Dunkler Engel
an.
»Es ist wunderschön. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.«
Ungläubig berührte sie das Armband.
»Das liegt daran, dass sie heute so etwas nicht mehr machen. Das ist ein Erbstück. Es hat eine Geschichte.« Er griff nach der Schachtel und nahm das Armband heraus. »Lass mich dir helfen, es anzulegen.«
»Danke. Das ist so ein schönes Geschenk ... Du bist so wunderbar zu mir ...«
»Ich bin gerne wunderbar zu dir«, sagte er. »Diamanten und Smaragde stehen dir.«
Rachel bewunderte die Juwelen. In diesem Augenblick war sie rundum glücklich und haderte mit sich selbst. Er war perfekt. Was so viel hieß, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Musste sie immer jedes Wort und jede Geste auf die Goldwaage legen? Warum konnte sie es nicht einfach zulassen, in einer Beziehung glücklich zu sein ? Sie konnte fast die Stimme ihrer Mutter hören, die ihr diese Frage stellte.
»Dieser Abend war perfekt«, sagte sie und lächelte ihn an. »So perfekt, dass ich mir wünsche, er würde nicht zu Ende gehen«, sagte er und nahm ihre Hand.
Hatte sie es sich nur eingebildet, oder hatte er die letzten Worte ein wenig betont?
Durch seine nächsten Worte bestätigte sich ihre Annahme. Sie waren zärtlich und sanft, aber es schwang auch etwas mit, das sie nicht überhören konnte.
»Ein Mann kann nicht ewig warten, Rachel«, sagte er sanft. »Ich weiß, dass du Vorbehalte hast, weil ich dein Kunde bin.« Er zögerte und sagte dann lächelnd, halb im Scherz und halb ernst: »Vielleicht wäre es besser, wenn ich nicht...«
»Nein«, sagte Rachel schnell. »Bitte. Ich weiß. Ich war übervorsichtig.
Es ist nur, dass ...« Sie schaute ihm in die Augen und sah sein Verlangen. Und sie empfand das Gleiche. Er war wundervoll.
Verdammt noch mal. Das Leben ist kurz. Pflücke die Rosen, wenn sich dir die Gelegenheit bietet. Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück.
Alles war geklärt. Für den Rest des Abends war sie von einem Fieber nervöser Vorfreude gepackt. Rachel war sich jeder seiner Berührungen bewusst - wenn seine Finger ihren Rücken leicht berührten, um sie durch eine Tür zu geleiten, wenn sein Knie ihrs be-rührte oder seine Hand auf der ihren liegen blieb. Jede seiner Berührungen schien ein besonnener und wohlüberlegter Schritt zu sein. Er hielt ihre Hand auch nicht eine Sekunde zu lange, sodass sie nicht ins Schwitzen geriet. Er drückte sie nicht zu fest, und sein Knie berührte ihrs nie so lange, dass es aufdringlich wirkte.
Klar hat er Erfahrungen mit Frauen, dachte Rachel. Was hab ich erwartet? Einen fummelnden, pubertierenden Jungen? Nein, meine Liebe, du wolltest einen echten Mann. Und jetzt hast du einen. Einen wahren Mann. Hör auf, dir selber Steine in den Weg zu legen.
»Du bist ungewöhnlich ruhig, meine Liebe. Beschäftigt dich etwas?«, fragte Zanus auf ihrer Heimfahrt. »Nein.« Rachel lächelte ihn an und drückte seine Hand. Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie leidenschaftlich. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. Seine Augen waren so dunkel, dass Rachel nicht sagen konnte, wo die Pupille aufhörte und die Iris begann. Seine Augen zogen sie unheimlich an, und sie entspannte sich und ließ sich fallen. Die Limousine hielt vor Rachels Haus an. Rachel befreite sich von seinem Kuss und fragte nervös:
»Möchtest du noch auf einen Drink mit hinaufkommen? Auf einen Brandy vielleicht?«
»Ja, ein Brandy wäre gut«, antwortete Zanus mit einem wissenden Lächeln.
Rachel musste ihre Klamotten in Ordnung bringen, bevor sie ausstieg. Er schaute zu dem Fahrer und dann wieder zu Rachel.
»Soll ich den Wagen nach Hause schicken?« Das war eine heikle Frage, und beide wussten das. Sie dachte an das Abendessen und das Armband. .»Ja«, antwortete sie sanft.
Als sie die Lobby betraten, war sie froh, dass Derek nicht da war.
Und als sie in den Aufzug stiegen, hatte sie Derek vergessen. Denn plötzlich fiel ihr der Zustand ihres Apartments ein. Sie hatte nachmittags aufgeräumt, war sich aber nicht sicher, ob dies seinen Ansprüchen genügen würde. Manche Männer waren pingelig, und Zanus schien einer von ihnen zu sein. Aber wenn Rachel eine ganze Armee Hausangestellter hätte wie er, dann wäre ihre Wohnung auch picobello. Wenn ich das Licht nicht anmache, merkt er vielleicht gar nicht, dass ich nicht Staub gewischt habe.
»Ähm, bei mir könnte es ein bisschen unordentlich sein«, sagte sie und errötete leicht.
Zanus unterbrach sie. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und
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