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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kurz zu mir hinüber und spürte meinen grimmigen, kalten Blick; vielleicht erkannte er zum ersten Mal, daß er mich haßte, weil ich so anders als sein Engel war. Darauf konnte er Gift nehmen, daß ich anders war! Ich wäre nicht so dumm gewesen und hätte mich in einen ungebildeten Mann aus den Bergen verliebt, der in einer Hütte lebte und illegalen Alkohol verhökerte. Er schien zu wissen, was ich dachte, er entblößte seine Zähne zu einem spöttischen Grinsen, so daß er richtiggehend abstoßend wirkte.
    »Hast du was vor, Kleine? Dann tu’s doch. Komm schon. Ich warte.«
    Unbewußt griff ich wieder nach dem Schürhaken.
    Schnell trat Tom durch die Tür, setzte den Wasserkübel ab und eilte auf mich zu, um mich davon abzuhalten. »Er tötet dich, wenn du’s tust«, flüsterte er mir eindringlich zu und zog mich aus Vaters gefährlicher Reichweite.
    »Hast ‘nen echten Ritter, nicht wahr?« sagte Vater und blickte Tom verächtlich an. Er stand lässig auf, gähnte zufrieden, als hätte er nichts getan, wofür man ihn hassen müßte. »Sie werden jede Minute dasein. Beeil dich, Fanny, mein Mädchen. Wirst gleich sehen, wie sehr dich dein Vater liebt, wenn die Leute kommen. Sie werden dich wie ihren Augapfel hüten.«
    Kaum hatte er das gesagt, als ein Wagen in unseren Hof fuhr.
    Nur war es diesmal kein fremder Wagen, sondern einer, den wir sehr gut kannten und schon viele Male auf den Straßen in Winnerrow gesehen hatten. Es war ein langer, schwarzer, glitzernder Cadillac, der dem reichsten Mann von Winnerrow, Reverend Wayland Wise, gehörte.
    Endlich, endlich! Miß Deale hatte doch noch einen Ausweg gefunden, um uns zu retten.
    Wieder stieß Fanny vor Freude einen spitzen Schrei aus, kreuzte die Arme über ihre kleinen Brüste und warf mir einen triumphierenden Blick zu. »Mich wollen sie! Mich!«
    In einer Sekunde war sie angezogen, und zwar mit einem Kleid, das eigentlich mir gehörte.
    Vater öffnete die Tür und bat den Reverend und seine dünngesichtige Frau, die weder lächelte noch sprach, sondern nur sauertöpfisch und unglücklich dreinschaute, freundlich herein. Sie starrte entsetzt auf das, was sie sah und was für eine so reiche Frau wie sie sicherlich ein Schock sein mußte –, aber sie mußte solche Lebensumstände doch eigentlich kennen. Der gutaussehende Reverend verlor keine Minute bei seiner Wahl.
    Meine Annahme, daß Miß Deale uns den Reverend geschickt hatte, um uns zu retten, war falsch gewesen, genauso wie meine Hoffnung, daß der liebe Gott ein Wunder geschehen lassen würde. Fanny war viel weniger wirklichkeitsfremd als ich. Der Gottesmann wußte schon ganz genau, welches von Vaters drei übriggebliebenen Kindern er wollte, obwohl er uns alle genau ansah und seine Augen lange und lüstern auf mir ruhten.
    Ich trat entsetzt und erschrocken vor dem frommen Mann zurück, warf Vater einen zornigen Blick zu und sah, wie er seinen Kopf schüttelte, als sähe er es nicht gerne, daß ich in des Reverends Haus wohnen sollte.
    Mein Verdacht bestätigte sich, als Vater erklärte: »Meine Älteste ist aufrührerisch; sie gibt freche Antworten, sie ist trotzig, halsstarrig und boshaft, Reverend Wise, Mrs. Wise.
    Glauben Sie mir, mit meiner jüngeren Tochter Fanny treffen Sie eine viel bessere Wahl. Fanny macht keine Umstände, sie ist hübsch und lieb. Ich nenn’ sie immer mein Täubchen, mein Rehlein, meine liebe Fanny.«
    Was für eine Lüge! Nie gab er uns Kosenamen.
    Diesmal würde es wenigstens kein Gejammer und Geschrei und kein Sträuben geben. Fanny hätte nicht glücklicher sein können. Sie strahlte vor Glück. Der Reverend überreichte uns allen dreien eine Schachtel voll Konfekt, und Fanny bekam einen richtig passenden roten Mantel mit einem schwarzen Pelzkragen. Fanny war einverstanden. Mehr hatte es nicht dazu gebraucht!
    Sie hörte gar nicht zu, als man ihr erzählte, was für ein wunderschönes Zimmer sie zu ihrer Verfügung bekommen würde, das der Reverend und seine Frau eigens für sie eingerichtet hatten, oder die anderen Dinge, die sie ihr bieten wollten, wie beispielsweise Tanz- und Musikunterricht.
    »Werd’ so sein, wie Sie wollen«, rief Fanny, und ihre schwarzen Augen glänzten. »Werd’ alles machen, was Sie wollen! Bin bereit und willig zu gehen! Und vielen Dank, daß Sie mich ausgesucht haben, vielen, vielen Dank!«
    Fanny lief auf den Reverend zu und umarmte ihn. »Gott segne Sie – und wie glücklich ich bin! Ich dank’ Ihnen tausendmal! Ich werd’ nie wieder

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