Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz
…«
»Gut, dann lasse ich Sie wegen Drogenhandels festnehmen«, unterbrach ihn Casini und hielt ihm seinen Polizeiausweis vor die Nase. Der junge Mann riss bestürzt die Augen auf.
»Was heißt hier Handel? Ich kaufe ab und an nur für den persönlichen Gebrauch.«
»Und für Ihre Orgienfreunde.«
»Was denn für Orgien?«
»Hören Sie auf, Sie werden das in aller Ruhe dem Richter erzählen können. Und inzwischen bekommen Sie eine nette kleine Zelle in Le Murate.«
»Ich habe nichts getan«, flüsterte Signorini. Der Kommissar grinste.
»Leider mahlen die Mühlen der italienischen Justiz sehr langsam. Da kommt es schon mal vor, dass irgend so ein Pechvogel für längere Zeit im Knast vergessen wird.«
»Ich habe doch nichts getan.«
»Sie werden schon sehen, das ist eine tolle Erfahrung. Es gibt Knastbrüder, die haben schon seit zwanzig Jahren keine Frau mehr gesehen, denen ist es egal, aufs andere Ufer zu wechseln … vor allem bei einem so hübschen Jungen wie Ihnen.«
»Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Sie werden sich bald daran gewöhnen, falls Ihnen das ein Trost ist.«
»Ich will nicht ins Gefängnis«, flüsterte Signorini und erhob sich mit seltsam steifen Bewegungen.
»Wer hat den Jungen umgebracht?«, fuhr ihn Casini an. Er hatte zum ersten Mal erwähnt, dass das Opfer ein Kind war, doch Signorini wirkte nicht überrascht. Also wusste er genau Bescheid. Casini hatte die Ungeheuer gefunden, ganz sicher.
»Ich weiß gar nichts …«, stammelte der junge Mann und ließ sich in den Sessel zurückfallen.
»Sie werden wohl eine ganze Weile nicht mehr mit Ihren Freunden Verstecken spielen können«, sagte Casini bissig.
»Aber Sie …«
»Wundern Sie sich nicht, Signorini. Ich weiß alles. Mir fehlen zwar noch ein paar Einzelheiten, aber ich weiß ganz genau, wie es abgelaufen ist«, bluffte der Kommissar. Jetzt hatte er Signorini fest im Griff und wartete nur noch darauf, dass er zusammenbrach.
»Ich … habe nicht …«
»Ihr habt den Jungen entführt, ihn in die Wohnung in der Via Luna gebracht und …«
»Nein!«, protestierte Signorini von Panik erfüllt.
»Dann habt ihr ihn drei oder vier Tage lang vergewaltigt …«
»Das stimmt nicht!«
»Als euch das langweilig wurde, habt ihr ihn umgebracht und in den Hügeln bei Cintoia verscharrt. Habe ich etwas vergessen?«
»So war das nicht … so war das nicht …«
»Ach nein? Dann habt ihr ihn hier in dieser schönen Villa missbraucht und ermordet?«
»Nein, nein, nein, nein …« Der junge Mann stöhnte mit gebrochener Stimme.
»Was ging Ihnen durch den Kopf, als der Junge schrie und weinte, Signorini? Dass er seinen Spaß hat, so wie ihr ihn hattet? Dass er vor Freude gestöhnt hat?«, fragte der Kommissar eiskalt. Der junge Mann schaute sich mit offenem Mund und völlig verwirrt um.
»Ihr habt, um eure verdammte Lust zu befriedigen, ein dreizehnjähriges Kind gequält, ihr habt ihm die Hölle gezeigt, habt ihn weggeworfen wie ein Stück Dreck … Wenn es nach mir ginge, würde ich euch einen nach dem anderen umbringen«, sagte Casini und packte den Griff der Pistole fester. Signorini brachte ein paar Sekunden keinen Ton heraus, dann schlug er die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen, wimmerte wie ein geprügelter Hund. Er rutschte vom Sessel und landete mit dem Bauch auf dem Perserteppich, dabei schluchzte er immer heftiger.
Casini beobachtete ihn angewidert und dachte dabei, dass Signorinis Zusammenbruch die Verurteilung dieser Ungeheuer besiegelte. Allmählich empfand er beinahe Mitleid für diesen verwöhnten jungen Kerl, der im Reichtum schwamm, aber es kam ihm wie ein krankes Gefühl vor, das er schleunigst unterdrücken sollte.
Er wartete geduldig, dass Signorini aufhörte zu heulen. Als er merkte, dass dessen Schluchzer ein wenig abebbten, stand er auf und steckte die Beretta ein. Er zog Signorini an einem Arm hoch und setzte ihn wieder in den Sessel.
»Wer hat den Jungen umgebracht?«, fragte Casini erneut und zwang sich, väterlich zu klingen. Der junge Mann zitterte, seine Augen waren gerötet und geschwollen, seine Wangen tränennass. Er schaute zu Boden, und hin und wieder zuckte er zusammen.
»Livio …«, meinte er leise.
»Ach, unser sympathischer Metzger.« Casini schauderte. Er konnte es kaum glauben, dass er endlich diesen schmutzigen Fall gelöst hatte.
»Es war … ein Unfall …«
»Oh ja, sicher. Ihr wolltet nur einen lustigen Abend verbringen.«
»Das ist die Wahrheit … es war ein
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