Dunkle Visionen
meine Kinder gestillt, ungeachtet der Tatsache, dass mein Busen dadurch nicht gerade schöner geworden ist. Ein reiches Mädchen aus gutem Haus, das nichts anderes zu tun hat, als wunderbare Kinder großzuziehen und dem Mann eine vorbildliche Ehefrau zu sein. Während du immer nur die tolle, glamouröse Madison bist.“
Kyle beobachtete gespannt Madisons Reaktion auf Kailas Ausbruch. Ein Teil in ihr musste die jüngere Schwester zum Teufel wünschen. Aber er sah, dass sie versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie sprach; es war offensichtlich, dass sie Kaila liebte, und sie schien zu begreifen, dass ihre Schwester nur weil sie derzeit so unglücklich war wild um sich schlug.
„Kaila, was zum Teufel ist los mit dir?“ fragte sie sanft.
„Nichts. Gar nichts“, schnappte Kaila. Aber ihre großen blauen Augen füllten sich mit Tränen.
„Kaila …“
Kaila rannte aus dem Zimmer. Madison machte Anstalten, ihr zu folgen.
„Lass sie für ein paar Minuten allein“, sagte Jassy.
„Jassy, wenn Kaila derart ausrastet, muss irgendetwas im Augenblick schrecklich schief laufen bei ihr.“
„Ja, ich weiß. Und du solltest mit ihr reden. Aber gib ihr vorher ein bisschen Zeit, damit sie sich wieder fassen kann.“
„Na schön.“
Madison drehte sich um und kam wieder nach draußen. Kyle schämte sich, weil er gelauscht hatte, und ging hastig von der Bar weg.
Glücklicherweise stand die Tochter der Kunstmäzenin mit den schönen lackschwarzen Haaren ganz in der Nähe. Eilig verwickelte er sie in ein Gespräch. Madison ging, äußerlich gefasst, vorbei, aber sie tat so, als sei er Luft.
Vielleicht hatte sie ihn ja gar nicht gesehen.
Natürlich wusste er, dass das nicht sein konnte. Er schaffte es nicht, seinen Blick von ihr loszureißen. Herrgottnochmal! Sein Magen krampfte sich zusammen. Ob dieses Gefühl, das mittlerweile schon fast an eine Obsession grenzte, nachlassen würde, wenn er es schaffte, sie wenigstens ein einziges Mal ins Bett zu bekommen?
Madison hielt es nicht lange aus; sie war zu beunruhigt, um Kaila noch längere Zeit sich selbst überlassen zu können. Deshalb schlüpfte sie unbemerkt wieder ins Haus und eilte den Flur hinunter. An der Tür zu Carrie Annes Zimmer blieb sie stehen und hörte Martique, die wunderbar geduldige haitianische Haushälterin ihres Vaters, den Kindern mit ihrem samtigen Akzent eine Geschichte vorlesen.
Sie ging zu Kailas Zimmertür. Sie klopfte, wartete jedoch nicht, bis Kaila sie aufforderte einzutreten. Sie öffnete die Tür, schlüpfte durch den Spalt und machte sie leise wieder hinter sich zu.
„Kaila?“
Ihre Schwester lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Sie hatte aufgehört zu weinen, aber ihre Wangen waren tränennass. „Oh, Kaila!“ sagte Madison und eilte durchs Zimmer. Kaila setzte sich halb auf und wartete darauf, dass Madison auf sie zukam und sie in die Arme nahm.
„Oh, Madison, es tut mir so Leid! Es ist ja nur, weil er ständig zu spät kommt und ich nie wirklich weiß, wo er ist, und ich mir sicher bin, dass da mehr dahintersteckt. Ich bin mir sicher, dass er mit einer anderen schläft. Oh Gott! Wenn ich doch bloß selbst auch eine Affäre haben könnte.“
„Kaila! Menschenskind, wie kannst du so etwas sagen? Das würde die Sache ganz gewiss nicht besser machen.“
„Doch, das würde es. Ich möchte
auch
begehrt werden, verstehst du das denn nicht? Ich möchte
auch
endlich mal das Gefühl haben, dass ich etwas Besonderes bin.“
„Kaila, ich weiß, dass Dan dich liebt. Ich bin mir sicher, dass er dich für etwas Besonderes hält.“
„Das willst du nur! Und du verstehst mich sowieso nicht. Dich lieben alle.
Alle
. Du bist schön. Du bist perfekt. Um dich scharwenzeln sie ständig alle herum. Du hast doch an jedem Finger zehn Kerle.“
„Kaila!“
„Es stimmt.“
Madison schüttelte mit einem gezwungenen Lächeln den Kopf. „Wirklich, Kaila, ich fürchte, du machst dir von meinem Liebesleben völlig falsche Vorstellungen. Untersteh dich, es irgendeiner Menschenseele zu erzählen, aber heiße Liebesaffären kenne ich nur aus Romanen.“
Kaila richtete sich auf. „Willst du mich auf den Arm nehmen?“
Madison schüttelte den Kopf.
Kaila war platt. „Aber … aber du triffst doch ständig so viele Leute. Hinter dir waren die Jungs schon immer her und … und Joey …“
„Joey ist schwer in Ordnung, aber er ist verrückt nach seiner Frau und seinen Kindern. Ich würde nie auf die Idee kommen, mit
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