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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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der der Minivan stand, endete die Straße. Davor erstreckte sich ein nicht sehr breites Sumpfgewässer, an dessen Uferböschung mehrere verwitterte Kanus lagen.
    Die Insassen des Minivans stiegen aus. Zuerst erkannte Madison den Mann, der bei ihrer Schwester war, nicht. Dann schnappte sie ungläubig nach Luft. Und plötzlich wusste sie, warum es ihr in ihren Träumen nicht gelungen war, sein Gesicht zu erkennen. Sie wusste, warum sie ihn nicht hatte sehen
wollen

    Anthony brüllte wie am Spieß, und der Mörder befahl Kaila, das Baby zum Schweigen zu bringen. Justin versuchte, den Kleinen aufzuheitern, aber sein Schreien wurde immer durchdringender.
    Verzweifelt hielt Madison nach Carrie Anne Ausschau, aber sie entdeckte ihre Tochter nirgends. Plötzlich bekam sie entsetzliche Angst. Er hatte Carrie Anne getötet.
    Nein, nein, nein, das ist nicht passiert, versuchte sie sich einzureden. Carrie Anne war einfach aus irgendeinem Grund nicht bei ihnen. Irgendetwas musste geschehen sein, vielleicht hatte Peggy sie ja abgeholt. Sie würde es wissen, wenn ihre Tochter … tot wäre.
    „Bitte …“, sagte Kaila. „Ich kümmere mich um die Kinder. Ich mache alles, was du sagst, aber erlaube mir bitte, mich selbst um die Kinder zu kümmern.“
    „Man muss ihnen Disziplin beibringen.“
    „Ich kümmere mich darum. Wirklich.“
    „Steig in das Boot ein.“
    Madison machte noch einen Schritt nach vorn, dann sah sie, dass er ein Schnappmesser in der Hand hielt.
    Und Anthonys Hand.
    „Warte, bitte …“
    „Kaila, zwing mich nicht, die harte Tour anzuwenden.“
    Madison verhielt sich still und biss sich auf die Unterlippe, während sie beobachtete, wie alle nacheinander in das Kanu einstiegen und davonfuhren. Sie holte tief Luft.
    Geh zurück, hol Hilfe, flüsterte eine innere Stimme.
    Aber sie konnte nicht zurück.
    Als die Gestalten auf der entgegengesetzten Seite im Dickicht verschwanden, rannte sie auf die Kanus zu. Ihr war ganz schlecht vor Angst. In dem Wasser hausten Schlangen. Mokassinschlangen. Gott allein wusste, was sonst noch. Alligatoren. Sie war nicht unbedingt ein Naturkind. Oh ja, natürlich liebte sie das Wasser, aber …
    Keine Wasserschlangen oder Alligatoren.
    Und Spinnen auch nicht. Oh Gott, in den Booten waren überall Spinnen. Welches sollte sie nehmen? Eins hatte ein Leck. Welches der drei anderen war sumpftauglich?
    Sie konnte nicht mehr länger warten. Sie wählte eins aus und stieß sich mit dem Paddel vom Ufer ab. Langsam glitt sie durchs Wasser. Es war ziemlich flach und schilfbedeckt. An einigen Stellen war das Schilf sehr dicht, was das Manövrieren schwierig machte. Denk nicht an die Spinnen, die Schlangen und die Alligatoren, warnte sie sich selbst.
    Richtig. Erinnere dich nur daran, dass ein Mann, den du gemocht und fast dein ganzes Leben lang als Bruder betrachtet hast, ein brutaler Mörder ist. Ein Mörder, der deine Schwester verführt hat, genau wie seine anderen Opfer, und der sie jetzt in seiner Gewalt hat …
    Sie schaffte es, das Sumpfgewässer zu überqueren, und stieg zitternd aus dem Kanu. Sie hatte sich kein gutes Boot ausgesucht. Das Wasser stand bereits zwei Fingerbreit über dem Bretterboden. Denk nicht, warnte sie sich. Hör auf nachzudenken!
    Doch sie konnte nicht aufhören. Kyle war die ganze Zeit so in Sorge um sie gewesen. Sie war diejenige mit dem zweiten Gesicht, und doch war er es gewesen, der gewusst hatte, dass sie in Gefahr schwebte. Kyle, oh Gott, Kyle, hätte ich doch nur auf dich gehört, wenn ich gewusst hätte …
    Kyle …
    Wenn sie ihn bloß irgendwie wissen lassen könnte, wo sie sich aufhielt.
    Aber er war nicht hier, sie war auf sich allein gestellt, und sie
musste
nachdenken!
    Sie hielt sich im Unterholz versteckt und schaffte es, nicht zu schreien, als sie sich in einer riesigen klebrigen Spinnwebe verfing.
    Dann wurde ihr klar, dass sie früher schon hier gewesen war. Vor vielen, vielen Jahren, als sie noch ein Kind gewesen war. Das war Roger Montgomerys „Sumpfbehausung“, wie er es genannt hatte. Die Hütte, die schon so lange leer stand.
    Und doch war sie offensichtlich noch immer … in Benutzung.
    Oh, Kyle, wo bist du? Ich habe so schreckliche Angst. Es tut mir so Leid. Kyle … Kyle … Kyle …
    Bitte …
    Madisons Telefon war offensichtlich tot. Kyle stieß einen lauten Fluch aus, haute mit der Faust auf das Lenkrad und warf dann sein Handy auf den Rücksitz.
    Dan starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Vielleicht hatte er das

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