Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
hinauf.
Kurz darauf fühlte sie seine Hand an ihrem Ellbogen, die er jedoch oben gleich wieder fortnahm, um Mrs. Williams zu überreden, ihm schon einmal ein Black Bun zum Kosten zu geben. Die resolute Köchin scheuchte ihn kurzerhand hinaus, worauf er lachend aus der Küche verschwand, ohne Zarabeth eines weiteren Blickes zu würdigen.
Es war ein überaus geschäftiger Tag. Nachdem sie von morgens an gekocht hatten, versammelten sich bei Einbruch der Dunkelheit schließlich alle zum Festmahl in der großen Halle. Die Ross-Brüder waren ebenfalls gekommen, und beide sahen in ihren Festkilts sehr gut aus. Egan, umwerfend wie immer, trug sein schmales Jackett sowie den MacDonald-Schulterüberwurf zum Kilt.
Sogar Mary hatte sich heute Abend ein sehr hübsches Kleid in den Clan-Farben angezogen. Zarabeth war gleichfalls im MacDonald-Muster gekleidet, weil sie es liebte, sich als eine von ihnen zu fühlen. Wie bereits angekündigt, erklärte Egan vor allen, dass er vorhätte, Zarabeth zum Ehrenmitglied des Clans zu machen, was allgemeinen Jubel hervorrief.
Baron Valentin war immer noch nicht aufgetaucht. Bei der ersten Gelegenheit flüsterte Zarabeth Egan zu, dass sie sich allmählich Sorgen machte.
»Er wird schon noch kommen«, beruhigte Egan sie. »Wie mir auffiel, ist er ohnehin am liebsten für sich.«
Obschon er gelassen klang, entging ihr nicht, dass er sich genauso sorgte wie sie. Zarabeth fragte sich, ob Valentin sich vielleicht nur rarmachte, um seiner Rolle als Schwellenschreiter gerecht zu werden.
Der strenge Baron war recht verwundert gewesen, als Zarabeth ihm die Bedeutung des Schwellenschreiters erklärt hatte, sagte aber zu. Seine blauen Augen gaben so gut wie nichts preis, doch seine Gedanken verrieten ihr, dass es ihn amüsierte, für das Ritual ausgewählt worden zu sein.
Folglich versuchte sie, sich keine Sorgen mehr zu machen und das Mahl zu genießen. Valentin war ein starker, selbstbewusster Mann, der sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte.
Das Essen dauerte bis weit in die Nacht hinein, denn Mrs. Williams und die rothaarigen Mägde brachten immer wieder frische Platten herein. Auch die Bediensteten der Burg feierten, wie Zarabeth am Lärm aus der Küche hören konnte, mitsamt Ivan und Constanz, denen sie erlaubt hatte, sich zu den anderen zu gesellen.
Gemma achtete sehr darauf, dass jeder erfuhr, bei welchen Gerichten Zarabeth mitgewirkt hatte, und alle lobten sie in den höchsten Tönen oder scherzten freundlich. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte Zarabeth sich vollkommen heimisch und blühte regelrecht auf.
Als es auf Mitternacht zuging, begab sich der ganze Haushalt in die Vorderhalle, um das neue Jahr einzuläuten und den Schwellenschreiter zu begrüßen.
Es war geplant, dass Baron Valentin nach dem letzten Glockenschlag drei Mal an die Vordertür klopfen und Egan als Familienoberhaupt ihm öffnen sollte. Dem Ritual nach musste Valentin einen Holzscheit, eine kleine Flasche Whisky, etwas Salz und ein Black Bun bei sich haben. Letzteres hatte Zarabeth eingewickelt für ihn in seinem Zimmer deponiert. Ein Fremder, der dem Gastgeber Feuerholz, Essen und ein Getränk mitbrachte, war besonders willkommen.
Die große Uhr oben an der Treppe begann zu schlagen, und alle wandten sich erwartungsvoll zur Tür. Während der letzte Glockenschlag verhallte, verstummten alle gespannt.
Nichts geschah.
Egan wurde unruhig. Zarabeth sah, wie er zu Adam Ross blickte, der den Kopf schüttelte.
Als sie hörte, dass der Riegel hochgehoben wurde, drehte sie sich eilig wieder zur Tür. Valentin hätte klopfen sollen, aber der Baron tat die Dinge gerne auf seine eigene Art.
Dann schwang die Tür auf. Fackeln beleuchteten den nebligen Innenhof, und Dunstschwaden tauchten die Gestalt, die vor der Tür stand, in ein gespenstisches Licht.
Ein Mann trat ein, blieb jedoch gleich wieder stehen, als er sich dem kompletten Haushalt gegenübersah. Er war groß, dunkelhaarig und Nvengarianer, aber es handelte sich nicht um Baron Valentin.
Zarabeth kreischte.
12
Der Schwellenschreiter
»Vater!«
Das Wort hallte durch den großen stillen Raum, als Zarabeth an Egan vorbei zu dem Mann an der Tür stürmte. Olaf breitete die Arme aus, umfing seine Tochter und hob sie hoch.
Egan zwang sein Herz, sich wieder zu beruhigen. Diese verdammten Nvengarianer konnten einem glatt einen Herzschlag verursachen.
Zarabeth weinte vor Freude, wischte sich die Tränen ab und lachte. »Willkommen, Vater! Du bist unser
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