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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich sie sofort.
    »Du solltest abwarten, bis Miß Deale dir ein Eis anbietet.«
    Unsere-Jane schmollte und Fanny auch. Beide hingen sie mit großen, treuen Hundeaugen an unserer Lehrerin.
    »Macht doch nichts, Heaven«, sagte Miß Deale lächelnd.
    »Warum, glaubst du wohl, komme ich hierher? Ich mag selber gerne Eis, und es gefällt mir überhaupt nicht, wenn ich es allein essen muß. Also kommt her und sagt mir, welches Eis ihr diese Woche haben wollt.«
    Es war leicht zu erkennen, daß Miß Deale Mitleid mit uns hatte und uns wenigstens am Sonntag etwas gönnen wollte. Im Grunde genommen war es nicht richtig, weder für sie noch für uns. Uns fehlte ja so verdammt vieles, aber es war wichtig, daß wir unseren Stolz bewahrten. Doch unser Stolz wurde jedesmal besiegt, wenn es darum ging, zwischen Erdbeer-, Schokoladen-und Vanilleeis zu wählen. Nicht auszudenken, wie lange unsere Wahl gedauert hätte, wenn es noch mehr Sorten gegeben hätte.
    Tom entschied sich für Vanilleeis, und ich wählte ein Schokoladeneis, aber Fanny wollte Erdbeer-, Schokoladen-und Vanilleeis zugleich, und Keith wollte dasselbe wie Unsere-Jane, und Unsere-Jane konnte sich nicht entscheiden.
    Sie sah den Mann hinter der Theke an, schaute verträumt auf die riesigen Bonbon-Gläser, beobachtete ein Mädchen und einen Jungen, die gerade Eissoda verspeisten – und zögerte wieder.
    Fanny öffnete gerade den Mund, um mit allen ihren Wünschen herauszuplatzen. Schnell griff ich ein. »Miß Deale, geben Sie Unserer-Jane ihr Vanilleeis, mit dem sie sich sowieso bekleckern wird. Das ist mehr als genug. Wir haben alles, was wir brauchen, zu Hause.«
    Fanny stand hinter Miß Deales Rücken und schnitt fürchterliche Grimassen. Sie quengelte so lange, bis Tom seine Hand auf ihren Mund preßte und sie zum Schweigen brachte.
    »Vielleicht geht ihr eines Tages alle mit mir zum Mittagessen«, sagte Miß Deale beiläufig nach einer kleinen Pause. Wir hatten gerade Unserer-Jane und Keith zugesehen, wie begeistert sie an ihrem Eis schleckten. Es war wirklich rührend. Kein Wunder, daß sie die Sonntage so liebten; am Sonntag erhielten sie den einzigen Festschmaus, den sie je in ihrem Leben kennengelernt hatten.
    Kaum waren wir mit dem Eis fertig, erschienen Mutter und Vater in der Tür des Drugstores. »Kommt«, rief Vater, »wir fahren nach Hause – oder wollt ihr laufen?«
    Jetzt erst entdeckte er Miß Deale, die gerade für Unsere-Jane und Fanny die Bonbons bezahlte, die sie sich Stück für Stück ausgesucht hatten. Er ging mit großen Schritten auf uns zu. Er trug einen cremefarbenen Anzug, den meine Mutter ihm auf ihrer zweiwöchigen Hochzeitsreise in Atlanta gekauft hatte –
    wie Großmutter erzählt hatte. Wenn ich ihn nicht gekannt hätte, wäre mir Vater in seinem Anzug wie ein Gentleman vorgekommen.
    »Sie sind sicher die Lehrerin, von der meine Kinder die ganze Zeit so viel erzählen«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. Sie wich zurück, ihre Bewunderung für ihn schien erloschen, seitdem ich ihr erzählt hatte, daß er »Shirley’s Place« besuchte.
    »Ihre älteste Tochter und Ihr ältester Sohn sind meine begabtesten Schüler«, sagte sie kühl, »was Sie mittlerweile bestimmt wissen, denn ich habe Ihnen schon oft über Ihre Kinder geschrieben.« Sie erwähnte weder Fanny noch Keith, noch Unsere-Jane, die nicht in ihrer Klasse waren. »Ich hoffe, Sie sind stolz auf Heaven und Tom.«
    Überrascht sah Vater kurz zu Tom und mir. Miß Deale hatte ihm zwei Jahre lang geschrieben, wie intelligent sie uns fand.
    Die Schule in Winnerrow war so begeistert über Miß Deales Engagement für die unterprivilegierten Kinder aus den Bergen (die man oft für geistig behindert hielt), daß man ihr die Erlaubnis gegeben hatte, unsere Klasse von Jahr zu Jahr weiterzuführen.
    »Das sind ja erfreuliche Nachrichten, die man an einem so schönen Sonntag zu hören bekommt«, sagte Vater und versuchte, ihr in die Augen zu blicken. Aber sie weigerte sich, seinen Blick zu erwidern, so als könne sie ihre Augen nicht mehr von ihm abwenden, wenn sie ihn einmal angeschaut hätte. »Ich wollte auch immer schon eine bessere Ausbildung, aber ich hatte nie die Gelegenheit dazu«, erklärte ihr mein Vater.
    »Vater«, unterbrach ich ihn mit scharfer Stimme, »wir haben uns entschlossen, nach Hause zu laufen. Mutter und du, ihr könnt schon vorfahren.«
    »Will nicht gehen, will fahren«, heulte Unsere-Jane auf.
    Sarah stand mit mißtrauisch zusammengekniffenen

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