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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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daß Sie noch am Leben sind.«
    »Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet«, sagte Monk.
    »Zu sehr großem«, fügte Hester hinzu und drückte seinen Arm etwas fester.
    »Ich bitte Sie, keine Ursache, meine Liebe«, erwiderte er. Dann blickte er wieder etwas ratlos. »Was ist denn nun in dem Raum?«
    »Sie wissen es nicht?« Monk fragte scheinbar beiläufig, doch die Stimme verriet seine Neugier.
    »Nein, keine Ahnung. Etwas, das Hamish gehört hat, vermute ich.«
    »Ich nehme es an. Früher Hamish und jetzt Quinlan.«
    »Sonderbar. Hamish hat Quinlan doch gar nicht richtig gekannt. Er war bereits krank, als Eilish ihn kennenlernte. Er wurde blind, war zeitweise völlig verwirrt und konnte sich nicht mehr richtig bewegen. Warum hätte er Quinlan etwas hinterlassen sollen und nicht Alastair oder sogar Kenneth?«
    »Weil Quinlan ein Künstler ist«, antwortete Monk und führte Hester über das holprige Kopfsteinpflaster auf den gegenüberliegenden Gehsteig.
    »Ach, wirklich?« Hector war erstaunt. »Wußte ich gar nicht. Hab’ seine Arbeiten nie zu seh’n gekriegt. Klar, von Hamish hab’ ich’s gewußt. Mochte seine Arbeiten nicht sehr: zu handwerklich, zuwenig Phantasie. Aber das ist wohl Geschmackssache.«
    »Für Banknoten braucht man keine Phantasie«, bemerkte Monk trocken.
    »Banknoten?« Hector blieb mitten auf dem Gehsteig stehen.
    »Eine Fälscherwerkstatt«, erklärte Monk. »Das ist in dem Raum. Platten und Druckerpressen, um Falschgeld herzustellen.«
    Hector tat einen tiefen, langen Seufzer, als hätte er so etwas befürchtet und die Angst jahrelang in sich niedergehalten.
    »Tatsächlich?« sagte er schließlich.
    »Hat Mary davon gewußt?« fragte Hester und studierte sein Gesicht.
    Er sah sie nachdenklich an, die blonden Augenbrauen zusammengezogen; das frühe Sonnenlicht hob die Sommersprossen auf seinen Wangen deutlich hervor.
    »Mary? Natürlich nicht. Sie hätte es niemals geduldet. Mary war eine gute Frau… Sie hatte ihre… ihre…« Er wurde blaß.
    »Sie hatte ihre Schwächen. Sie hat gelogen, weil sie es mußte …« Ein kurzer, verhaltener Zorn loderte in ihm auf, war jedoch ebenso schnell wieder verflogen. »Aber sie war nicht unredlich. Nicht auf diese Weise. Das hätte sie niemals zugelassen! Es ist … ein schmutziges Verbrechen!«
    »Ich hatte es auch nicht angenommen«, sagte Hester erleichtert, doch er hatte etwas gesagt, das ihr rätselhaft war, sehr rätselhaft. Sie wandte sich an Monk. »Wo gehen wir eigentlich hin? Wenn Sie eine Kutsche suchen wir haben die Hauptstraße gerade überquert.«
    »Sie wollen es ihnen ins Gesicht sagen, nicht wahr?« Hector hatte es nicht als Frage gemeint. »Sind Sie sicher, daß Sie…« Er zog die Stirn in Falten, ließ den sorgenvollen Blick zu Hester und wieder zurück zu Monk wandern. »Wir drei sind nicht gerade die besten Soldaten, die man sich vorstellen kann… Sie haben die ganze Nacht in diesem stickigen Raum gesteckt, und ich bin ein alter Mann, der vor Alkohol und Unglück kaum noch aufrecht stehen kann. Und Miss Latterly – verzeihen Sie, Ma’am – ist schließlich nur eine Frau.«
    »Ich bin einigermaßen wiederhergestellt«, erwiderte Monk finster entschlossen. »Sie sind Soldat, Sir, und werden uns in der Stunde der Not nicht im Stich lassen. Und Miss Latterly ist keine gewöhnliche Frau. Aber sie hat recht. Wir sollten einen Wagen nehmen.«
    Nachdem ihnen McTeer, sauertöpfisch wie immer, die Tür am Ainslie Place geöffnet hatte, mußten sie nicht lange warten. Er führte sie zu dem kleinen Salon, in dem Alastair, Oonagh und Quinlan Fyffe anscheinend etwas zu besprechen hatten. Alastair schien erstaunt und über die Störung verärgert zu sein, Quinlan wirkte uninteressiert, und Oonaghs gewohnte Gelassenheit hatte sich in eisige Kälte verwandelt. Sie starrte Monk an, ohne von Hester Notiz zu nehmen. Hector war noch nicht in der Tür.
    »Um Himmels willen, was wollen Sie denn noch?« fragte Alastair. Er sah müde und abgekämpft aus, aber weder schuldbewußt noch beunruhigt darüber, daß Monk quicklebendig vor ihm stand. Monk sah zu Quinlan hinüber, der seinem Blick mit einem ironischen Lächeln begegnete. Oonaghs Miene war wie so oft unergründlich.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen meinen Abschlußbericht zu bringen«, antwortete Monk, seinerseits nicht ohne Ironie.
    »Das haben Sie bereits getan, Mr. Monk«, erwiderte Oonagh kühl. »Und wir haben Ihnen für Ihre Bemühungen gedankt. Wir werden die Polizei nach unserem

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