Dunkler Engel
und zog die Decke hoch.
»Erlaube mir, Liebling.« Zanus nahm ihr die Decke aus den Händen und legte sie ihr um die Schultern. Er sah sie an. »Du hast nicht etwa Bedenken wegen dieser Sache, oder doch?«
»Du weißt ganz genau, dass das, was du vorhast, ethisch nicht vertretbar ist«, sagte sie.
»Pah! Die Leute machen das jeden Tag, und sie kommen fast immer damit durch, richtig?« Es schien, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
»Okay, ja«, gab sie langsam zu.
»Und diese Leute machen eine Menge Geld, oder nicht?« »Ja, aber
...«
»Und du möchtest einen Sitz an der Börse, richtig? Du möchtest dein eigener Chef sein. Oder möchtest du lieber weiter für Freeman arbeiten? Geld verdienen für die Firma, sodass er gut dasteht, während er dich jede Woche damit einschüchtert, dass er dich feuern wird. Du weißt, dass er für sich in Anspruch nimmt, dein Protege zu sein, der dir alles beigebracht hat.«
»Nein!« Rachel war empört.
»Er sagt, dass er dein Mentor ist. Bei allem, was du tust, holst du dir seinen Rat.«
»Seinen Rat!« Rachel setzte sich auf und warf die Decke weg. »Er ist ein Idiot! Ich würde ihn noch nicht einmal fragen, was ich zu Mittag essen soll, geschweige denn irgendetwas, was die Börse angeht ...«
»Beruhige dich«, sagte Zanus. »Ich hätte nicht davon angefangen, wenn ich gewusst hätte, wie sehr dich das aufregt. Natürlich glaube ich ihm nicht. Immerhin will ich es dir ermöglichen, einen Sitz an der Börse zu kaufen.«
»Ich bekomme einen Sitz an der Börse«, sagte Rachel und streckte sich, um Zanus Hand zu tätscheln. »Und was bekommst du?«
»Abgesehen von einer Menge Geld?«, fragte er ironisch.
»Ja, abgesehen davon. Du brauchst mich schließlich nicht, damit ich Geld für dich mache«, sagte Rachel; sie war plötzlich ganz ernst.
»Du hast sehr gut für mich gearbeitet, mein Liebling. Als Belohnung kann ich für mich in Anspruch nehmen, dass ich dich entdeckt habe. Freeman und all die anderen Idioten auf dem Parkett arbeiten jeden Tag mit dir, aber ihnen ist entgangen, was ich entdeckt habe. Ich habe dich gefunden. Und ich werde meinen Finderlohn auch bekommen.«
Das gefällt mir schon besser, dachte Rachel. Sie fühlte sich wohl und gar nicht mehr durcheinander. Keine plötzlichen Herzsprünge.
Kein Magengrummeln. Nur manchmal ein leichtes Flattern des Pulses. Zanus war ehrgeizig und entschlossen. Das mochte sie an ihm.
»Also fangen wir Montag an«, sagte Rachel. »Ich habe kein Globex-System zu Hause, also muss ich das im Börsensaal der Merc benutzen. Ich werde nach Börsenschluss dableiben.«
»Wird das keine Aufmerksamkeit erregen ?«, fragte Zanus.
»Nein, viele Händler machen das«, sagte Rachel und zuckte die Schultern. »Und wenn Freeman etwas sagen sollte, dann erzähle ich ihm, dass ich genau das mache, was er von mir verlangt hat - mich um seinen Lieblingsklienten kümmern.«
Zanus lächelte und küsste sie.
Nach dem Brandy brachte er sie nach Hause. Im Auto küssten sie sich wieder, und ihr war klar, dass er hoffte, sie würde ihn zu sich einladen.
Erst dachte sie, sie würde das auch tun, aber als sie vor dem Haus anhielten und er aus dem Wagen stieg, um ihr beim Aussteigen zu helfen, wurde ihr klar, dass sie eigentlich nicht wieder mit ihm ins Bett gehen wollte, nicht, solange sie sich über ihre Gefühle für ihn nicht sicher war. Ihr fiel allerdings nicht ein, wie sie da raus kam, ohne ihm wehzutun, und sie wollte seine Gefühle nicht verletzen.
»Möchtest du noch auf einen Drink mit rauf kommen?«, fragte sie und gab ihm dann einen Wink mit dem Zaunpfahl. »Ich verstehe, wenn du zu müde bist. Ich bin auch ziemlich erschöpft ...«
»Ganz im Gegenteil«, sagte er. »Ich bin ganz schon aufgekratzt.«
Er sagte dem Fahrer, er könne nach Hause fahren. Na gut, dachte Rachel. Also wirst du nichtssagenden Sex haben, und er wird dir morgen ein köstliches, kalorienreiches Frühstück machen. Es ist ja nur für eine Nacht...
Sie gingen zusammen die Treppe hinauf, wobei Zanus ihre Hand hielt.
»Wird Derek heute Nacht hier sein?«, fragte er, und seine Stimme hatte wieder diesen kalten, harten Unterton. Er sah sie sehr seltsam an, als er ihr diese Frage stellte.
Rachel wollte gerade antworten, dass er diese Nacht frei hatte, machte sich dann aber klar, dass es besser wäre, wenn sie über den Portier nicht so genau Bescheid wusste.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie sorglos. »Ich glaube nicht. Als ich gegangen bin, war er nicht
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