Dunkler Dämon
das bist.« Sie lächelte und kuschelte ihren Kopf wieder an meine Schulter. »Ich freue mich, dass du gekommen bist. Um mich zu besuchen. Als es dir nicht gut ging.«
Ich wollte ihr gerade versichern, dass dies nicht ganz zutraf, doch in diesem Moment ging es mir auf: Ich
war
hierher gekommen, als es mir schlecht ging. Stimmt, ich hatte es nur getan, um Doakes so zu langweilen, dass er verschwand, nach dem schrecklichen Frust, weil ich meine Verabredung zum Spielen mit Reiker nicht hatte wahrnehmen können. Aber im Nachhinein hatte es sich als ziemlich gute Idee herausgestellt, oder? Gute alte Rita. Sie war so warm und roch so gut. »Gute alte Rita«, sagte ich. Ich zog sie an mich, so fest ich konnte, und schmiegte meine Wange an ihren Scheitel.
So saßen wir einige Zeit, und dann rappelte Rita sich auf und zog mich an der Hand hoch. »Komm«, sagte sie. »Lass uns zu Bett gehen.«
Was wir taten. Und als ich mich unter der Decke ausgestreckt hatte und sie neben mich gekrochen war, war sie einfach so nett und roch so gut und fühlte sich so warm und gemütlich an, dass …
Nun. Bier ist wirklich ein erstaunlicher Stoff, nicht wahr?
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6
I ch erwachte mit Kopfschmerzen, einem Gefühl enormer Selbstverachtung und völlig orientierungslos. Meine Wange schmiegte sich an eine rosa Decke. Meine Decken – die Decken, unter denen ich täglich in meinem kleinen Bett erwachte – waren nicht rosa, und sie rochen auch anders. Die Matratze schien zu ausgedehnt, um in mein bescheidenes Rollbett zu passen, und – ehrlich gesagt – ich war nicht einmal sicher, ob das meine Kopfschmerzen waren.
»Guten Morgen, Hübscher«, sagte eine Stimme irgendwo über meinen Füßen. Ich wandte den Kopf und sah Rita am Fuß des Bettes stehen und glücklich auf mich hinablächeln.
»Hng«, sagte ich mit einer Stimme, die wie das Krächzen einer Kröte klang und meine Kopfschmerzen verschlimmerte. Aber anscheinend war diese Art von Schmerz amüsant, denn Ritas Lächeln vertiefte sich.
»Das habe ich mir gedacht«, sagte sie. »Ich hole dir ein paar Aspirin.«
Sie beugte sich über mich und rieb mein Bein. »Mmmm«, machte sie, und dann wandte sie sich ab und ging ins Badezimmer.
Ich setzte mich auf. Das mag ein strategischer Fehler gewesen sein, da mein Kopf danach umso heftiger dröhnte. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und wartete auf mein Aspirin.
Das normale Leben war etwas, an das man sich wohl erst gewöhnen musste.
Aber erstaunlicherweise war dem nicht so. Ich stellte fest, dass ich mich, wenn ich mich auf ein oder zwei Bier beschränkte, gerade genug entspannen konnte, um mit dem Sofabezug zu verschmelzen. Und so hielt ich, den nimmermüden Doakes im Rückspiegel, an mehreren Abenden die Woche nach der Arbeit vor Ritas Haus, spielte mit Cody und Astor und saß mit Rita zusammen, nachdem die Kinder ins Bett gegangen waren. Gegen zehn verabschiedete ich mich. Rita schien immer einen Abschiedskuss zu erwarten, deshalb arrangierte ich es stets so, dass ich sie in der offenen Eingangstür küsste, wo Doakes mich sehen konnte. Ich nutzte jede Technik aus den vielen Filmen, die ich gesehen hatte, und Rita ging munter darauf ein.
Ich schätze Routine sehr, und in dieser richtete ich mich bis zu dem Punkt ein, da ich beinahe selbst daran glaubte. Es war so langweilig, dass ich mein wahres Ich in Schlaf versenkte. Aus weiter Ferne, vom Rücksitz der tiefsten, düstersten Ecke von Dexterland, konnte ich den Dunklen Passagier leise schnarchen hören, was ein wenig beängstigend war und weshalb ich mich zum ersten Mal ein winziges bisschen einsam fühlte. Aber in dem Wissen, dass Doakes mich beobachtete, behielt ich den Kurs bei, machte ein kleines Spiel aus meinen Besuchen bei Rita, um herauszufinden, wie weit ich gehen konnte, und allmählich keimte in mir ein wenig Hoffnung. Ich brachte Blumen, Süßigkeiten und Pizza mit. Umrahmt vom Hauseingang küsste ich Rita haarsträubender denn je, um Doakes das bestmögliche Bild zu liefern. Ich wusste, dass es eine lächerliche Vorstellung war, aber eine andere Waffe besaß ich nicht.
Tag um Tag klebte Doakes an mir. Sein Erscheinen war unvorhersehbar, was ihn nur noch bedrohlicher wirken ließ. Ich wusste nie, wann oder wo er auftauchen würde, und das gab mir das Gefühl, er sei ständig anwesend. Ging ich in den Supermarkt, wartete Doakes beim Brokkoli. Fuhr ich mit dem Fahrrad auf der Old Cutler Road spazieren, parkte irgendwo entlang der Strecke der braune
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