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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht weiter daran.
    Am nächsten Morgen um neun waren sie und Monk allein. Es war ein windiger, aber nicht unangenehmer Tag, gelegentliche Sonnenstrahlen paßten nicht unbedingt zu ihrer Stimmung. Sie standen vor dem Haus und blickten die prächtige Princes Street entlang. Irgendwo da hinten auf der Anhöhe lagen die Neustadt und der Ainslie Place.
    »Ich weiß nicht, wo Sie wohnen wollen«, sagte Monk und zog die Stirn in Falten. »Der Grassmarket ist nicht das Passende für sie, und Callandras Hotel können Sie sich nicht leisten.«
    »Was ist so unpassend am Grassmarket?« wollte sie wissen.
    »Das ist nichts für eine alleinstehende Frau«, erwiderte er gereizt. »Das müßte Ihnen doch der gesunde Menschenverstand sagen! Es ist eine üble Gegend und nicht besonders sauber!«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Schlimmer als Newgate?« fragte sie.
    »Sie haben wohl Geschmack daran gefunden, was?« erwiderte er mit schmalen Lippen.
    »Ich werde mich selbst um eine Unterkunft kümmern«, sagte sie hastig. »Lassen Sie uns zum Ainslie Place aufbrechen.«
    »Wen meinen Sie mit ›wir‹? Ich nehme Sie nicht mit.«
    »Müssen Sie auch nicht. Den Weg find’ ich allein. Ich würde vorschlagen, wir gehen zu Fuß. Es ist ein angenehmer Tag, und ein bißchen Bewegung kann mir nicht schaden. Hatte nicht viel Gelegenheit in letzter Zeit.«
    Monk zuckte die Achseln und machte sich in forschem Tempo auf den Weg, so forsch, daß sie beinahe laufen mußte, um mit ihm Schritt zu halten. Für eine Fortsetzung der Unterhaltung reichte ihr Atem nicht.
    Kurz nach zehn waren sie dort, Hester ausgepumpt und mit schmerzenden Füßen – ihre Stimmung hatte sich dadurch nicht gerade verbessert. Der Teufel sollte Monk holen!
    Er dagegen schien sehr zufrieden mit sich zu sein.
    McTeer öffnete ihnen die Tür. Seine Leichenbittermiene wurde noch ein bißchen bitterer, als er Monk erblickte, aber als dahinter auch noch Hester auftauchte, erstarrte er zur personifizierten Katastrophe.
    »Wen wünschen Sie zu sprechen?« sagte er langsam; es klang so, als verkünde er den Weltuntergang. »Wollen Sie Mr. McIvor abholen?«
    »Unsinn!« gab Monk unwirsch zurück. »Wir sind nicht befugt, irgend jemanden abzuholen.«
    McTeer schnaubte. »Ich dachte, Sie sind von der Polizei…« Es ärgerte Monk noch immer, daß er nicht mehr bei der Polizei war und keinerlei Machtbefugnisse mehr besaß. Sein neuer Status gab ihm zwar einige Freiheiten, beraubte ihn aber gleichzeitig vieler Möglichkeiten.
    »Dann wollen Sie sicher zu Mrs. McIvor«, folgerte McTeer.
    »Mr. Alastair ist um diese Tageszeit nicht zu Hause.«
    »Natürlich nicht«, räumte Monk ein. »Ich wäre dankbar, irgend jemanden sprechen zu dürfen.«
    »Ja, ja, das glaube ich. Also, kommen Sie herein.« Widerwillig öffnete McTeer die Tür so weit, daß sie in die Halle eintreten konnten, die von dem riesigen Konterfei Hamish Farralines beherrscht wurde.
    Nachdem McTeer sich zurückgezogen hatte, betrachtete Hester aufmerksam das Bild. Monk wartete voller Ungeduld, bis McTeer zurückkehrte um ihnen mitzuteilen, daß sie in der Bibliothek erwartet wurden. Er sagte nicht von wem. Als er die Tür zur Bibliothek öffnete und sie ankündigte, waren alle drei Frauen anwesend: Eilish, bleich wie ein Gespenst, die Augen dunkel vor Angst, Deirdra, angespannt und unglücklich, und Oonagh, gefaßt und ernst und fast ein wenig schüchtern. Sie trat vor, um zuerst Hester und dann Monk zu begrüßen. Wie immer war sie nicht um Worte verlegen.
    »Miss Latterly, kein Ausdruck des Bedauerns vermag dem gerecht zu werden, was Sie erlitten haben, aber bitte glauben Sie mir, daß es uns aufrichtig leid tut, und soweit wir daran schuld sind, möchten wir Sie um Verzeihung bitten.«
    Eine noble Ansprache, wenn man berücksichtigte, daß man jetzt ihren eigenen Mann beschuldigte.
    Eilish sah jämmerlich aus. Monk verspürte ungewohntes Mitleid mit ihr. Quinlans Verhalten hatte sie in eine äußerst peinliche Lage gebracht.
    Hester erwies sich als großmütig, auch wenn es innen drin anders aussah.
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen, Mrs. McIvor. Sie haben erneut einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Ich finde, Sie haben Würde und Zurückhaltung bewiesen. Ich wäre froh, wenn ich das so gut könnte.«
    Ein leichtes Lächeln lag auf Oonaghs Lippen. »Sie sind sehr großzügig, Miss Latterly, großzügiger als ich es…« – das Lächeln wurde für einen Moment breiter – »… an Ihrer

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