Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Latterly steht hier vor Gericht wegen Mordes an Mary Farraline. Was hat diese Geschichte mit dem Mordfall zu tun?«
    Alastair machte Anstalten, sich zu erheben, sank jedoch wieder in sich zusammen; tiefe Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Nein, so war’s nicht«, sagte Hector mit plötzlicher Klarheit.
    »Jetzt erinnere ich mich. Es war Mr. Monk. Ich hab’s Mr. Monk erzählt. Er ist losgezogen, um McIvor zu fragen, aber rausgekriegt hat er nichts. Armer Trottel! Das hätt’ ich ihm gleich sagen können. Das haben die doch längst alles vertuscht!«
    Einen Moment lang war es absolut still. Überwältigt vor Erleichterung ließ Rathbone den Kopf auf den Tisch sinken. Argylls dunkles Gesicht teilte sich zu einem Grinsen.
    Der Richter sah wütend aus.
    Monk schlug die geballte Faust immer wieder in die Handfläche, bis es schmerzte.
    »Danke, Major Farraline«, sagte Argyll ruhig. »Sie haben recht. Es war Mr. Monk, dem Sie es erzählt haben, nicht Miss Latterly. Mein Fehler, tut mir leid.«
    »Ist das alles?« erkundigte sich Hector.
    »Ja, ich danke Ihnen.«
    Gilfeather drehte sich einmal um sich selber, sah das Publikum, die Geschworenen, den Richter und schließlich Hector Farraline an.
    Hector rülpste leise.
    »Major Farraline, wie viele Gläser Whisky haben Sie heute schon getrunken?« fragte Gilfeather.
    »Ich hab’ keine Ahnung«, antwortete Hector höflich. »Und ’n Glas hab’ ich überhaupt nicht benutzt, fürchte ich. Hab’ immer so’n Fläschchen dabei, wissen Sie. Warum?«
    »Ach, lassen Sie nur. Das wäre alles, danke.«
    Hector tappte auf unsicheren Beinen die Treppe hinunter.
    »Einen Moment noch…«, sagte Gilfeather schnell.
    Hector blieb mitten auf der Treppe stehen und klammerte sich am Geländer fest.
    »Führen Sie eigentlich die Bücher der Firma, Major Farraline?«
    »Ich? Natürlich nicht. Das macht Kenneth.«
    »Hatten Sie in letzter Zeit Einblick in die Bücher, sagen wir, in den letzten zwei Wochen?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Können Sie Geschäftsbücher lesen, Sir?«
    »Hab’s nie versucht. So was interessiert mich nicht.«
    »Aha. Brauchen Sie Hilfe auf der Treppe, Sir?«
    »Nein, Sir. Das kann ich alleine.« Und schon verlor er den Halt und rutschte die letzten Stufen hinunter. Er richtete sich auf und ging einigermaßen sicher und ohne fremde Hilfe hinüber zu den Zuschauerbänken, wo man ihm einen Platz frei machte.
    »Euer Ehren«, wandte Argyll sich an den Richter, »in Anbetracht von Major Farralines Aussage würde ich gerne Kenneth Farraline in den Zeugenstand rufen.«
    Gilfeather war aufgesprungen. Aber er zögerte, seinen Einspruch vorzubringen.
    Der Richter seufzte. »Haben Sie Einwände, Mr. Gilfeather? Offenbar geht es um die Frage einer Unterschlagung, sei sie nun real oder eingebildet.«
    Argyll lächelte. Gilfeather sollte ruhig glauben, es wäre ihm recht, wenn mit einer Ablehnung des Zeugen Zweifel in die Herzen der Geschworenen gesät würden.
    »Keine Einwände, Euer Ehren«, sagte Gilfeather. »Es erscheint mir ratsam, alle Zweifel auszuräumen.« Er lächelte Argyll schmallippig zu.
    Argyll neigte dankend den Kopf.
    Kenneth Farraline wurde aufgerufen. Er sah sehr unglücklich aus, als er den Zeugenstand betrat. Zweifellos spürte er die knisternde, geladene Atmosphäre im Saal, und jetzt kam Argyll wie ein hungriger Bär auf ihn zu.
    »Mr. Farraline, Ihr Onkel, Hector Farraline, hat uns erzählt, daß Sie die Bücher des Familienunternehmens führen. Ist das richtig?«
    »Nicht relevant, Euer Ehren!« erhob Gilfeather Einspruch.
    Der Richter zögerte.
    »Euer Ehren, sollten die Geschäftsbücher eines Familienunternehmens, dessen Oberhaupt gerade ermordet wurde, Unregelmäßigkeiten aufweisen, so kann das wohl schwerlich irrelevant sein!« argumentierte Argyll. »Hier ließe sich vielleicht ein Tatmotiv finden, das mit Miss Latterly nicht das geringste zu tun hat.«
    Mit sichtlichem Mißvergnügen mußte der Richter ihm recht geben.
    »Sie haben noch nichts Konkretes vorgebracht, Sir. Bis jetzt ist es eine reine Vermutung, kaum mehr als das Geschwätz eines betrunkenen Mannes. Wenn Sie der Sache nicht mehr Gehalt geben können, werde ich Mr. Gilfeathers nächstem Einspruch stattgeben.«
    »Danke, Euer Ehren.« Argyll wandte sich wieder an Kenneth.
    »Mr. Farraline, wußte Ihre Frau Mutter von Major Farralines Vermutung, die Geschäftsbücher seien manipuliert worden?«
    »Ich… ich…« Kenneth war verzweifelt. Er sah Argyll mit

Weitere Kostenlose Bücher