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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jane Beaufrand
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kräftigen Schluck. »Muss mich an die Liste halten«, sagte sie.
    Dann kippte sie das restliche Bier in den Topf zum Wasser und fügte noch ein Päckchen Gelatine hinzu. »Die Auflaufform ist im linken Schrank.«
    Ach, du Scheiße. Wollte sie doch tatsächlich Wackelpudding mit Bier machen! Das war zwar absurd, aber wenigstens konnte ich ihr dabei helfen. »Die mit den blauen Blümchen?«
    Ha! Jetzt würden Gretchen und ich mal auf ganz andere Weise gegen ihre Mom rebellieren! Rebellion á la cuisine sozusagen.
    Ich fand die Auflaufform und stellte sie neben den Herd. Durch das kochende Bier stank es mittlerweile wie in einer Brauerei. Als Gretchen befand, das Gebräu hätte jetzt genug gekocht, kippte sie es in die Form.
    »Sollte da nicht noch etwas Frisches rein? Geraspelte Möhren vielleicht?«
    »Gute Idee«, sagte sie und steuerte auf die Obstschale zu. Sie brach eine Banane vom Büschel ab.
    »Soll ich die klein schneiden?«
    »Nee«, sagte sie und warf das Ding samt Schale hinein. »Jetzt muss es nur noch abkühlen und voilà. Hast du Montgomery gesehen?«
    Montgomery war ihr Kater. Er hatte nur einmal am Tag Freigang. Meist wurde er bei Sonnenuntergang herausgelassen, damit er Strumpfbandnattern und Maulwürfe fing. Wahrscheinlich drehte er gerade seine Runde. Wenn ich mich nicht irrte, stand ihm eine Staubsaugerbehandlung bevor.
    Gretchen ging »Monty!« rufend und sich an der Schläfe kratzend davon.
    Erneut tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich herum, wieder war es Keith. »Ich glaube, ich werde dich gleich küssen«, sagte er und machte sich dann an Gretchens Stereoanlage zu schaffen, wechselte den Sound von Hip Hop zu Punk.
    Tomás gab mir einen blauen Nacho.
    »Hast du das gehört?«, fragte ich.
    Tomás nickte.
    »Denkst du, das war ernst gemeint?«
    »Kann sein«, sagte er. »Aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Der Typ ist ’n Arschloch.«
    Und du bist ’n Miesmacher, dachte ich
.
    Allmählich trudelten die Leute ein. Casey Burns brachte einen Kasten Budweiser mit. Allison Lehman kam mit Nolan Chapman, doch den ließ sie stehen, sobald Tomás ihr ein schüchternes »Hi« zuwarf.
    Und so ging das die ersten beiden Stunden lang. Gäste kamen, ich zeigte ihnen, wo das Bier war, und füllte das Tablett mit Guasacaca nach. Wenn jemand rauchen wollte, schickte ich ihn nach draußen auf die Terrasse. Die Party würden wir vor Gretchens Mom nicht verheimlichen können, aber deshalb brauchten wir ihr ja nicht die ganze Bude zu verwüsten.
    Zwei Stunden später, als ich mit einem Müllbeutel bewaffnet umherging, um leere Teller und Becher einzusammeln, verspürte ich endlich sein
tip, tip, tip
auf der Schulter. Keith wirbelte mich herum und knutschte mich volle Kanne ab. Es gab kein Vorgeplänkel, keinen zarten Kuss auf die Lippen.
Stehst du drauf? Ich ja
. Hier ging es nicht um Geben und Nehmen. Er presste sich an mich, kratzig und selbstbewusst. Es kam mir eher besitzergreifend vor, als wollte er jedem im Raum, einschließlich mir, zeigen, dass ich ihm gehörte.
    Dann rückte er ein Stückchen von mir ab, die Hände immer noch um mein Gesicht gelegt. »Ich kann dafür sorgen, dass du dich wahnsinnig gut fühlst«, raunte er mir zu. Und obgleich ich insgeheim wusste, dass es falsch war, wollte ich nichts mehr, als dass er es versuchte.
    Aber dazu kam es erst gar nicht, denn plötzlich tauchte Tomás auf und riss ihn von mir weg, seine Augen glühten vor Zorn. Er rammte Keith mit dem Kopf voran in den Kühlschrank. Es war so brutal, dass ich die ganze Zeit über dachte:
Das kann doch nicht Tomás sein. Er würde nie … so schnell kann der sich doch gar nicht bewegen
.
    Keith stand mit blutiger Stirn auf, packte Tomás und stieß ihn rückwärts gegen den Esszimmertisch. Blaue Nachos flogen durch die Luft. »Arschloch!« Keith verpasste ihm eins mit der Faust aufs Auge. Irgendetwas knirschte und es waren nicht die Chips. Tomás revanchierte sich mit einem kräftigen Tritt und die beiden flogen durch die Küche.
    »Tu doch was! Tu doch was!«, hörte ich mich schreien, aber ich wusste nicht, wem es galt. Die Leute scharten sich um die beiden, doch niemand versuchte dazwischenzugehen. Manche schlürften dabei sogar ihr Bier, als würden sie bei einem Spiel der
Seattle Mariners
zusehen. Das war doch absurd.
    Ich wollte Tomás von hinten packen, aber als er den Arm anwinkelte, bekam ich seinen Ellbogen vor die Nase. Mann, tat das weh. Ich ließ los und wartete, bis meine Augen aufhörten

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