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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zähne, während er flüchtig zum Bett hinüberblickte.
»Scheint wirklich ein Jammer zu sein. Sie war ‘ne Wucht, was?«
    Doc
Murphy, der finster seine finster aussehende schwarze Tasche zuschnappen ließ,
kam zu uns herüber. »Ich denke, die Todesursache ist, selbst für einen blöden
Polypen wie Sie, Wheeler, offensichtlich. Was?«
    »Er
muß fortgesetzt andere Leute beleidigen, weil er einen Minderwertigkeitskomplex
hat«, erklärte ich Sanger. »Und er hat einen Minderwertigkeitskomplex, weil er
minderwertig ist. Als sie ihn das letztemal analysiert haben, empfahlen ihm die
Gehirnschlosser Selbstmord als eine Art Gnadentod.«
    Murphys
mageres Gesicht bekam einen noch satanischeren Ausdruck. »Als Wheeler das
letztemal analysiert wurde, kamen die Gehirnschlosser zu dem Schluß, daß er
einfach in den Wechseljahren ist. Wenn es ihnen nur einmal gelänge, ihn daran
zu hindern, dauernd seine Weiber zu wechseln, glauben sie eine Chance zu haben,
ihn so weit heilen zu können, daß er nur noch ein gewöhnlicher Idiot ist.«
    Ed
Sanger ließ wie gewöhnt alles an sich abgleiten und kam zum Kern der Sache
zurück. »Was ist mit dem H auf ihrer Stirn?«
    »Was
soll damit sein?« sagten Murphy und ich unisono.
    »Na
ja«, er starrte uns beide mißtrauisch an, »es muß doch was bedeuten. Nicht?«
    »Ich
glaube, er hat recht, Al«, sagte Murphy in ernstem Ton. »Glauben Sie nicht, daß
er recht hat?«
    »Klar
glaube ich, daß er recht hat.« Ich nickte feierlich. »So was wie ein H, nicht
wahr?«
    »Schon
gut, schon gut.« Sanger runzelte finster die Stirn. »Wenn man hier den Versuch
unternimmt, ein vernünftiges Gespräch zu beginnen, was kann man da schon
erwarten?«
    »Zustimmung«,
sagte ich prompt. »Klar, das H hat was zu bedeuten, aber ich habe das
unangenehme Gefühl, daß es verteufelt lange dauern wird, bis ich das
herausgefunden habe.«
    Murphy
warf einen Blick auf seine Uhr und schnaubte plötzlich, als ob ihm eingefallen
wäre, daß noch fünf weitere Leichen auf ihn warteten. »Der Zeitpunkt des Todes
liegt neun bis zehn Stunden zurück«, sagte er schnell. »Also irgendwann
zwischen ein und zwei Uhr heute früh.« Er sah Sanger an. »Ich werde die
Autopsie auf heute nachmittag ansetzen; und wenn ich fertig bin, schicke ich
die Mordwaffe zu Ihnen hinüber. Ja?«
    »Gut,
Doc.« Eds Stimme klang nicht sonderlich begeistert. »Das Ding sieht jedenfalls
nach einem ganz gewöhnlichen Küchenmesser aus.«
    »Wenn
ihr zwei noch lange hier herumsteht, um mich aufzuheitern, breche ich
vielleicht in Tränen aus«, sagte ich finster. »Warum verduftet ihr nicht
endlich?«
    »Der
Fleischerwagen ist unterwegs«, sagte Murphy und seufzte dann leise. »Ich frage
mich, wie ich je auf die Idee kommen konnte, der ärztliche Beruf würde ein
romantischer Beruf sein.«
    Nachdem
die beiden gegangen waren und Eds Assistent mit ihnen, durchsuchte ich das
Zimmer. Es dauerte nur ein paar Minuten. Der Kleiderschrank enthielt ein paar
Strandkleider, die Kommode etwas Leibwäsche, und das war so ziemlich alles. Am
Kopfende des Bettes befanden sich zwei eingebaute Schubladen, an jeder Seite
eine, und in der linken lag eine kleine schwarze Abendtasche. Ich öffnete sie
und fand ein kleines Spitzentaschentuch, einen Lippenstift und Puder und einen
Schlüsselring mit vier Schlüsseln darin. Ich schloß die Tasche und nahm sie mit
zurück ins Wohnzimmer, wo das dunkelhaarige Mädchen mit den erregt blickenden
Augen saß und sich selber umarmte. Was das betraf, so gab es noch unangenehmere
Möglichkeiten des Nichtstuns.
    Sie
blickte mit einem matten Lächeln zu mir auf und sagte: »Noch weitere Fragen?«
    »Kennen
Sie jemanden, der den Wunsch gehegt haben kann, Elinor Brooks umzubringen?«
    »Nein.«
Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Ich glaube nicht, daß jedermann sie als
nettes Mädchen bezeichnet haben würde, aber innerlich war sie nett — nicht
schlecht. — Sie verstehen doch, was ich damit meine.«
    »Warum
sollte man sie nicht als nettes Mädchen bezeichnen?« fragte ich verdutzt.
    »Liebe,
großzügig verschenkt, steigert vieles; sie ist eine Art Adrenalin, das den
Minnesänger zum Singen und den Poeten zum Schwärmen bringt.« Sie lächelte in
mein verblüfftes Gesicht empor und rieb sich dann sanft eine Seite ihres
Gesichts an der Schulter. »Aber wie viele Ausdruckssteigerungen kennen Sie für
die Liebe, wenn sie bereits mit einem Preiszettel versehen verschenkt wird?
Vielleicht ist das freundlichste Wort >schmutzig