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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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›Beschuldigung‹, Euer Ehren.« Argyll sah zur Richterbank hinauf. »Ich kann nichts Unrechtes dann sehen, im Gegenteil, ich finde, es ist eine äußerst lobenswerte Initiative.«
    Quinlan beugte sich über die Brüstung, die Finger fest um den Handlauf geklammert.
    »Schon möglich, wenn das alles wäre!« rief er wütend. »Aber McIvor ist unentschuldbar! Ich weiß doch, daß er hinter ihr her ist!« Seine Stimme wurde schriller und lauter. »Er versucht, sie zu Unmoral und Untreue zu verleiten! Aber daß er dies unter einem solchen Vorwand tut und auch noch ihre Ehre in den Dreck ziehen will, das ist unverzeihlich!«
    Ein Raunen ging durch den Saal. Der Richter schlug den Hammer scharf auf den Tisch.
    Argyll kam einer Zurechtweisung vom Richterstuhl und einem Protest Gilfeathers zuvor.
    »Sind das nicht voreilige Schlüsse, Mr. Fyffe?« fragte er und zog – um den Richter zu beruhigen – erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ich habe lediglich gesagt, Mr. McIvor habe ihr die Bücher besorgt.«
    Qumlans Gesicht war noch immer weiß, seine Augen verengten sich zu funkelnden Schlitzen. Voller Verachtung sah er Argyll an.
    »Das weiß ich. Halten Sie mich für einen Idioten, Sir? Seit Jahren beobachte ich, wie er sie anstarrt, wie er sich Vorwände ausdenkt, damit er mit ihr Zusammensein kann. Das Tuscheln, das Lachen, das plötzliche Schweigen, seine Verzweiflung, wenn sie ihm keine Beachtung schenkt, die Euphorie, wenn es anders ist.« Seine Stimme wurde schriller. »Ich weiß, wann ein Mann in eine Frau verliebt ist, wann er seine Leidenschaften nicht mehr beherrscht. Zumindest hat er einen Weg gefunden, sich in ihr Vertrauen einzuschleichen und weiß Gott was noch alles!«
    »Mr. Fyffe…«, setzte Argyll an, machte aber keinen ernsthaften Versuch, ihn zu unterbrechen.
    »Aber jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen«, fuhr Quinlan fort, blickte Argyll an und schien alle anderen im Saal vergessen zu haben. »Es ist erstaunlich, wie blind man sein kann, bis man schließlich gezwungen wird, den schmerzlichen Tatsachen ins Auge zu blicken.«
    Jetzt hielt es Gilfeather nicht mehr auf seinem Platz.
    »Euer Ehren, das ist alles sehr bedauerlich, und ich bin sicher, das Gericht hat größtes Verständnis für Mr. Fyffes Verzweiflung, aber für den Mord an Mary Farraline ist das alles völlig irrelevant. Mein gelehrter Kollege stiehlt uns unsere Zeit und versucht, die Geschworenen von der eigentlichen Sache abzulenken.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, stimmte der Richter ihm zu, doch bevor er weitere Anweisungen treffen konnte, hatte Quinlan sich mit funkelnden Augen zu ihm umgedreht.
    »Das ist absolut nicht irrelevant, Euer Ehren! Baird McIvors Verhalten ist sogar höchst relevant.«
    Gilfeather setzte zu einem erneuten Protest an. Argyll machte eine müde Handbewegung.
    Rathbone murmelte ein Stoßgebet und ballte die Hände zu Fäusten; sein Körper schmerzte vor Anspannung. Er wagte es nicht, Hester anzusehen. Monk hatte er völlig vergessen, als hätte es den Mann nie gegeben.
    Quinlan stand aufrecht im Zeugenstand, das Gesicht blaß, mit zwei tiefen Furchen über der Nase.
    »Der Anwalt der Familie hat mich gebeten, ein paar von Mrs. Farralines Papieren durchzusehen, im Zusammenhang mit dem Nachlaß…«
    »Und?« unterbrach ihn der Richter.
    »Ich habe mich häufig um ihre finanziellen Angelegenheiten gekümmert«, erwiderte Quinlan. »Mein Schwager Alastair hat zu viele eigene Verpflichtungen.«
    »Ich verstehe. Erzählen Sie weiter.«
    »Dabei habe ich etwas entdeckt, das mich schockiert und entsetzt hat und das viele Dinge erklärt, die ich vorher nicht verstanden habe.« Er schluckte schwer. Der ganze Saal hing an seinen Lippen, und das wußte er.
    Gilfeather runzelte die Stirn, machte aber keinen Versuch, ihn zu unterbrechen.
    »Und was war das für eine Entdeckung, Mr. Fyffe?« fragte Argyll. »Meine Schwiegermutter besaß ein Anwesen, eine Hinterlassenschaft ihrer Familie, ganz oben im Norden, einen kleinen Bauernhof in Rossshire. Nichts Besonderes, vielleicht fünfundzwanzig Morgen und ein Haus, aber groß genug, um ein bis zwei Personen ein Auskommen zu bieten.«
    »Ich kann das weder schockierend noch entsetzlich finden, Mr. Fyffe«, bemerkte der Richter kritisch. »Bitte, drücken Sie sich deutlicher aus, Sir.«
    Quinlan warf ihm einen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Argyll.
    »Das Anwesen ist seit mindestens sechs Jahren vermietet, durch die Vermittlung Baird McIvors, aber bisher ist

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