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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bringen!«
    »Nein!«
    Nicht Alastair hatte es gesagt, die Stimme kam von hinten. Monk drehte sich um und sah, wie Hector ein paar Schritte auf Oonagh zutrat. »Nein!« wiederholte er. »Nicht Alastair hat die Liste von Marys Kleidern geschrieben! Du warst es! Du hast die Brosche in Miss Latterlys Tasche gesteckt! Alastair hätte nicht mal gewußt, wo er danach suchen soll. Alastair hat sie getötet, helfe ihm Gott, aber du wolltest dafür sorgen, daß Miss Latterly an seiner Stelle gehängt wird.«
    »Unsinn!« zischte Oonagh. »Halt die Klappe, du alter Trottel!«
    Hester, die hinter Monk stand, meldete sich überraschend zu Wort.
    »Mr. Farralone kann die Brosche nicht in meine Tasche gesteckt haben«, sagte sie langsam. »Mary hat sie nur zu einem einzigen Kleid getragen, und er wußte genau, daß sie dieses Kleid nicht für die Reise eingepackt hatte. Er selber hatte es so beschmutzt, daß es gereinigt werden mußte.«
    Alle sahen Oonagh an.
    Oonagh senkte den Blick. »Ich wußte nicht, daß das Kleid beschmutzt war. Ich wollte ihn schützen«, sagte sie sehr leise.
    Alastair sah sie mit einem verzweifelten Lächeln an.
    »Dabei hatte sie es gar nicht gewußt«, sagte Monk so leise, daß es kaum zu verstehen war. »Sie befürchtete es, weil sie Archibald Frazer im Hause gesehen hatte, aber mit ein paar Worten wäre sie zu beruhigen gewesen. Es war unnötig, sie zu töten!«
    Ganz langsam, wie in einem Alptraum, drehte sich Alastair zu Oonagh um, mit dem Gesicht eines Toten, gealtert und doch hilflos wie ein Kind. »Du hast behauptet, daß sie es weiß! Sie weiß alles, hast du gesagt! Ich hätte sie nicht töten müssen! Oonagh – was hast du mit mir gemacht?«
    »Nichts, Alastair! Nichts!« sagte sie schnell und streckte beide Hände nach ihm aus. »Sie hätte uns ruiniert, glaub mir!« Sie versuchte verzweifelt, ihn zu überzeugen.
    »Aber sie hat es nicht gewußt!« Seine Stimme wurde lauter, schrill vor Hoffnungslosigkeit und enttäuschtem Vertrauen.
    »Gut, sie hat es nicht gewußt, auch das mit dem Falschgeld nicht. Aber das mit Onkel Hector und Vater, das hat sie gewußt, und sie hätte es Griselda erzählt! Deshalb ist sie nach London gefahren. Griselda und ihre dämliche Angst um die Gesundheit ihres Babys. Sie hätte es Connal erzählt, und dann hätte es bald die ganze Stadt gewußt.«
    »Was hätte sie Connal erzählt? Wovon redest du?« Alastair verstand überhaupt nichts mehr. Außer Oonagh schien er alle anderen Anwesenden vergessen zu haben. »Vater ist seit Jahren tot. Was soll Griseldas Baby damit zu tun haben? Das ist doch unsinnig…«
    Oonaghs Gesicht war jetzt ebenso weiß wie seins, aber vor Zorn und Verachtung. Es verriet keine Angst und keine Schwäche.
    »Vater ist an Syphilis gestorben, du Idiot! Die Krankheit hat ihn von innen aufgefressen! Was glaubst du, warum er blind und gelähmt war? Wir haben ihn im Haus behalten und gesagt, er hätte einen Schlaganfall gehabt – was hätten wir anderes tun sollen?«
    »Aaber… es dauert Jahre, bis Syphilis…« Er brach mitten im Satz ab. In seinem Hals war ein seltsames Gurgeln zu hören, als bekäme er keine Luft. Er war starr vor Entsetzen, nur die trockenen Lippen bewegten sich. Es schien beinahe, als müßte sie ihn stützen. »Das heißt… das heißt, wir sind alle… Griselda … ihr Kind, alle unsere Kinder… o mein Gott!«
    »Nein, das heißt es nicht!« sagte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Mutter wollte Griselda erzählen, was sie kurz zuvor mir anvertraut hatte… Hamish ist nicht unser Vater – von keinem von uns!«
    Er sah sie an, als hätte sie in einer fremden Sprache gesprochen.
    Sie schluckte. Jetzt schienen auch ihr die Worte im Hals steckenbleiben zu wollen. Ihr Gesicht war weiß vor Schmerz.
    »Hector ist unser Vater… von dir, von mir… von uns allen! Du bist ein Bastard, Alastair. Wir alle sind Bastarde. Unsere Mutter war eine Ehebrecherin, und der versoffene Kerl ist dein Vater! Willst du, daß alle es wissen? Könntest du damit leben, Herr Prokurator…?«
    Aber Alastair versagte die Sprache. Er war vernichtet, wie tot. Das einzige Geräusch im Raum machte Quinlan. Er lachte:
    Ein bitteres, hysterisches, wahnsinniges Lachen.
    »Ich habe sie geliebt«, stammelte Hector und sah dabei Oonagh an. »Mein ganzes Leben lang. Am Anfang hat sie Hamish geliebt, aber nachdem wir uns kennengelernt hatten… wollte sie mich… nur noch mich. Sie wußte, was mit Hamish los war… er durfte sie nicht mehr

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