Dunkler Rausch der Sinne
Sei ganz ruhig. Seine Macht war bezwingend und
unausweichlich. Beide Männer würden Tag und Nacht seinen Befehlen gehorchen,
seinen Ruf hören und alles tun, was er ihnen auftrug. Er ließ auch den zweiten
Mann, der schwindlig und geschwächt vom Blutverlust war, auf den Boden sacken.
Nachdem er mit einem Anflug von Verachtung über ihn hinweg gestiegen war,
schwebte er durch das Haus zum Turmzimmer, wo der dritte gerade alte Papiere
in Lucians Schreibtisch durchwühlte.
Wieder übernahm das Tier in ihm einen kurzen Moment lang die
Herrschaft, während er gierig seinen Durst stillte.
Diese Männer waren gekommen, um
seine Gefährtin zu töten. Nach seinen Begriffen von Recht und Gesetz hätte er
ihnen die Herzen aus dem Leib reißen sollen. Doch es gab wichtige Dinge, die
sie für ihn erledigen sollten. Dennoch hieß das nicht, dass er sie
rücksichtsvoll behandeln musste. In seiner Welt gab es wenig Platz für
derartige Gesten der Höflichkeit.
Auf sein Kommando folgten ihm die drei Männer auf den oberen
Treppenabsatz. Alle drei waren blass, und einer von ihnen taumelte ein wenig,
aber sie bewegten sich so, wie er es ihnen vorgab, und setzten sogar ein
freundliches Lächeln auf. Sie würden alles für ihn tun; sie brauchten es, die
Macht seines Geistes zu spüren und seine Stimme zu hören. Sie lebten, um ihm zu
Diensten zu sein.
Jaxon kam gerade die Stufen hinaufgelaufen, als sie die kleine Gruppe
entdeckte und mitten auf der Treppe stehen blieb. Sie sah so ängstlich aus,
dass Lucian lächeln musste.
»Ich habe unsere Gäste in den oberen Räumen angetroffen, Jaxon, aber
sie werden sich jetzt höflich benehmen und mit uns ins Wohnzimmer gehen. In
mancher Hinsicht bin ich ein wenig altmodisch. Die amerikanische Art, Besucher
einfach ein- und ausgehen zu lassen, entspricht nicht meinen Vorstellungen von
Gastfreundschaft. Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?« Seine Stimme war sehr
sanft und sehr freundlich.
Alle drei schüttelten den Kopf und gaben zustimmende Laute von sich.
Jaxon musterte sie einen Moment lang argwöhnisch, aber da sie ganz normal
wirkten, ging sie vor ihnen die Treppe hinunter und führte sie durch die
Eingangshalle in einen kleinen Salon. Die drei Männer warteten höflich, bis sie
Platz genommen hatte. Lucian setzte sich sofort neben sie und nahm ihre Hand.
»Vielleicht möchten Sie uns erst einmal sagen, wer Sie sind«, schlug
Lucian freundlich vor.
Jaxon warf ihm einen nervösen Blick zu. Die Männer saßen ganz entspannt
da und schienen nicht im Mindesten beunruhigt darüber, dass man sie auf
frischer Tat bei unbefugtem Eindringen erwischt hatte. Alle drei trugen
Anzüge, und wenn sie sich nicht täuschte, waren alle bewaffnet.
Der Mann im dunkelblauen Anzug schien der Wortführer zu sein. »Ich
heiße Hai Barton. Das sind Harry Timms und Denny Sheldon.«
Lucian nickte höflich, als kämen jeden Tag ungebetene Gäste in sein
Haus. »Das ist meine Verlobte Jaxon Montgomery. Jaxon, die Herren kommen aus
Florida und haben mir ein interessantes geschäftliches Angebot zu machen.«
Jaxon, die reichlich skeptisch wirkte, zog eine Augenbraue hoch. »Sie
kommen quer durch die Vereinigten Staaten, um in Lucians Haus einzubrechen und
mit ihm über Geschäfte zu sprechen?«
Lucian lehnte sich zurück und lächelte. Die drei Männer nickten
feierlich. Hai Barton ergriff erneut das Wort. »So ist es. Wir dachten, wenn
wir das Sicherheitssystem knacken und in Lucian Daratrazanoffs Haus einbrechen,
hört er sich vielleicht an, was wir zu sagen haben, und unterstützt unser
revolutionäres neues Sicherheitssystem. Wir haben es entwickelt, aber uns
fehlen die Mittel, um es in großen Mengen zu produzieren und auf den Markt zu
bringen.«
Jaxon wandte den Kopf und sah Lucian an. »Wirklich brillant. Und noch
dazu in so kurzer Zeit aus dem Ärmel geschüttelt. Ich bin echt beeindruckt.«
Sie drehte sich wieder zu den drei Männern um. »Was hat er Ihnen angeboten,
damit Sie mich belügen? Straffreiheit? Ich bin Polizeibeamtin. Hat er das erwähnt?«
Hai Barton schüttelte den Kopf.
»Sie scheinen nicht ganz verstanden zu haben, worum es uns geht. Wenn wir Mr.
Daratrazanoffs Unterstützung bekommen, können wir unglaublich viel Geld machen.
Wir könnten alle Millionäre werden. Unser Produkt ist phantastisch.«
Jaxon versuchte, sich in Bartons Denken einzuschalten, genauso, wie
Lucian es machte. Sein »Einblick«, wie er es nannte, nicht die intime Art von
Verbindung, die sie und Lucian teilten
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