnsinnigen Schreie in den Ohren haben, als er sich am Samstag auf dich stürzte … der Mann war definitiv entschlossen, einen Mord zu begehen.“
Madison nickte und fragte sich, warum sie so bestürzt war. Dann wurde ihr klar, dass Kyle höchstwahrscheinlich auf der Insel von Harry Nores Tod in der Zeitung gelesen hatte, ohne ihr etwas davon zu erzählen. Jetzt konnte er nicht mehr mit Nore sprechen, Harry Nore nahm sein Geheimnis mit ins Grab. Aus einem Toten ließ sich schwer etwas herausbekommen. Und es war schwer, einen Mörder zu jagen, den die
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