Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
Vom Netzwerk:
sagte, er hätte sich mit dem Mann, Oscar, getroffen und ihm gesagt, was los ist. Oscar sagte, er müsse darüber nachdenken, und Doakes meinte, okay, er rufe ihn an. Aber er hat das Haus von der Straße aus beobachtet, und der Kerl kam zehn Minuten später mit einer Reisetasche aus der Tür und stieg in sein Auto.«
    »Warum sollte er jetzt flüchten?«
    »Würdest du nicht abhauen, wenn du wüsstest, dass Danco hinter dir her ist?«
    »Nein«, sagte ich, wobei ich fröhlich darüber nachdachte, was ich tatsächlich tun würde, falls ich dem Doktor jemals gegenüberstand. »Ich würde ihm eine Falle stellen und auf ihn warten.«
Und dann …,
dachte ich, sagte es aber nicht laut zu Deborah.
    »Nun, Oscar ist nicht wie du«, sagte sie.
    »So wenige von uns sind das«, sagte ich. »Wo will er hin?«
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Im Augenblick fährt er ziellos herum. Doakes hat sich an ihn gehängt.«
    »Was glauben wir, wohin er uns führt?«, fragte ich.
    Deborah schüttelte den Kopf und überholte einen alten Cadillac mit Klappverdeck voller kreischender Teenager. »Darauf kommt es nicht an«, erwiderte sie und raste mit durchgedrücktem Gaspedal die Auffahrt zum Palmetto Expressway hoch. »Oscar ist unsere beste Chance. Falls er versucht, die Region zu verlassen, nehmen wir ihn hoch, aber bis dahin müssen wir dranbleiben, um zu sehen, was geschieht.«
    »Sehr gut, eine wirklich phantastische Idee – aber was genau erhoffen wir uns eigentlich?«
    »Ich weiß es nicht, Dexter«, fauchte sie mich an. »Aber wir wissen, dass dieser Bursche früher oder später zur Zielscheibe werden wird, okay? Und jetzt weiß er es auch. Vielleicht will er einfach feststellen, ob er verfolgt wird, bevor er abhaut. Scheiße«, fluchte sie und kurvte um einen alten Lieferwagen herum, auf dessen offener Ladefläche sich Hühnerkäfige stapelten. Der Laster fuhr vielleicht fünfunddreißig Meilen die Stunde, hatte keine Rücklichter, und auf der Ladefläche hockten drei Männer, die mit der einen Hand ihre abgetragenen Hüte und mit der anderen die Ladung festhielten. Deborah ließ einmal kurz die Sirene aufheulen, als sie an ihnen vorbeifuhr. Es schien keinerlei Wirkung zu zeitigen. Die Männer auf der Ladefläche zuckten nicht mit der Wimper.
    »Egal«, sagte sie, während sie wieder geradeaus lenkte und beschleunigte. »Doakes will, dass wir nach Miami kommen und ihm Rückendeckung geben. Damit Oscar keine Faxen macht. Wir fahren parallel zum Biscayne.«
    Das war sinnvoll; solange Oscar sich in Miami Beach befand, konnte er in keine andere Richtung flüchten. Falls er versuchte, über eine der Schnellstraßen oder nach Norden in Richtung Haulover Park und darüber hinaus zu rasen, waren wir dort, um ihn einzusammeln. Wir hatten ihn eingekreist, es sei denn, er hatte irgendwo einen Hubschrauber versteckt. Ich ließ Deborah fahren, und sie brachte uns rasend schnell nach Norden, tatsächlich ohne jemanden umzubringen.
    Am Flughafen bogen wir in Richtung Osten auf die 836 ab. Hier wurde der Verkehr ein wenig dichter, und Deborah schlängelte sich hochkonzentriert hindurch. Ich behielt meine Gedanken für mich, und sie stellte ihre Jahre der Übung im Verkehr von Miami unter Beweis, indem sie gewann, was wie ein offenes Nonstop-Hochgeschwindigkeitsrennen wirkte. Wir schafften es sicher über das Kreuz zur I-95 und glitten den Biscayne Boulevard hinunter. Ich holte tief Luft und ließ sie vorsichtig wieder entweichen, als Deborah in den Stadtverkehr einfädelte und die Geschwindigkeit drosselte.
    Das Funkgerät knackte, und Doakes’ Stimme drang aus dem Lautsprecher. »Morgan, wo befinden Sie sich?«
    Deborah hob das Mikrofon und antwortete: »Biscayne am MacArthur Causeway.«
    Eine kurze Pause entstand, dann sagte Doakes: »Er ist bei der Zugbrücke am Venetian Causeway abgebogen. Decken Sie das Gebiet auf Ihrer Seite.«
    »Roger«, sagte Deborah, und ich konnte mich nicht bremsen. »Ich fühle mich immer so
offiziell,
wenn du das sagst.«
    »Was soll das heißen?«, fragte sie.
    »Nichts, ehrlich«, erwiderte ich.
    Sie warf mir einen Blick zu, einen ernsten Polizistenblick, aber ihr Gesicht war so jung, und nur einen Augenblick lang war es, als wären wir beide wieder Kinder, die in Harrys Streifenwagen saßen und Räuber und Gendarm spielten – außer dass ich dieses Mal zu den guten Jungs gehören musste, ein sehr beunruhigendes Gefühl.
    »Das hier ist kein Spiel, Dexter«, sagte sie, da sie natürlich die

Weitere Kostenlose Bücher