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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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kein Penny Miete auf Mr. Farralines Konto eingegangen.«
    Die Leute hielten den Atem an. Einer der Geschworenen schreckte hoch. Ein anderer suchte im Publikum nach Baird McIvor. Ein dritter biß sich auf die Lippe und sah hinauf zu Hester.
    »Sind Sie ganz sicher, Mr. Fyffe?« fragte Argyll, darum bemüht, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. »Ich denke, Sie würden eine solche Anschuldigung nicht machen, wenn Sie keine Beweise hätten.«
    »Natürlich hab’ ich Beweise!« antwortete Quinlan und wirkte fast ein bißchen gekränkt. »Jeder kann die Papiere einsehen. Baird hat die Angelegenheit für sie abgewickelt, das kann er nicht bestreiten. Was mit dem Geld passiert ist, bleibt sein Geheimnis. Das Anwesen sollte jährlich ein paar Pfund einbringen. Aber davon ist nichts auf dem Konto eingegangen. Es ist, als hätte sie es nie besessen.«
    »Haben Sie ihn daraufhin angesprochen, Mr. Fyffe?«
    »Natürlich! Er sagte, es wäre eine private Abmachung zwischen ihm und Schwiegermama gewesen und ginge mich nichts an.«
    »Und mit dieser Erklärung sind Sie nicht zufrieden?«
    Quinlan machte ein ungläubiges Gesicht. »Wären Sie damit zufrieden, Sir?«
    »Nein«, räumte Argyll ein. »Nein, wäre ich nicht. Es hört sich ziemlich unkorrekt an, um es freundlich auszudrücken.«
    Quinlan zog ein verächtliches Gesicht.
    »Und welche Dinge hat diese Sache erklärt?« fragte Argyll weiter. »Sie sprachen von ein paar Dingen, die Sie vorher nicht verstanden hatten.«
    »Seine Beziehung zu Mrs. Farraline«, antwortete Quinlan mit hartem Glanz in den Augen. »In der Zeit, bevor sie ihm das Recht einräumte, die Sache mit dem Bauernhof für sie zu regeln, hatte er einen niedergeschlagenen Eindruck gemacht. Er war oft bedrückt und schlechter Laune gewesen, hatte sich zurückgezogen und in dumpfer Verzweiflung vor sich hingebrütet.«
    Niemand im Saal rührte sich oder gab einen Laut von sich.
    »Aber plötzlich war seine Stimmungslage völlig verändert«, fuhr Quinlan fort. »Nach ein paar Gesprächen mit Mrs. Farraline. Jetzt weiß ich, daß er sie dazu überredet hat, ihm diese Aufgabe anzuvertrauen, und offensichtlich hat er sie genutzt, um die Sorgen abzuschütteln, die ihn gequält haben.«
    Gilfeather erhob sich.
    Der Richter nickte ihm zu und wandte sich an Quinlan.
    »Mr. Fyffe, eine solche Schlußfolgerung kann richtig, aber auch falsch sein. Das Gericht ist lediglich an den Beweisen interessiert, die Sie vorlegen können.«
    »Dokumente, Euer Ehren«, erwiderte er. »Die Besitzurkunde für den Bauernhof, Mrs. Farralines schriftliche Vollmacht, daß Mr. McIvor für sie die Miete eintreiben durfte, und die Tatsache, daß er – aus welchem Grund auch immer – nichts von dem Geld an sie abgeführt hat. Sind das etwa keine Beweise?«
    »Den meisten Leuten würde das wohl ausreichen«, räumte der Richter ein. »Aber es ist Aufgabe der Geschworenen, nicht meine, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.«
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Quinlan fort und machte dabei ein Gesicht, als blicke er dem Tod ins Auge. »Wie alle anderen habe auch ich geglaubt, daß die Krankenschwester, Miss Latterly, meine Schwiegermutter ermordet hat, um den Diebstahl der Perlenbrosche zu vertuschen. Inzwischen fällt es mir zunehmend schwerer, diese Überzeugung zu teilen. Sie scheint mir eine außerordentlich mutige und tugendhafte Frau zu sein, und das habe ich vorher nicht gewußt.« Er holte tief Luft.
    »Und deshalb habe ich mir auch nichts dabei gedacht, als ich meinen Schwager Baird McIvor dabei beobachtet habe, wie erdas Hausmädchen hatte seinen freien Tag – in der Waschküche mit Gefäßen und Fläschchen hantierte und Flüssigkeit von einem ins andere schüttete.«
    Plötzlich war heftige Bewegung im Publikum. Baird sprang auf, das Gesicht aschfahl. Oonagh versuchte ihn zurückzuhalten, klammerte sich an seinen Arm. Alastair stieß einen erschrockenen Schrei aus.
    Eilish saß wie erstarrt, die Knöchel ihrer Hand traten weiß hervor.
    »Ich hatte keine Ahnung, was er machte, und es hat mich auch nicht interessiert«, fuhr Quinlan mit deutlicher, gnadenloser Stimme fort. »Inzwischen befürchte ich, daß ich Zeuge von etwas Entsetzlichem geworden bin, und meinem Unvermögen, seine wahre Bedeutung zu ermessen, hat Miss Latterly die schrecklichste Erfahrung zu verdanken, die man sich nur vorstellen kann des Mordes angeklagt zu werden und mit dem Todesurteil rechnen zu müssen.«
    Argyll wirkte erregt, beinahe

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