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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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eine große Hilfe. Sie versuchte am
Rand des Bürgersteigs zu bleiben, ein kleines Stück von Lucian und dem Rest der
Welt entfernt, aber er erlaubte es nicht. Mühelos nahm er sie in den Schutz
seiner breiten Schultern und blockte sie mit seiner weit größeren Gestalt vor
den neugierigen Augen der Reporter ab, die sich eingefunden hatten. Antonio
stellte sich auf der anderen Seite neben sie, sodass sie zwischen den beiden
Männern eingeklemmt war.
    Sie erhob keine Einwände, da sie wusste, dass jeder Protest zwecklos
war. Als sie Mrs. Kramers Wohnung betraten, kam
    Captain Daryl Smith ihnen
entgegen. »Jaxx, da drinnen sieht es wüst aus. Sie kennen seine Vorgehensweise
besser als alle anderen. Schauen Sie sich um und sehen Sie zu, was Sie uns
dazu sagen können.«
    Antonio, der das Geschehen am Tatort nicht behindern wollte, blieb vor
der Tür stehen. Jaxon zog Handschuhe an und warf Lucian einen langen, gequälten
Blick zu, bevor sie sich ihrer Aufgabe widmete.
    Lucians wachsame Augen ruhten unverwandt auf ihrer zarten Gestalt. Er
sah alles durch ihre Augen, spürte ihre Empfindungen. Das hier waren ihre
Freunde gewesen. Diese Leute hatten in ihrem jungen Leben eine Rolle gespielt.
Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf Erinnerungen, die sie krampfhaft zu
unterdrücken versuchte. Mrs. Kramer, wie sie lachte, als Jaxon in der Tür
ausrutschte, sich an einer Stuhllehne festhalten wollte und trotzdem auf dem
Hosenboden landete. Ausgerechnet Jaxon, die immer so geschickt und behände
war. Mrs. Kramer hatte sie oft mit diesem kleinen Vorfall aufgezogen.
    Wie gerne hätte er sie in den Schutz seiner Arme genommen und sie für
alle Zeiten von diesem Ort des Grauens entfernt, jede schmerzliche Erinnerung
in ihrem Kopf und ihrem Herzen ausgelöscht.
    Jaxon sagte kein Wort. Wenn andere sie leise ansprachen, schien sie es
kaum zu bemerken. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf den Tatort,
sorgfältig darauf bedacht, nicht das kleinste Detail zu übersehen. Sie ging von
Zimmer zu Zimmer, auf ihrem Gesicht eine Maske professioneller Ruhe, blass,
aber gefasst. Jaxon, die erstklassige Polizistin und geborene Beschützerin
anderer. Seine Jaxon.
    Er konnte die Gedanken der Menschen um ihn herum lesen, konnte die
verschiedenen Gespräche in jedem Raum, in den
    Gängen und sogar draußen auf
der Straße hören. Jaxon besaß jetzt dieselbe Fähigkeit. Sie wusste, welcher
ihrer Kollegen Angst hatte, mit ihr zu sprechen, wer von ihnen sich Sorgen um
seine Familie machte, wer sie für einen Roboter ohne Gefühle hielt. Unablässig
stürmte sie auf sie ein, die Welle von Sympathie und Vorwürfen, Blut und Tod,
von einer Wohnung zur anderen.
    Und die Erinnerungen. Shelby Snyder, die ihr eine Geburtstagstorte
backte und zu ihr hinüberbrachte. Tom, der ihren Abfluss reparierte, sich den
Kopf anstieß und über und über mit Wasser bespritzt wurde, während Shelby und
Jaxon schallend lachten. Er nahm es mit Humor, wie er es immer tat. Ganze
Nächte mit Sid, in denen sie über Lyrik sprachen, weil Jaxon nicht schlafen
konnte und er auch nicht. Sie war immer sehr vorsichtig gewesen und hatte
sorgfältig darauf geachtet, sich nie in der Öffentlichkeit mit einem von ihnen
sehen zu lassen, hatte sich sogar zu vorher vereinbarten Zeiten in Sids Wohnung
geschlichen. Sid hatte sie ihre Geschichte erzählt. Er war ein Mann, der
Vertrauen weckte. Sein Tod war ein schrecklicher Schlag für sie.
    Lucian bekam alles mit, spürte ihre Stärke, ihre Entschlossenheit, die
Verantwortung, die so schwer auf ihren Schultern lastete. Seine Bewunderung für
sie wuchs. Ihr Verstand verarbeitete jede Information. Sie schrak nicht davor
zurück, sich den grausigen Folgen von Drakes Wahnsinn zu stellen. Die Opfer
waren ihre Freunde gewesen, was sie nur in ihrem Ent- schluss bestärkte, ihn zu
erwischen. Sie fühlte sich krank; ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen,
in ihrem Kopf hämmerte es, und er konnte sie innerlich schreien hören, und doch
war ihr Gesicht unbewegt, und sie zögerte nicht ein einziges Mal, die
schauerlichen Szenen zu untersuchen.
    Daiyl Smith ging mit ihr zu
Lucian, als sie das letzte Apartment verließ und ihre Handschuhe auszog. »Na,
was sagen Sie, Jaxx?«
    »Er hat Mrs. Kramer zuerst erwischt. Er hat auf sie gewartet, als sie
vom Einkaufen nach Hause kam. Die Lebensmittel stehen immer noch auf dem Tisch.
Sie hat die Sachen sonst immer sofort weggeräumt. Er kam durch ihr
Schlafzimmerfenster. Es war verriegelt, aber damit

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