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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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lange, daß sie schon glaubte, er hätte sie nicht gehört.
    »Nein…«, sagte er leise. »Nein, das weiß ich nicht. Ich versuche… aber ich bekomme es nicht zu fassen. Ich wußte nicht einmal, daß ich es kannte, bis ich über das Geldfälschen nachgedacht habe. Ich…« Er zuckte leicht mit den Schultern und wandte sich ab. »Wir wissen jetzt, was wir wissen wollten. Das könnte der Grund dafür sein, daß Mary ermordet wurde. Wenn sie Wind von der Sache bekommen hatte, mußte sie zum Schweigen gebracht werden.«
    »Wer? Wer von ihnen hat es getan?«
    »Weiß der Teufel. Quinlan vielleicht. Vielleicht hat sie sogar davon gewußt. Das soll die Polizei rausfinden. Kommen Sie.
    Hier gibt’s für uns nichts mehr zu entdecken.« Er nahm die Laterne und ging zurück zur Tür. Er brauchte nur eine Sekunde, um herauszufinden, daß sie zugeklappt war. »Verdammt. Ich könnte schwören, daß ich sie offengelassen habe.«
    »Haben Sie auch.« Hester stand direkt hinter ihm. »Sie muß von selbst zugefallen sein. Wir werden sie schon wieder aufbekommen.«
    »Natürlich werden wir sie wieder aufbekommen«, schnauzte er. »Aber wie? Halten Sie mal die Laterne.« Er ließ die Finger über die Wand gleiten, tastete jeden Zentimeter ab. Es dauerte eine ganze Weile, bis er den Riegel gefunden hatte. Er war nicht versteckt, saß nur an einer ungewöhnlichen Stelle. »Aha…«, sagte er zufrieden und zog fest daran. Nichts bewegte sich. Er zog noch einmal.
    »Klemmt er?« fragte sie mit gerunzelter Stirn.
    Er versuchte es noch dreimal, bevor er die bittere Wahrheit akzeptierte. »Nein. Ich glaube, sie ist von außen verriegelt.«
    »Das kann nicht sein! Wenn sie sich einfach beim Zufallen verriegelt, wie ist Quinlan dann wieder rausgekommen? Er mußte doch jederzeit raus können, wenn er hier drinnen gearbeitet hat. Schon… um einem menschlichen Bedürfnis nachzukommen?«
    Er drehte sich langsam zu ihr um und schaute sie direkt an.
    »Ich glaube nicht, daß sie von selbst zugefallen ist. Ich glaube, wir sind eingesperrt worden. Jemand hat gemerkt, daß wir Hector beim Wort genommen haben, und hat hier auf uns gewartet. Die Sache ist viel zu heikel; sie konnten uns hier nicht einfach hereinspazieren und womöglich alles ausplaudern lassen.«
    »Und die Angestellten kommen erst am Dienstag wieder! Quinlan hat gesagt, daß morgen geschlossen ist, wegen der Gasleitungen!« Ihr dämmerte langsam, was das bedeutete. Bis Dienstag waren es noch mindestens dreißig Stunden. Der Raum war klein und hatte keine Fenster, er war nahezu luftdicht. Sie ging hinüber zur Lüftungsklappe und streckte ihre Hand hinauf. Kein kühler Luftzug. Natürlich – man hatte sie zugestopft. Den Rest konnte sie sich selbst denken.
    »Ja«, sagte er leise, »es sieht so aus, als säßen die Farralines am längeren Hebel. Schade.«
    In plötzlichem Zorn drehte sie sich um. »Können wir nicht wenigstens die Maschine zerstören, mit der sie das ganze Geld drucken? Oder die Platten zerschlagen oder irgendwas?«
    Erst lächelte er, dann fing er an zu lachen, leise und belustigt.
    »Bravo! Jawohl, tun wir das, schlagen wir sie kaputt! Dann haben wir wenigstens etwas erreicht.«
    »Es wird sie wahnsinnig ärgern«, sagte sie nachdenklich.
    »Vielleicht macht es sie so wütend, daß sie uns töten.«
    »Mein liebes Mädchen, wenn wir nicht bereits erstickt sind, werden sie uns in jedem Fall töten. Wir wissen genug, um sie an den Galgen zu bringen, wir wissen nur noch nicht, wer Mary getötet hat!«
    Sie mußte tief Luft holen, um der Angst Herr zu werden. Auch wenn sie es schon geahnt hatte, es aus seinem Mund zu hören, war noch etwas anderes.
    »Ja… ja, sicher. Natürlich werden sie das tun. Dann wollen wir wenigstens die Druckplatten zerstören.« Ohne auf ihn zu warten ging sie hinüber zum Tisch, hob eine der Platten in die Höhe – und hielt inne.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Wir sollten sie nicht zerbrechen«, sagte sie und lächelte böse. »Wir machen ein paar Fehler hinein, kleine Fehler, die sie nicht gleich bemerken. Dann drucken sie weiter und geben das Geld aus. Und der erste, der es sich genau ansieht, wird den Fehler entdecken. Das wäre doch viel wirksamer, oder? Und eine viel bessere Rache…«
    »Ausgezeichnet! Kommen Sie, suchen wir nach dem Gravurbesteck und der Säure. Sie müssen aufpassen, daß nichts an Ihre Haut kommt oder Ihr Kleid. Sonst merken sie es.«
    Entschlossen machten sie sich an die Arbeit. Hier ätzten sie etwas weg, dort

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