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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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in seiner Phantasie festgesetzt
hatte. Er taumelte auf das Ende der Seitengasse zu, als draußen
auf dem Platz ein Motor ansprang und gleich darauf ein Wagen durch den
Nebel davonraste. In ohnmächtiger Wut schlug er mit der flachen
Hand gegen die Mauer, blieb gegen sie gelehnt eine Weile stehen, bis er
sich besser fühlte.
      Er begann sich an der Mauer entlang vorzutasten,
während eine merkwürdige Leere langsam durch sein
Bewußtsein kroch und die Umgebung im Nebel mehr und mehr versank,
und ihn allein in einer stillen Leere zurückließ. Als er um
die Ecke in die Hauptstraße einbog, flammte plötzlich der
Schmerz in seinem Kopf unerträglich auf, so daß er
gequält laut aufschrie und an einem eisernen Gitter Halt suchte.
      Der Schmerz war heftig – erdrückender, als
er ihn je erlebt hatte, und er erinnerte sich daran, was der Spezialist
im Krankenhaus ihm gesagt hatte: starke Schmerzen, die zunehmend
schlimmer wurden, kündeten die endgültige Krise an. Von Angst
geschüttelt stöhnte er laut auf und taumelte über die
Straße auf einen Taxistand zu.
      Er gab dem Fahrer Jenny Greens Adresse an und kauerte
sich, den Kopf in die Hände gestützt, auf den Rücksitz.
Als sie das Ziel erreichten, drückte er dem Fahrer eine Pfundnote
in die Hand und wankte über den Gehweg zur Haustür hinauf.
      Die Treppe schien sich ins Unendliche zu erstrecken,
und er schleppte sich von Schmerzen gepeinigt mühsam auf
Händen und Knien die Stufen hinauf. Als er den Treppenabsatz zu
Jenny Greens Wohnung erreichte, richtete er sich mit letzter Kraft auf
und schwankte zur Wohnungstür.
      Sie gab seinem Druck widerstandslos nach, und es
gelang ihm den Mund zu öffnen und »Jenny!« zu
krächzen.
      Eine Hand packte ihn an der Schulter und stieß
ihn in den Raum hinein. Er stolperte über einen Sessel und
stürzte schwer zu Boden, und als er gegen den lähmenden
Schmerz die Augen fest zupreßte, um ihn zu unterdrücken, der
weißglühend hinter seiner Stirn brannte, vernahm er das
langsame Schlurfen des Klumpfußes. Dann schloß sich mit
einem leisen Klicken die Tür hinter dem Unbekannten, und einen
Augenblick später hörte Shane ihn die Treppe hinabsteigen.
      Er lag mit dem Kopf auf dem Teppich, die Hände
fest vor das Gesicht gepreßt, und es kostete ihn große
Mühe, schließ
    lich doch die Augen zu öffnen.
      Da war Blut auf dem Teppich vor ihm, eine große,
unregelmäßig geformte Lache. Er starrte benommen darauf und
richtete sich mühsam auf die Knie auf. In seinem Kopf hetzten sich
seine Gedanken in einem tollen Wirbel. Er konnte sich nicht
konzentrieren, aber hier stimmte etwas nicht. Hier stimmte irgend etwas
ganz entsetzlich nicht.
      Er drehte langsam den Kopf. Überall war Blut
verspritzt, selbst an den Wänden, so als ob ein Tier
abgeschlachtet worden wäre. Er versuchte aufzustehen, fiel wieder
vornüber aufs Gesicht und schlug mit der Hand gegen einen harten
Gegenstand. Vor ihm lag ein rasiermesserscharfer Kukri, der Dolch der
Ghurkas, und er erinnerte sich, daß er ihn als
Dekorationsstück an der Wand über dem Kamin hatte hängen
sehen. Seine Finger schlossen sich um den Griff, und er starrte dumpf
auf die blutbesudelte Klinge. Dann dämmerte ihm eine entsetzliche
Erkenntnis. Laut schrie er auf: »Jenny, Jenny! Wo bist du!«
      Er fand sie im Schlafzimmer auf dem Bett liegen, mit
durchschnittener Kehle. Ihr Körper war furchtbar verstümmelt
worden. Er stand neben dem Bett, sah auf sie hinunter, und dann wurde
er von einer gräßlichen Schmerzwelle überflutet, und er
fiel neben sie quer über das Bett.
      So lag er noch da, den Kukri in der rechten Hand fest umklammert, als die Polizei ihn fand.

    14

    Der Regen ging
unaufhörlich nieder, als der Polizeitransporter durch das Tor zur
Annahme von Frachtgütern des Bahnhofs fuhr. Der Fahrer stieß
den Wagen gegen den Bahnsteig zurück, und Lomax sprang aus dem
Führerhaus, ging nach hinten und
    schloß die rückwärtige Tür des Transporters auf.
      Von zwei Detektiven flankiert stieg Shane aus. Er war
mit der rechten Hand an einen der Beamten gefesselt und trug seinen
Mantel leicht um die Schultern gelegt. Der Zug stand bereits an dem
Bahnsteig, und sie befanden sich unmittelbar vor dem Wagen mit dem
Abteil für Gefangenentransporte. Shane lächelte ironisch und
wandte sich an Lomax. »Wie lange dauert es noch?«
      Lomax blickte auf seine Uhr. »Etwa zehn Minuten. Wie fühlen Sie sich?«
      Shane grinste. »Mir ist nach einer

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