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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Shane«,
sagte er. »Sie wollen es nicht anders, also sollen Sie es auch so
haben. Ich habe Crowthers Darstellung erst akzeptiert, nachdem ich
nicht nur mit Reggie Steele, sondern auch mit Charles Graham gesprochen
hatte. Steele hat nicht sehr viel für Sie übrig – er
war ehrlich genug, das einzugestehen –, ganz im Gegensatz zu
Graham. Beide machten vor mir die gleiche Aussage, daß Sie seit
Jahren von Halluzinationen heimgesucht würden, von der Erinnerung
an einen Colonel Li. Das war der Mann, den Sie in der Nacht in der
Wohnung gehört haben wollen, aber Colonel Li ist seit sieben
Jahren tot.«
      Mit einem scharfen Zischen stieß Shane den Atem
zwischen den Zähnen aus. »Es geht nichts über gute
Freunde, wenn man Hilfe braucht. Sie müssen Graham meinen Dank
übermitteln, wenn Sie ihn das nächstemal sehen.«
      Wieder funkelte Ärger in den Augen des
Inspektors. »Es könnte Sie interessieren, daß es
Charles Graham gewesen ist, der dafür gesorgt hat, daß Sir
Georg Hammond es übernimmt, Sie zu operieren.«
      Es folgte ein lastendes Schweigen. Anscheinend gab es
nichts weiter zu sagen, doch dann erinnerte Shane sich an Simon
Faulkners Schwester. »Eines würde ich gern noch wissen,
Inspektor. Haben Sie auch mit Laura Faulkner gesprochen?«
      Lomax nickte. »Wir haben sie nicht allzusehr
belästigt. Ihr Vater hat gestern wieder einen Schlaganfall
erlitten, und sie mußte ihn sofort ins Krankenhaus bringen. Wenn
ich es richtig verstanden habe, ist es für ihn nur noch eine Frage
von Tagen.«
      Bevor Shane noch weitere Fragen stellen konnte, trat
der ältere der beiden Kriminalbeamten näher, denn man konnte
schon das dumpfe Zuschlagen der Abteiltüren des Zuges hören.
Lomax nickte. »Ja, bringen Sie ihn jetzt in den Zug.«
      Sie gingen auf den Waggon zu, doch als Shane seinen
Fuß auf die erste Stufe setzte, hielt er inne. Plötzlich
überkam ihn das dringende Bedürfnis, Lomax alles zu
erklären, die letzten Lücken auszufüllen. Der eine der
Detektive schob ihn weiter, und der Augenblick verstrich ungenutzt.
      Als sie vor dem reservierten Abteil standen, zog der
jüngere Detektiv einen Schlüssel aus der Tasche, befreite
sich von der Handschelle und schloß dann Shane beide Hände
vor dem Körper zusammen. Sie schoben ihn in dem Abteil auf einen
Fensterplatz, und der eine stopfte seinen Mantel ins Gepäcknetz,
während der andere vor ihm niederkniete und ihm die Schuhe
aufschnürte. Lomax stand noch unter der Tür und vergewisserte
sich, daß alles in Ordnung war. »Hat man Ihnen einen
Schlüssel für die Abteiltür gegeben, Brown?«
fragte er den älteren der beiden Detektive. Der Gefragte nickte
und Lomax fuhr fort: »Halten Sie die Abteiltür ständig
verschlossen. Sie werden in London erwartet. Ich sehe Sie dann beide
morgen.«
      Als er sich abwandte, um zu gehen, rief Shane ihn an: »Lomax!«
      Der Inspektor blieb stehen und blickte über die Schulter zurück: »Was gibt es?«
      Shane lächelte sanft. »Sie irren sich, das wissen Sie doch.«
      Lomax setzte zu einer Antwort an, hob dann aber nur
stumm die Schultern und ging durch den Seitengang davon. Einen
Augenblick später kam er draußen an dem Abteilfenster
vorüber und ging zu dem Transportwagen.
      Irgendwo klang gellend ein Pfiff, und der Zug schien
einen langen, verhaltenen Seufzer auszustoßen, und dann glitt er
an dem Bahnsteig entlang, rollte hinaus in den Regen und in die
Dunkelheit.
      Ein Gefühl der Panik überwältigte
Shane. Er starrte auf seine nur mit Strümpfen bekleideten
Füße hinab, auf die Handschellen um seine Handgelenke, und
völlige Hilflosigkeit ergriff von ihm Besitz. Das war das Ende.
Wie auch immer die Würfel rollen würden, er war am Ende.
      Unvermittelt wurde er in die Wirklichkeit
zurückgerissen. Brown, der Detektiv, der den Schlüssel an
sich genommen hatte, hatte versucht, die Abteiltür
abzuschließen, doch nun richtete er sich auf und drehte sich mit
verärgertem Gesicht um. »Das verdammte Ding paßt
nicht«, schimpfte er ungehalten.
      Sein Kollege blickte zu ihm auf und legte die Zeitung
beiseite, die er ausgebreitet hatte. »Und was sollen wir jetzt
tun?« fragte er.
      Brown schien unschlüssig. »Ich werde nach
dem Schaffner suchen«, sagte er dann. »Der muß ja
einen Hauptschlüssel haben.« Er deutete mit einem Kopfnicken
auf Shane. »Paß gut auf unseren Freund hier auf. Bei diesen
Typen weiß man nie, was die im Sinn haben.«
      Shane wandte sich ab

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