Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
war der Himmel blau, die Luft klar, und es herrschte eine Eiseskälte. Den Großteil des Tages verbrachte Zarabeth in der Küche, wo sie bei den letzten Essensvorbereitungen half. Sie lernte, wie man Haferpfannkuchen, Shortbread und sogar Porridge machte, und sie rührte den Teig für die Black Buns, der ungewöhnlich stark nach Whisky roch. Als Mrs. Williams noch mehr Whisky verlangte, trottete Zarabeth bereitwillig hinunter in den Keller.
Trotz der Kälte draußen war es im Keller erträglich warm, weil die Räume zwischen der gutgeheizten Küche oben und dem schweren Erdreich unten lagen sowie seitlich von Felsen eingerahmt wurden, die ebenfalls einen Schutz vor der Kälte boten. Natürlich war es hier immer dunkel, doch Zarabeth hatte eine Kerze dabei, die einen kleinen Lichtkreis warf.
Whiskyfässer, Wein- und Brandyflaschen standen aufgereiht an den Wänden. Der Boden war frisch gefegt, doch die unebenen Steinplatten machten das Gehen zu einer heiklen Angelegenheit.
Zarabeth bemerkte eine kauernde Gestalt in der Ecke, die in Felle gehüllt war. Sie gab ein tiefes Knurren von sich, als das Kerzenlicht auf sie schien.
»Valentin?«, flüsterte sie und hielt die Kerze höher, um besser sehen zu können.
Mit einem lauten Brüllen sprang die Kreatur auf sie zu. Zarabeth wich rechtzeitig zur Seite aus, so dass sich der pelzige Körper auf den Steinen überschlug. Die Felle rutschten weg, und mittendrin lag Jamie stöhnend auf dem Boden.
Zarabeth beugte sich über ihn. »Hast du dich verletzt?«, fragte sie freundlich.
Ein schallendes Gelächter erklang auf der Treppe hinter ihr. Egan kam herunter und half Jamie auf die Beine. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie keine Angst hat«, lachte er immer noch und klopfte seinem Neffen auf die Schulter.
Jamie verzog das Gesicht. »Schon gut, Onkel. Warum hast du gedacht, ich sei Valentin?«, wollte er von Zarabeth wissen.
Sie war unsicher, wie viel sie ihm verraten durfte.
Egan nahm ihr die Antwort ab: »Er reißt für sein Leben gern Witze.«
Jamie sah ihn verwundert an. »Nein, das tut er nicht.«
»Na los, geh nach oben, Junge. Du hast deinen Spaß gehabt.«
Beleidigt raffte Jamie seine Felle zusammen und schlurfte an Egan vorbei zur Treppe.
Zarabeth blieb stehen, ihre Kerze in der Hand, während Egan im Türrahmen lehnte. Sie waren seit langem zum ersten Mal wieder allein.
»Ich wollte dich fragen …«, begann Egan leise.
Zarabeths Herz schlug schneller. »Ja?«
»Wo ist Valentin? Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.«
Sie war maßlos enttäuscht. »Ich weiß nicht. Ich habe ihn auch nicht gesehen.«
»Nun, wenn du ihm begegnest, dann sag ihm bitte, dass ich ihn suche.«
Sie schluckte. »Ja, das mache ich.«
Er schien vollkommen vergessen zu haben, wie es gewesen war, als er sie an den Stein presste und sie leidenschaftlich küsste. Sie nicht. In ihren schlaflosen Nächten erinnerte sie sich genau, wo seine Hände gewesen waren und wie er geschmeckt hatte.
»Komm mit nach oben«, forderte er sie auf. »Hier unten ist es feucht.« Er wandte sich zur Treppe und blieb auf der ersten Stufe stehen, um auf sie zu warten.
Sie wünschte, er hätte gemeint, dass sie ganz nach oben gehen sollten, in sein Zimmer, in sein Bett, aber natürlich meinte er nur, dass sie in die Küche zurückgehen sollte, wo es mollig warm war.
Rasch griff sie nach dem Whisky, den sie holen sollte, und wollte an ihm vorbeigehen. Er rührte sich jedoch nicht, obwohl es sehr eng auf der Treppe war. Als sie eine Stufe über ihm erklommen hatte, drehte sie sich um. Nun standen sie sich beinahe Auge in Auge gegenüber.
Das Kerzenlicht ließ die Goldsprenkel in seinen dunklen Augen funkeln. Wenn Zarabeth doch nur wüsste, ob er noch an ihre Küsse dachte oder sie bloß ein kurzweiliges Vergnügen für ihn gewesen waren.
Bei den meisten Menschen konnte man an der Miene, den Augen oder der Körperhaltung erkennen, was in ihnen vorging. Eigentlich war es überhaupt nicht schwierig, andere zu durchschauen, selbst wenn Zarabeth nicht absichtlich ihre Gedanken erforschte.
Ganz anders war es bei Egan. Seine Augen und sein Gesicht konnten gänzlich ausdruckslos sein. Natürlich war er sehr wohl imstande, Freude, Wut oder Enttäuschung zu zeigen, doch immer dann, wenn Zarabeth am dringendsten wissen wollte, was er dachte, verschloss er sich ihr vollständig.
Auch jetzt verrieten seine Augen nichts. Bevor sie noch frustriert stöhnte, wandte Zarabeth sich um und stieg die Treppe
Weitere Kostenlose Bücher