Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
ebenfalls aufpassen, dass er nicht zu viel wollte.
    »Danke … Vielen Dank … Sie sind zwei Engel«, brachte die Frau zwischen dem Stöhnen heraus.
    »Sagen Sie das nicht zu früh, vielleicht ziehen wir Ihnen noch eins über und klauen Ihnen dann die Uhr«, sagte die junge Frau lachend.
    »Ich sehe doch genau, dass Sie gutmütige Augen haben … genau wie Ihr Vater«, murmelte die Frau. Casini sah, wie Eleonora sich nur mühsam zurückhielt, und seine Finger krampften sich um das Steuer.
    »Sie irren sich, ich bin nicht …«
    »Ach komm, Papa«, unterbrach ihn die junge Frau.
    »Wie bitte?«
    »Nun gib mal Gas, du schleichst immer so«, sagte sie und bemühte sich, ernst zu bleiben. Casini schüttelte kaum merklich den Kopf und beschleunigte.
    Sie erreichten das Careggi-Krankenhaus und parkten in der Nähe der Notaufnahme. Vor der Tür warteten eine Menge Leute auf medizinische Versorgung. Einige Ärzte ließen die schwersten Fälle, alte Leute, Mütter mit Kindern und schwangere Frauen vor. Casini holte sich einen der Ärzte, der ihn zum Wagen begleitete. Kurz darauf luden zwei Krankenpfleger die alte Dame auf eine Trage und brachten sie ins Krankenhaus.
    »Das wäre geschafft«, meinte Casini.
    »Wir sind zwei Engel, Papa.« Eleonora kicherte. Casini tat, als hätte er nichts gehört. Beide stiegen in den Wagen und verließen im Schritttempo die Auffahrt des Krankenhauses.
    »Sagen Sie mir jetzt nicht, das hätte Sie gekränkt«, sagte die junge Frau, nachdem beide lange geschwiegen hatten.
    »Nein, nein. Ich war nur in Gedanken.«
    »Und woran haben Sie gedacht?«
    »Ehrlich gesagt weiß ich das nicht«, log Casini.
    »Ich weiß immer, woran ich denke.«
    »Und woran denken Sie jetzt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, meinte sie und starrte auf die Straße.
    »Sie sind ehrlicher als ich«, gab Casini zu. Sie unterhielten sich, lachten zusammen, aber keiner von ihnen schlug vor, einander zu duzen.
    »Das hier ist also das Funkgerät, über das Sie mit der Zentrale reden können?«, fragte sie.
    »Über Funk kann man mit ganz Italien sprechen«, log Casini wieder, um sie zu beeindrucken. Doch vor allem, um die wichtigste Frage nicht stellen zu müssen, weil er sich vor der Antwort fürchtete. Als sie den Turm auf der Piazza Piave erreichten, fand er endlich den Mut dazu.
    »Jetzt ist es dunkel, und ohne Licht kann man nicht arbeiten«, meinte er, um einen Anfang zu finden.
    »Wir bräuchten einen Scheinwerfer wie den hier«, sagte die junge Frau und zeigte auf ein Lichtbündel, das vom Piazzale Michelangelo ausging.
    »Hätten Sie Lust, etwas zu essen?« Jetzt hatte er es geschafft.
    »Ich würde sogar einen Autoreifen essen«, gestand die junge Frau.
    »Würden Sie mit mir essen gehen?«
    »Wo?«
    »Ich dachte daran, Sie in ein Restaurant einzuladen.«
    »In meinem Aufzug?«
    »Ja und, was ist dabei?«
    »Na gut … Wo gehen wir hin?«
    Um elf Uhr lag er schon im Bett, hatte den Kopf unter dem Kissen vergraben. Herodot würde wieder einmal warten müssen. Nicht einmal während des Krieges hatte er sich je so erschöpft gefühlt. Seine Knochen waren wie zerschlagen, und seine Muskeln schmerzten. Er kam sich vor wie nach einem Boxkampf mit Muhammad Ali. Und als wäre das nicht genug, war er unruhig und vielleicht sogar ein wenig von Panik erfüllt. Er hatte einen ganzen Schwarm Schmetterlinge im Bauch, und seine Beine zuckten unstet unter den Decken hin und her. Daran war nur diese Frau schuld …
    Sie hatten in einem kleinen Restaurant in der Gegend von Arcetri gegessen, inmitten von gutangezogenen Leuten, die diese beiden Flutopfer neugierig ansahen. Alle Tische waren reserviert gewesen, aber Casini hatte dem Kellner seinen Dienstausweis gezeigt und ihn gebeten, sie nicht hungrig wegzuschicken. Der hatte beinahe die Hacken zusammengeschlagen und ihnen in einer Ecke einen Tisch hinstellen lassen. Als er sogar eine Kerze brachte, musste Eleonora lachen. Die Speisekarte war auf wenige äußerst einfache Gerichte zusammengestrichen, und es gab nicht einmal zwei Hauptgänge zur Auswahl. Ein schöner Teller Nudeln mit Tomatensoße, Brathuhn, Kartoffeln aus dem Ofen und Rotwein. Nachdem Casini einige Gläser getrunken hatte, hatte er angefangen, vom Krieg zu erzählen und, angestachelt durch die Neugierde der jungen Frau, ein paar makabere Anekdoten zum Besten gegeben … Zum Beispiel die, als er und seine Männer Minen aus einem Feld in den Marken geräumt hatten, um den Panzerverbänden der Alliierten den Weg

Weitere Kostenlose Bücher