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Dunkle Visionen

Dunkle Visionen

Titel: Dunkle Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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entlassen wird. Der Brief hat uns heute erreicht – aber er ist schon seit sechs Monaten frei.“
    „Seit sechs Monaten?“
    „Und die Morde haben vor sechs Monaten angefangen. Lauter rothaarige Frauen, genau wie Lainie, wie Sie bereits richtig bemerkt haben.“
    „Rothaarige, ja. Wie Lainie.“ Kyle schüttelte den Kopf.
    „Was meinen Sie? Könnte er die Morde begangen haben?“
    „Vollkommen unmöglich. Dafür ist er nicht der Typ. Oder können Sie sich vorstellen, dass Nore irgendeine Frau in ein romantisches Abenteuer verwickelt?“ Kyle verneinte seine eigene Frage mit einem Kopfschütteln. „Aber … wissen wir, wo er sich derzeit aufhält?“
    „Er erhielt die Auflage, in Stuart zu bleiben, und ein Sozialarbeiter sollte ab und zu nach dem Rechten schauen bei ihm, aber Sie wissen ja, wie es in solchen Fällen geht. Nach dem ersten Besuch des Sozialarbeiters verschwand Nore auf Nimmerwiedersehen. Ich habe ein paar Leute losgeschickt, damit sie nach ihm suchen, aber … er kann überall sein. Einschließlich Miami.“
    Kyle klopfte mit einem Stift auf Jimmys Schreibtisch, dann schüttelte er entschieden den Kopf.
    „Vollkommen ausgeschlossen, dass es sich bei Nore um den Täter handelt.“
    „Warum? Lainie hat er immerhin auch getötet. Er hat gestanden. Behauptete, dass sie vom Teufel besessen sei. Vielleicht glaubt er das ja von allen Rothaarigen. Und jetzt, nachdem sie ihn freigelassen haben, bildet er sich vielleicht ein, dass Gott ihm befohlen hat, noch mehr vom Teufel besessene Rothaarige umzubringen.“
    „Das glaube ich nicht.“
    Jimmy stöhnte gereizt auf. „Warum zum Teufel kann mit solchen Typen nicht
einmal
alles nach Plan laufen? Nore ist ein Verrückter. Er hat seine Frau erstochen, dann Lainie, und es sieht so aus, als würde er nach seiner Entlassung nahtlos an alte Gewohnheiten anknüpfen.“
    Um Kyles Lippen spielte ein leises Lächeln. „Nore wurde niemals von einem Gericht für den Mord an Lainie verurteilt.“
    „Jesus! Er hat ihn gestanden!“
    „Richtig, aber man hat ihn für unzurechnungsfähig erklärt, und Geistesgestörte gestehen viel, wenn der Tag lang ist.“
    „Sie haben sich zu lange auf dem College rumgedrückt, Junge. Verrückte gestehen keine Verbrechen, sie
begehen
sie.“
    „Jimmy, unser Mörder ist gesellschaftlich akzeptiert und ungeheuer raffiniert. Er verführt seine Opfer. Himmel, erinnern Sie sich denn nicht mehr daran, wie Nore aussah? In den Augen ein irres Flackern, um die Mundwinkel ein idiotisches Grinsen. Er wirkte ungefähr so verführerisch wie ein tollwütiger Hund. Ich halte es für völlig ausgeschlossen, dass er unser Mann ist.“
    Jimmy sagte eine ganze Weile nichts. Schließlich seufzte er. „Ach, verdammt, Kyle, Sie haben ja Recht. Im ersten Moment klammert man sich eben an jeden Strohhalm, aber im Grunde war mir das, was Sie eben angeführt haben, natürlich auch von Anfang an klar.“
    Kyle zuckte die Schultern. „Man hätte Nore möglicherweise trotzdem nicht rauslassen sollen.“
    „Um nichts in der Welt“, stimmte Jimmy zu.
    „Es wäre dennoch gut, ihn zu finden und ihn, falls er sich in Miami aufhält, zum Verhör aufs Revier zu bringen.“
    „Ich habe die Fahndung bereits eingeleitet.“
    „Gut. Ich denke, wir haben einen interessanten Nachmittag vor uns.“
    „Ach ja? Ich höre.“
    „Was halten Sie davon, wenn wir uns selbst aufraffen und ein paar Tattoostudios abklappern?“
    „Ich habe aber meine Leute schon darauf angesetzt.“
    „Ich weiß, ich würde dennoch ganz gern selbst ein bisschen mitmischen. Es sei denn, Sie haben eine andere wichtige Spur, von der Sie glauben, dass es sich lohnt, sie zu verfolgen.“
    „Im Moment nicht. Na schön, ich wollte schon immer mal in so ein schmieriges Etablissement“, sagte Jimmy. „Also los, machen wir uns auf die Socken.“
    Sie verbrachten den Nachmittag damit, den verschiedensten Tätowierstudios einen Besuch abzustatten, wo sie den „Körperkünstlern“ Fotos der beiden toten Frauen vorlegten. Sie entdeckten ähnliche Motive, aber nicht exakt dasselbe wie jenes, nach dem sie suchten. Sie erkundigten sich auch überall nach Holly Tyler.
    Gegen Ende des Tages, es war nahezu sieben, hatten sie in Florida City in einem Tätowierstudio, das
Tammy’s Tailored Tattoos und Tea Parlor
hieß, Glück. Tammy begrüßte sie höchstpersönlich. Sie war eine kleine Frau in knapp sitzenden Ledershorts und einer noch knapper sitzenden Lederweste, aus der ihr üppiger Busen

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