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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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antwortete Monk mit trockenen Lippen- »Hector, sind Sie…? Sind Sie…?« Der Satz endete in einem Hustenanfall.
    Hester setzte sich unbeholfen auf. »Major Farraline?« flüsterte sie.
    Hector stolperte über ein halbes Ries Papier, das im Weg lag, stieß sich an der Kante einer Druckerpresse, gab einen unterdrückten Schmerzensschrei von sich, aber er schaffte es bis zu ihnen hinüber und stellte eine Laterne auf dem Boden ab. Er sah trostlos aus in ihrem gelben Lichtschein, sein schütteres Haar hing in Strähnen vom Kopf, er hatte dunkle Ringe um die blutunterlaufenen Augen. Die Konzentration kostete ihn allergrößte Mühe, aber die Erleichterung, sie gefunden zu haben, entschädigte ihn dafür.
    »Mr. Monk! Ist alles in Ordnung?« Dann sah er Hester. »Du lieber Gott! Miss Latterly! Es… es tut mir leid… ich dachte nicht, daß Sie auch hier sind, Ma’am!« Er streckte den Arm aus, um ihr zu helfen, doch zu seiner großen Verlegenheit bemerkte er die Unordnung ihrer Kleider. »Können Sie aufstehen, Ma’am? Möchten Sie…? Ich meine…« Er zögerte, fühlte sich körperlich wohl ebensowenig in der Lage, ihr aufzuhelfen, wie Monk in seinem gegenwärtigen Zustand.
    »Ja, es ist alles in Ordnung, danke.« Sie versuchte zu lächeln.
    »Ich brauche bloß ein bißchen frische Luft.«
    »Aber ja, natürlich!« Er richtete sich auf, dann fiel ihm ein, daß er ihr immer noch nicht geholfen hatte. Aber jetzt kam Monk ihm zuvor. Er hatte sich mühsam aufgerappelt und beugte sich zu Hester hinunter, um ihr aufzuhelfen.
    »Warum sind Sie uns nachgekommen?« fragte Hester, als sie draußen waren und die frische Luft sie ein wenig zu Kräften kommen ließ.
    Hector wirkte verlegen. »Ich… ich glaube, ich war gestern ein bißchen betrunken. Ich weiß nicht mehr genau, was beim Essen alles gesagt wurde. Hätte wohl drei Gläser früher aufhören müssen. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht, keine Ahnung, wann das war. Ich hatte einen ziemlich dicken Kopf, aber ich wußte, da war etwas faul. Ich erinnerte mich daran, daß da etwas schrecklich faul war.« Er schlug die Augen nieder und wirkte sehr verlegen. »Aber mir wollte um’s Verrecken nicht mehr einfallen, was das war.«
    »Macht nichts«, sagte Monk. »Sie sind rechtzeitig gekommen.« Er zog eine Grimasse. »Im allerletzten Moment, das können Sie glauben.« Er nahm seinen Arm, und zu dritt gingen sie los, über das unebene Kopfsteinpflaster die Straße entlang.
    »Aber warum sind Sie ausgerechnet hierhergekommen?« wollte Hester wissen.
    »Oh…« Hector sah unglücklich aus. »Nun ja, als ich heute morgen aufgewacht bin, hab’ ich mich wieder erinnert. Ich hatte von einem geheimen Raum geredet…«
    »Sie haben gesagt, Sie wüßten von einem«, unterbrach ihn Monk. »In der Druckerei. Aber Sie schienen sich nicht sicher zu sein. Ich hatte den Eindruck, es war mehr eine Schlußfolgerung als hätten Sie nie zu Gesicht bekommen, was in dem Raum ist.«
    »Schlußfolgerung?« Hector war noch immer verwirrt. »Ich weiß nicht. Was ist denn drin?«
    »Ja, warum sind Sie hergekommen?« wiederholte Monk die Frage. »Wie kamen Sie auf die Idee, daß wir dort sein könnten, daß uns jemand dort eingesperrt haben könnte?«
    Hectors Gesicht hellte sich auf. »Ach, ist doch sonnenklar. Der Gedanke hat sie nicht mehr losgelassen: Ich hab’s Ihrem Gesicht angesehen. Ich wußte, Sie gehen hin und sehen nach. Miss Latterly kann doch nicht bis zu ihrem Tod mit dem Schatten des Verdachts leben, oder?« Er schüttelte den Kopf.
    »Aber ich hätte nie geglaubt, daß sie auch dort ist.« Er betrachtete Hester mit sorgenvoller Miene und kam dabei ein bißchen aus der Bahn; Monk ergriff seinen Arm und brachte ihn wieder auf Kurs. »Sie sind eine sehr eigenständige Frau.« Plötzlich überfiel ihn eine tiefe Traurigkeit. »Ich weiß, warum Mary Sie gemocht hat. Sie mochte Menschen, die den Mut haben, sie selber zu sein, die keine Angst haben, den Becher des Lebens bis zur Neige zu leeren. Sie hat es oft genug gesagt.« Er suchte ihren Blick, und wieder mußte Monk ihn davor bewahren, in den Rinnstein zu fallen, obwohl sie relativ langsam gingen.
    »Und als ich mir überlegt hatte, daß Sie nachsehen würden«, fuhr Hector fort, »da kam ich auf den Gedanken, daß Ihnen womöglich einer nachgegangen ist und sie höchstpersönlich eingesperrt hat.«
    Er blinzelte mit den Augen. »Um ehrlich zu sein, ich hatte große Angst, man könnte sie bereits getötet haben. Ich bin sehr froh,

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