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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Beinahe jeder
Pfennig, den wir besaßen ging drauf, um das Defizit in der Firma
zu decken.« Sie drehte sich zu ihm und fügte bitter hinzu:
»Vielleicht haben Sie bemerkt, in welchem Zustand sich das Haus
und der Garten befinden.«
      Er nickte und sagte langsam: »Das ist alles sehr
überraschend und bedrückend für mich. Es zeigt mir Simon
in einem ganz anderen Licht. Aber er ist tot, seit vielen Jahren. Und
was hat das alles mit Ihnen und Reggie Steele zu tun.«
      Sie trat vor das Fenster und antwortete, ohne ihn
anzusehen. »Sechs Monate, nachdem Steele aus Korea
zurückkam, suchte er mich auf. Es war kurz, nachdem er sein erstes
Lokal eröffnet hatte. Ich war so sehr davon in Anspruch genommen,
meinen Vater zu versorgen, daß ich für mich selbst oder
einen Mann keine Zeit hatte. Er bemühte sich sehr um mich und war
sehr aufmerksam und verdrehte mir sozusagen den Kopf. Er kann sehr
charmant sein, müssen Sie wissen.«
      »Das bezweifle ich nicht«, bemerkte Shane trocken.
      Sie schien seine Bemerkung nicht gehört zu haben. »Ich
    schrieb ihm ein paar recht kompromittierende Briefe während
dieser Affäre. Als ich ihn schließlich durchschaute und
erkannte, was für ein Schuft er war, versuchte ich endlich, die
Beziehung abzubrechen. Er zwang mich dann, ihn in seinem Büro
aufzusuchen. Er zeigte mir diese Briefe und steckte sie in einen
Umschlag, den er an meinen Vater adressierte. Damit hat er mich seitdem
ständig erpreßt und unter Druck gehalten.«
      »Und was ist sein Preis?« fragte Shane.
      Sie errötete. »Ich habe ihm zu gehorchen, wenn er mich ruft.«
      Shane ballte die Fäuste und fluchte unterdrückt. »Dieser elende Schweinehund.«
      Sie zündete sich eine neue Zigarette an.
»Es ist nicht ganz so schlimm, wie es klingt. Manchmal
vergißt er mich monatelang, aber gelegentlich erinnert er sich
wieder an mich, und dann ruft er eben an.«
      »Haben Sie nie erwogen, zur Polizei zu gehen?«
      Sie schüttelte abwehrend den Kopf. »Das
wage ich einfach nicht. Mein Vater hat seine lichten Augenblicke
– Zeiten, in denen er völlig normal ist. Der Schock durch
einen weiteren Skandal würde ihn umbringen. Das kann ich nicht
riskieren.«
      Eine Zeitlang schwiegen beide, bis Shane
schließlich fragte: »Und wie war das gestern abend? Hat er
Sie aufgefordert, mich aus dem Hotel fortzulocken?«
      Mit ernstem Gesicht trat sie auf ihn zu und legte eine
Hand auf seinen Arm. »Damit hatte ich wirklich nichts zu tun. Ob
Steele die Waffe an sich gebracht hat, weiß ich nicht, jedenfalls
hat er mir nichts davon gesagt.«
      »Aber warum sind Sie dann zu mir ins Hotel gekommen?«
      Ihr Gesicht errötete langsam, dann schlug sie die
Augen nieder. »Ich war ehrlich zu Ihnen«, versicherte sie.
»Ich habe mir
    Ihretwegen Sorgen gemacht.«
      Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht
leicht an, dann blickte er direkt in ihre bernsteinfarbenen Augen.
»Es tut mir leid.« Er lächelte flüchtig.
»Mir tut leid, was ich gedacht und was ich gesagt habe.« Er
wandte sich von ihr ab und ging zur Tür.
      Als er sie öffnen wollte, sagte sie mit besorgter
Stimme: »Martin, was werden Sie jetzt unternehmen?«
      Sein Gesicht war ausdruckslos. »Ich glaube, ich
werde mich noch einmal ausführlich mit Steele unterhalten«,
antwortete er. »Vielleicht kann ich ihm klarmachen, daß er
sich in einigen Dingen auf dem falschen Weg befindet.« Ohne sich
durch ihr erschrecktes Gesicht aufhalten zu lassen, öffnete er die
Tür und ging.
      Er fuhr mit einem Bus in die Stadt zurück und
suchte gleich sein Hotel auf. Als er die kleine Empfangshalle betrat,
stand die junge Hotelangestellte vor einem großen Wandspiegel und
zog sich ihre Strümpfe zurecht. Hastig zog sie ihren Rock runter
und drehte sich um.
      Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, und sie
versuchte scheu zu wirken. »Ich muß in Zukunft wohl etwas
vorsichtiger sein«, meinte sie gespielt verlegen und ging hinter
das Empfangspult, um Shane den Zimmerschlüssel auszuhändigen.
      Sie trug ein Gabardinekostüm und war
offensichtlich gerade beim Friseur gewesen. Shane lächelte, als er
seinen Schlüssel entgegennahm. »Sie müssen zu einem
Vermögen gekommen sein«, sagte er herausfordernd.
      Sie hob die Arme und drehte eine Pirouette.
»Gefällt es Ihnen?« fragte sie auf seinen Ton
eingehend.
      Er nickte. »Gewiß, aber es muß Sie eine Menge Geld gekostet haben.«
      Schnippisch entgegnete sie: »Wenn

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