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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wer Mary Farraline getötet hat! Also müssen wir es herausfinden!«
    »Monk…«, setzte Rathbone an, aber Monk ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Es war einer aus der Familie.«
    »Baird McIvor?« fragte Callandra.
    »Das bezweifle ich«, sagte Henry Rathbone. »Es erscheint mir…«
    »Unbefriedigend?« fragte Monk sarkastisch und bezog sich damit auf Olivers Kommentar. »In der Tat. Zweifellos werden sie auch bei ihm auf einen ›Mangel an Beweisen‹ stoßen, sollten sie ihn vor Gericht stellen. Das hoffe ich zumindest. Ich glaube nämlich, daß es diese kleine Heulsuse Kenneth war. Er hat Firmengelder unterschlagen, und seine Mutter ist ihm auf die Schliche gekommen.«
    »Wenn er die Spuren verwischt hat – und sein Selbstbewußtsein läßt kaum Zweifel daran –, werden wir es ihm nicht nachweisen können«, gab Oliver zu bedenken.
    »Schon gar nicht, wenn Sie nach London zurückfahren und McIvor vor Gericht gestellt und womöglich dafür aufgehängt wird!« fuhr Monk ihn an. »Ist das Ihre Absicht?«
    Rathbone sah Monk fassungslos an. Tiefe Abneigung sprach aus seinem Blick.
    »Dürfen wir Ihrer Bemerkung entnehmen, daß Sie die Absicht haben zu bleiben, Mr. Monk?« fragte Henry Rathbone, und sein sanftes Gesicht drückte Besorgnis aus. »Vielleicht meinen Sie, bisher Versäumtes nachholen zu müssen?«
    Eine leichte Verlegenheit rötete Monks glattes Gesicht.
    »Es bleibt eine Menge zu tun, mehr als noch vor einem Tag. Ich bleibe hier, bis es erledigt ist.« Er sah Hester mit einem seltsamen, unergründlichen Blick an. »Sie müssen keine Angst mehr haben. Ob bewiesen oder nicht, man wird jemand anderen der Tat anklagen.« Seine Stimme klang noch immer verärgert.
    Sie fühlte sich völlig grundlos angegriffen. Es war unfair. Ausgerechnet ihr schien er vorzuwerfen, daß der Fall noch nicht aufgeklärt war. Nur mit größter Anstrengung konnte sie die Tränen zurückhalten. Jetzt, wo sie die schlimmste Angst überstanden hatte, war das Gefühl der Leere, der Verwirrung und der Erleichterung beinahe zuviel für sie. Sie wollte allein sein, um niemandem mehr etwas vormachen zu müssen; sie wollte sich nicht länger darum kümmern müssen, was die anderen dachten. Und gleichzeitig verlangte es sie nach Gesellschaft, sehnte sie sich nach jemandem, der sie in die Arme nahm, der sie festhielt und nie wieder losließ. Sie wollte die Wärme eines Menschen spüren, seinen Atem, seine Herzschläge, seine Zärtlichkeit. Ganz sicher wollte sie nicht streiten, am allerwenigsten mit Monk.
    Doch gerade weil sie sich so schwach fühlte, wurde sie wütend. Und ihr einziger Schutz war der Angriff.
    »Ich weiß nicht, worüber Sie sich so aufregen!« fuhr sie ihn an. »Ihnen wirft schließlich niemand etwas vor, höchstens Unfähigkeit! Aber dafür wird man nicht aufgehängt.« Sie wandte sich an Callandra. »Ich bleibe auch in Edinburgh. Ich muß herausfinden, wer Mary Farraline ermordet hat – zu meinem eigenen Seelenheil. Ich will wirklich…«
    »Seien Sie nicht albern!« fuhr Monk ihr über den Mund. »Es gibt nichts, was Sie hier tun könnten! Sie wären höchstens ein Klotz am Bein.«
    »Für wen?« fragte sie. Es war soviel leichter, zornig zu sein, als die eigene Verletzlichkeit einzugestehen. »Für Sie? Nach dem, was Sie bis jetzt erreicht haben, müßten Sie über jede Hilfe heilfroh sein. Sie wissen nicht, ob es Baird McIvor oder Kenneth war. Haben Sie selber gesagt. Und im Gegensatz zu Ihnen habe ich Mary wenigstens gekannt.«
    Monk hob die Augenbrauen. »Und was haben Sie davon? Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Ihnen jetzt erst eingefallen ist, was sie alles Brauchbares erzählt hat?«
    »Seien Sie nicht töricht. Natürlich hat sie…«
    »Diese Unterhaltung bringt uns nicht weiter«, schaltete Henry Rathbone sich ein. »Verzeihen Sie, aber ich bin der Ansicht, wir sollten mehr auf unseren Verstand setzen und weniger auf Gefühle. Nach einer solch furchtbaren Erfahrung ist es ganz natürlich, daß man sich ein wenig gehen läßt, aber den Verantwortlichen für Mrs. Farralines Tod werden wir auf diese Weise nicht finden. Vielleicht sollten wir uns zurückziehen und die Diskussion morgen früh weiterführen.«
    »Eine ausgezeichnete Idee.« Callandra erhob sich. »Wir sind alle viel zu müde, um noch klar zu denken.«
    »Was sollten wir noch diskutieren?« fragte Monk verärgert.
    »Ich gehe wieder zu den Farralines und setze meine Ermittlungen fort.«
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?« fragte

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