Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
Männer warfen sich wieder einmal vor, Zarabeth im Stich gelassen zu haben, und Egan versuchte, sie zu beruhigen.
Zarabeth war froh, dass Egan ihre Sprache beherrschte, womit er der einzige Schotte war, der diese beiden Burschen in den Griff bekommen konnte. Als Zarabeth zu ihnen hinunterstieg, wies Egan sie mit einem Wort an, sie sollten still sein, und beide eilten nach einer Verneigung die Treppe hinunter.
»Worum ging es?«, fragte sie.
»Sie wollten heute mit uns ausreiten, aber ich habe ihnen gesagt, dass es nicht geht. Wir haben etwas zu erledigen.«
»Ach ja?«
»Ja, und ich möchte nicht, dass eine Horde von Nvengarianern hinter uns hertrampelt. Meine Männer sind in den Bergen aufgewachsen. Sie können uns folgen, ohne Lärm zu machen und alles zu verderben.«
Regenwasser streifte das Fenster auf dem Treppenabsatz, und Wolken umwaberten die Berggipfel. Es war seit der Dämmerung kaum heller geworden. »Gehen wir wieder angeln?«, wollte sie wissen.
»Nein, heute möchte ich dir etwas zeigen und dich um einen Gefallen bitten.«
»Aber du willst mir weder das eine noch das andere näher andeuten, stimmt’s?«
Egan grinste. Heute Morgen war er wieder mehr der Alte. »Nein.«
»Und wenn ich mir eine fürchterliche Erkältung hole?«
Er musterte sie eingehend, wobei seine Augen funkelten. »Du siehst ziemlich gesund aus. Wenn du es verträgst, mitten in der Nacht Adam auf einer kalten Terrasse zu küssen, hältst du das auch aus.«
»Adam hat mich geküsst!«, empörte sie sich.
»Und du hast ihn hinterher recht vehement verteidigt, als ich kam, um nach dir zu sehen. Wolltest du, dass er dich küsst, oder nicht?«
»Nein. Aber er hat nicht …« Sie verstummte resigniert. »Ach, was soll’s. Erlaubst du mir noch zu frühstücken, bevor du mich rauszerrst, damit ich mir eine Lungenentzündung einfange?«
»Selbstverständlich.« Er umfasste ihren Arm. »Nicht im Traum käme ich darauf, dich um dein Porridge zu bringen.«
Bis Zarabeth ihren köstlichen Haferbrei aufgegessen hatte und Egan sein Pferd in den Burghof führte, war es beinahe Mittag. Mr. Williams beschwerte sich mürrisch, dass alle im Haus zu spät ins Bett gegangen wären und folglich viel zu lange geschlafen hätten, denn das brächte seinen ganzen Tag durcheinander.
Wie die Städter , vernahm Zarabeth seine Gedanken, als er ihr in den Umhang half. Das hier ist die MacDonald-Burg, kein Pariser Salon!
Zarabeth unterdrückte ihr Schmunzeln und ging hinaus zu Egan.
Draußen war es kühl, aber nicht eisig, und der Wind war sogar mild. Gleich einer Decke hingen die Wolken, aus denen es ohne Unterlass regnete, über dem Tal.
Egan bestand darauf, dass Zarabeth wieder mit ihm auf seinem Pferd ritt, obwohl sie energisch beteuerte, dass sie sehr wohl allein reiten konnte.
»Ich habe schon als kleines Kind reiten gelernt«, erklärte sie ihm, als er das Pferd aus dem Burghof führte. »Das weißt du genau. Bisher habe ich dich noch in jedem Rennen geschlagen.«
»Weil du meinen Pferden vorher gesagt hast, sie sollen sich danebenbenehmen. Ich weiß, dass du eine Hexe bist, Zarabeth.«
»Eine niedere«, entgegnete sie rasch. »Talismane und Elixiere sind alles, was ich wirken kann, und selbst die erfüllen ihre Zauber nicht immer.«
»Mmm«, war seine einzige Antwort.
Er nahm den Weg am Loch Argonne entlang hinauf in die Berge. Bald vergaß Zarabeth ihre Sorgen und genoss die schöne Landschaft.
Der See lag in einer Felsschneise, um die ringsum zerklüftete, graugrüne Berge weit in den Himmel aufragten. Heute war die Wasseroberfläche dunkelgrau und von Regentropfen gekräuselt.
Ihr Weg führte sie zwischen den steilen Felsen hindurch zu einem bewaldeten Stück steilen Pfads, der in ein Plateau mündete. Das Heidekraut, das sich wie ein dunkelroter Teppich über die Hochebene erstreckte und nur hier und da von spitzen schwarzen Steinen durchbrochen war, bog sich im Regen. Dahinter bot sich ein wundervoller Ausblick auf den See und die violetten Hügel unter ihnen bis hin zum Meer in der dunstigen Ferne.
»Du musst überglücklich sein, hier zu leben«, seufzte sie.
Egan stieß einen verächtlichen Laut aus. »Man gewöhnt sich daran.«
»Nein, du magst es. Das sehe ich in deinen Augen.«
Er führte sein Pferd einen Weg hinunter zu einer Baumgruppe, deren Zweige von Nebel umwabert waren. »Wir sind nicht hier, um darüber zu reden, ob mir Schottland gefällt.«
»Und worüber wollen wir dann reden?«
»Das habe ich doch
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