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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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das Bedürfnis, sich von Rosa verwöhnen zu lassen. Tatsächlich hatte er nicht nur eine Kleinigkeit gegessen. Er hatte sich mit Nudeln und Fleisch vollgestopft und beinahe eine ganze Korbflasche Wein ausgetrunken. Nicht dass er sich betrunken fühlte. Er hatte Alkohol immer gut vertragen. Bei Kriegsende hatte er einmal eine Waggonladung Cognac, der für Deutschland bestimmt war, beschlagnahmt, und selbst als er tassenweise davon trank, hatte er sich nur leicht beschwingt gefühlt. Doch an diesem Abend hatte er definitiv zu viel gegessen, und es würde ihm nicht schaden, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Er ließ den Käfer vor der Haustür stehen und lief in Richtung Via dei Neri los, eine Zigarette im Mund, die er nicht anzündete, und einen wasserabweisenden Hut zusammengerollt in der Tasche. Der Himmel war mit stürmischen Wolken überzogen, doch momentan regnete es nicht.
    In seiner Kindheit waren Kutschen, Fahrräder und nur ganz selten ein Auto über diese Straßen gefahren, die meisten Leute waren auf Schusters Rappen unterwegs gewesen. Jetzt hatte sich alles verändert. Es gab ständig mehr Autos und Motorroller, und am Steuer saßen immer jüngere Fahrer. Viele von ihnen zogen sich merkwürdig an, so ganz anders als die jungen Leute zu seiner Zeit, als man mit zwanzig schon ein richtiger Mann war und mit vierzig alt. Jetzt wirkte es so, als wollten diese Jungs nie erwachsen werden, und das gefiel Casini. Es schien ihm, als würde etwas von dieser Jugendlichkeit auf ihn abfärben, zumindest solange er nicht sein Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe sah.
    Als er am Arno entlangging, fuhr ein wild hupender Spider an ihm vorbei, hinter dessen Scheiben er gerade noch die blonden Mähnen einiger Mädchen entdecken konnte – falls es keine langhaarigen Männer waren, die man auch immer häufiger sah. Er hatte schon fünf an einem Tag gesehen. Und es passierte ihm immer öfter, dass er diese Kerle mit Frauen verwechselte. Er sah lange Haare, drehte sich, um eine schöne Frau anzusehen, und dann war es ein Mann mit Bart. Was für eine Enttäuschung.
    Während er über den Ponte alle Grazie ging, fiel ihm auf, dass der Arno angeschwollen war, und fasziniert von den dunklen Wassermassen, die schweigend dahinglitten und die Stadt durchteilten, lief er langsamer.
    Kurz darauf klingelte er bei Rosa und musste fast eine Minute warten, ehe sie den Türöffner drückte. Er stieg die Stufen hinauf und bemerkte dann ein wenig erstaunt, dass sie ihn nicht auf dem Treppenabsatz erwartete. Die Tür war angelehnt, und er schlüpfte hindurch. Rosa saß im Wohnzimmer in einem Sessel. Sie gab dem Kätzchen mit dem schlimmen Auge durch eine nadellose Spritze Milch, während Gedeone das Ganze von der Anrichte aus beobachtete.
    »Schau, wie niedlich sie ist … Sie säuft wie ein Ochse, jetzt ist sie über den Berg«, sagte Rosa.
    »Ich erkenne sie nicht mehr wieder.« Casini setzte sich auf das Sofa. Das Kätzchen hatte wirklich zugenommen und ein glänzendes Fell bekommen. Mit seinen kleinen Pfoten krallte es sich an der Spritze fest, als hätte es Angst, man könnte sie ihm wegnehmen. Das Tierchen wirkte quicklebendig.
    »Wenn du etwas trinken willst, bedien dich selbst.«
    »Vielleicht später …«
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Schwierigkeiten ich am ersten Tag hatte, die Kleine dazu zu bringen, Aa zu machen.«
    »Machen sie das nicht von selbst?«
    »Nicht, wenn sie so klein sind. Und wenn sie es nicht tun, verschließt sich der Darm, und das war’s dann. Ich habe ihr kleines Hinterteil mit Watte massieren müssen, so wie die Katzenmama es mit ihrer Zunge macht. Ich habe mindestens eine Viertelstunde massiert. Aber schließlich ist etwas Winziges, Steinhartes herausgekommen … Ich habe vor Freude geheult.«
    »Du bist eine gute Mama«, erklärte Casini.
    »Na, war das ein feines Fresschen?«, sagte Rosa zu dem Kätzchen, küsste es auf den Kopf und setzte es auf dem Teppich ab. Gedeone sprang kampfbereit von der Anrichte. Das Katzenmädchen rannte ihm entgegen, ging auf ihn los und versuchte, ihn in die Nase zu beißen. Obwohl es nur ein intaktes Auge hatte, schien es ausgezeichnet zu sehen. Gedeone legte sich hin und schleuderte es mit Pfotenhieben hin und her, als spielte er mit einer Maus.
    »Sie haben sich schon angefreundet«, sagte Rosa gerührt. Nach zwanzig Jahren in Bordellen konnte sie immer noch rot werden und sentimental sein wie eine Internatsschülerin aus Poggio Imperiale.
    Die Katzen

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