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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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man sich die
richtigen Freunde aussucht, kann man es zu etwas bringen.«
      Er wollte sich schon abwenden, als sie ihn
plötzlich zurückhielt. »Einen Augenblick. Da war noch
etwas. Der Nachtportier hat gestern abend noch eine Nachricht für
Sie entgegengenommen. Er sagte mir, ich solle ihm Bescheid geben, wenn
Sie ins Haus kommen. Er sagte, es sei dringend gewesen. Ich sage ihm,
er soll zu Ihnen auf Ihr Zimmer kommen.«
      Shane zögerte einen Augenblick mit nachdenklichem
Gesicht. Sie hatte inzwischen den Telefonhörer abgenommen und
wählte eine Nummer. Er zuckte mit den Schultern und stieg langsam
die Treppe hinauf und fragte sich, wer ihm wohl eine Nachricht hatte
zukommen lassen sollen.
      In seinem Zimmer war es still, und irgendwie
erschienen ihm die Ereignisse der vergangenen Nacht unwirklich und weit
zurückliegend. Er nahm ein frisches Hemd aus seiner Reisetasche
und begann sich umzuziehen. Kurz darauf klopfte es an seiner Tür,
und auf seine Aufforderung trat der Nachtportier ein.
      »Man hat mir gesagt, Sie hätten eine Mitteilung für mich«, empfing Shane ihn.
      Der Portier nickte. »Es kam ein Anruf für
Sie, Sir. Es war kurz nach Mitternacht. Ich versuchte, das
Gespräch zu Ihnen durchzustellen, aber Sie meldeten sich nicht.
Als ich dann zu Ihrem Zimmer hinaufkam, waren Sie nicht da.«
      Shane nickte. »Ja, gut. Von wem kam der Anruf?«
      Der Portier zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche
und blätterte darin. Nach ein paar Augenblicken grunzte er
befriedigt. »Hier habe ich es, Sir. Es war ein Mister Wilby. Er
sagte, sie wüßten, wer er sei.«
      Shane räusperte sich, um seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Was wollte er«, fragte er ruhig.
      Der Portier runzelte die Stirn. »Ich bin nicht
so recht klug daraus geworden, Sir. Er sagte so etwas wie, wenn Sie
eine Antwort auf die Frage haben wollten, die Sie ihm gestellt
hätten, wäre es das beste, wenn Sie ihn aufsuchen
würden.«
      Shane starrte schweigend auf sein eigenes Gesicht, das
der Schrankspiegel reflektierte. Der Portier hinter ihm hüstelte
diskret. »Haben Sie noch Wünsche, Sir?«
      Shane schüttelte langsam den Kopf und antwortete
gedankenverloren: »Nein, danke. Wenn ich etwas brauche, werde ich
klingeln.«
      Nachdem sich die Tür hinter dem Portier leise
geschlossen hatte, trat Shane ans Fenster und blickte in den Regen
hinaus. Ohne zu wissen, warum, fühlte er sich deprimiert und
unbehaglich. Ihm war beinahe, als ob er gar nicht wissen wollte, was
Wilby ihm hatte sagen wollen.
      In der Whiskyflasche war noch ein kleiner Rest
vorhanden, den er langsam austrank und sich dann fertig umzog. Als er
nach seinem Jackett griff, klopfte es wieder dezent, aber bestimmt an
der Tür.
      Als er öffnete, stand ihm ein hochgewachsener,
schlanker Mann in einem Trenchcoat mit geschlossenem Gürtel und
einem Schlapphut gegenüber. Sein hageres, adlerartiges Gesicht
zeigte ein flüchtiges Lächeln. »Mister Shane?«
fragte er. »Mister Martin Shane?«
      Shane nickte und sah seinen Besucher aufmerksam an. »Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
      Der Mann lächelte jetzt gewinnend. »Mein
Name ist Lomax – Detektivinspektor Lomax von der Kriminalpolizei
in Burnham. Ich möchte Sie gern etwas fragen.«
      Er trat in das Zimmer, und Shane schloß die
Tür hinter ihm. »Ich fürchte, ich habe nicht sehr viel
Zeit, Inspektor«, antwortete er, »aber bitte, was wollen
Sie von mir wissen?«
      Lomax zog eine Pfeife aus der Manteltasche, die er
gemächlich stopfte und mit einem Streichholz in Brand steckte. Als
sie zu seiner Zufriedenheit brannte, blickte er Shane offen an. Auf
seinem Gesicht stand unverändert ein Lächeln, aber der Blick
seiner Augen war kalt und nüchtern. »Kannten Sie einen Mann
namens Wilby, Mister Shane?«
      Shane war sofort auf der Hut. »Meinen Sie einen
Joe Wilby? Ja, ich war mit ihm zusammen in Korea.« Lomax blickte
ihn unverändert fest an, auch das leichte Lächeln stand
unverändert um seine Lippen. Shane fragte aufgebracht: »Was
soll das heißen? Was wollen Sie von mir?«
      Lomax schob sich den Schlapphut aus der Stirn und
sagte trocken: »Joe Wilby hat heute am frühen Morgen seinen
Kopf in einen Gasofen gehalten. Seine Frau hat die Nacht auswärts
bei Freunden verbracht. Sie fand ihn erst vor einer Stunde, als sie
nach Hause kam.«
      Shane atmete tief aus und griff nach einer Zigarette.
»Und was habe ich damit zu tun?« fragte er unbewegt.
      Lomax

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